Und Trotzdem

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Eisig wehte der Wind durchs die Straße und ich vergrub mein Gesicht noch tiefer in meinem Schal und zog die viel zu dünne Jacke enger um mich. Ich stand gerade an einer eher einsamen Straßenecke im düsteren Teil der Stadt und versuchte möglichst nicht aufzufallen und besonders nicht einzuschlafen.

Ich schreckte gerade wieder aus einem Sekundenschlaf auf, als ein schwarzes Auto um die Ecke bog. Während es die Straße entlang fuhr wurde es immer langsamer je näher es zu mir kam. Die Müdigkeit war wie weggeblasen und ich stellte mich aufrecht hin um größer zu wirken. Mitten in der Nacht allein als Frau in diesem Teil der Stadt an einer Straßenecke zu stehen ist nicht ganz ungefährlich. Ich hab mein ganzes Leben hier verbracht und hatte deswegen schon einige Sachen mitbekommen. Das Auto war nun nur mehr 15 Meter von mir entfernt, als es plötzlich stehen blieb. ein paar Sekunden geschah nichts, bevor die Beifahrertür mit Schwung geöffnet wurde und ein Mann mit einer Zigarette ausstieg. Er lehnte sich noch einmal zurück ins Auto und sagte etwas zu seinem Kumpel, der daraufhin in grölendes Gelächter ausbrach. Der Raucher grinste ebenfalls, schmiss die Autotür dann aber zu und das Auto verschwand, Schlangenlinien fahrend in der Nacht. Auch der Mann machte sich torkelnd auf den Weg, direkt auf mich zu. Wenn ich bisher eins in meinem Leben gelernt hatte, dann war das, dass betrunkene Männer und dunkle Straßen keine gute Mischung waren. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und versuchte ruhig und geleichmäßig weiter zu atmen, während meine Gedanken gerad Amok liefen und sich schreckliche Geschichten ausdachten was alles passieren konnte. Wahrendessen kam er immer näher. Ich konnte mittlerweile das Zittern meiner Knie nicht mehr unterdrücken. Mein ganzer Körper schien in Alarmbereitschaft, doch in meinem Gehirn herrschte gähnende Leere.


GeschichtensammlungWhere stories live. Discover now