Kapitel 31

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Das Meer war nicht weit weg, wie Chad gesagt hatte. Er schätzte unsere Reise auf ungefähr fünf Tage Fußmarsch.

Doch die Kälte machte uns allen zu schaffen. Die Nächte waren eiskalt. Als wir an einem Dorf vorbeikamen, brachte mir Damien einen ebenso dicken Mantel, wie er einen trug.

„Hast du ihn gestohlen?", fragte ich ihn, als ich den Mantel zitternd entgegen nahm. „Nein, es war Markt. Ich habe bezahlt.", sagte er abwesend. Und wenn schon. Alles war besser als hier draußen zu erfrieren. Alle nötigen Vorräte, hatten Chad, Damien und zwei andere Soldaten aus dem Dorf besorgt, sodass es eigentlich für unsere Reise reichen müsste. Ich hoffte es jedenfalls.

Es schneite. Heftig. So stark, dass man nur ungefähr zehn Meter weit sehen konnte. Ich schloss für einen Moment die Augen. Wann war es endlich vorbei? Alentija, die Stadt die um das Schloss herum erbaut worden war, befand sich direkt am Rande des Landes des ewigen Eises und somit befanden wir uns direkt in diesem Land. Sogar im Sommer war es hier erschreckend kalt, doch da es Winter war, war es fast nicht auszuhalten.

Ein eiskalter Wind blies mir den seichten Schnee ins Gesicht, der wie tanzende Eiskristalle vom Himmel segelte. Alles war besser als in der Gewalt Kiremsews und der Lord Kemmingtons zu sein, doch wir mussten hier raus, sonst konnten wir nicht lange überleben.

Immer wieder dachte ich an Jayden. Wieso? Wieso um Himmels Willen hatte er nur sein Leben geopfert um meines zu retten? Ich wusste es nicht. Ich war es die ihn zurück gelassen hatte und doch hatte er sein Leben für meines aufgegeben. Wie hatte er mir das nur antun können?

Nun spürte ich es. Er war zwar immer der neckende Freund, der mich aufzog und mich spielerisch und freundschaftlich auslachte, doch war er der beste Freund den man sich wünschen konnte. Den ich gehabt hatte. Aber nun war es zu spät. Ich glaubte, erst wann man verlor, wusste man wirklich, was man besessen hatte.

Ich konnte nicht an ihn denken, ohne dass mir die Tränen kamen. Was würde ich nur alles tun, um ihn noch einmal zu sehen. Um noch einmal mit ihm zu sprechen, und um ihm zu sagen, wie viel er mir bedeutete und dass ich dies erst zu spät gemerkt hatte. Wieso spürte ich das erst wenn es zu spät war? Wieso spürte ich es erst, wenn alles vorbei war und nicht mehr rückgängig zu machen war? Wieso nur?

Ich lag neben Damien in einer kleinen Höhle. Hier wollten wir übernachten. Draußen tobte der Sturm, der uns jedoch zum Glück hier drinnen verschonte. Alle Bändiger schliefen, doch ich konnte nicht schlafen.

„Damien?", flüsterte ich leise. Eine Weile kam keine Antwort, bis er schließlich genauso leise wie ich antwortete.

„Ja?"

Ich schloss für einen Moment die Augen. „Danke, dass ihr uns dort rausgeholt habt." Ich schluckte um ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Dafür brauchst du mir nicht zu danken, es war selbstverständlich." Ich schüttelte unmerkbar den Kopf.

„Nein, das war es nicht." Ich schluckte den Klos in meinem Hals hinunter. „Das war es ganz und gar nicht."

Eine Weile herrschte eine drückende Stille. Doch dann antwortete er: „Doch das war es und ich würde es wieder tun, auch wenn alles schief gehen würde.", sagte er.

Ich schluckte und ließ die Worte ganz auf mich wirken. Die ganze Decke der dunklen, kalten höhle war mit Spinnennetzte durchzogen worden, die nun im seichten Schein des langsam ausgehenden Feuers glitzerten wie funkelnde Kristalle.

Eine ganze Weile sagte niemand von uns beiden etwas und ich hatte die Befürchtung das Damien eingeschlafen war, doch ich musste ihn das trotzdem fragen. „Werden wir es schaffen?", fragte ich. „Werden wir vor den Swaresk und Kiremsew fliehen können? Können wir es wirklich schaffen?"

Swaresk- HuntedWhere stories live. Discover now