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Hermine P.o.V.

Am nächsten Morgen huschte ich durch den Gemeinschaftsraum um in die große Halle zu kommen. Ich ließ meinen Blick durch den gemütlich eingerichteten Raum schweifen. In dem Kamin glühte das Feuer langsam aus und ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Wie es sich herausstellte, war es Malfoy, der gerade eine Seite in dem Buch „Stolz und Vorurteil" umblätterte. Ich schaute ihn skeptisch an. „Du liest Muggelbücher?", sprudelte aus mir heraus. Er blickte auf, und als er mich entdeckte verfinsterte sich sein Blick. „Was dagegen?", entgegnete er genervt. Ich schüttelte hastig den Kopf. „Nein, ich war nur überrascht. Deine Familie hat es ja nicht so mit Muggeln und Schlammblütern, nicht wahr?", antwortete ich. Als er nicht darauf reagierte verließ ich den Gemeinschaftsraum und machte mich auf den Weg zur großen Halle. Dort angekommen, setzte ich mich aus Gewohnheit an den Gryffindortisch, wo ich argwöhnisch von ein paar wenigen Frühaufstehern angesehen wurde. Beschämt stand ich wieder auf und setzte mich etwas abseits von den anderen an den Slytherintisch und lud mir Spiegeleier und Bacon auf. Ich bemerkte wie Luna die große Halle betrat und ihren Blick durch den Raum schweifen lies. Ihren Rock hatte sie so verzaubert, dass er aussah als wäre er über und über mit Pailletten geschmückt und ließ das Sonnenlicht gebrochen über jeden Quadratzentimeters der Halle strahlen. Kaum hatte sie mich entdeckt, fing sie an wie wild zu winken, lächelte und kam hüpfend zu meinem Platz. Bei ihr hatte der Hut fast 10 Minuten gebraucht um sie in ein Haus einzuordnen und hatte sich abermals für Ravenclaw entschieden. Sie setzte sich neben mich, als wäre es das natürlichste der Welt und belud ihren Teller ebenfalls mit Spiegelei. „Guten Morgen, Hermine", grüßte sie mich mit ihrer sanften Stimme. „Morgen, Luna. Wie geht es dir?", fragte ich sie höflich. „Gut und dir? Wie ist es in Slytherin?"  Ich überlegte kurz, bevor ich antwortete. „Naja, es ist... ungewohnt. Aber sonst geht es mir hervorragend." Sie nickte interessiert. „Und Harry?" Ich dachte daran, wie er sich gestern mit Zabini unterhalten hatte. Im Gegensatz zu mir, hatte er anscheinend schon Freunde gefunden, was meiner Meinung nach aber keine Überraschung war, er ist ja immerhin der 'Auserwählte'. Das war auch der Grund dafür, dass Romilda Vane ihn im sechstem Jahr mit dem Liebeszauber verzaubern wollte. Ich erinnerte mich daran, dass Luna auf eine Antwort wartete und nickte schnell. Luna runzelte die Stirn und mir fiel ein, dass man auf ihre Frage schlecht mit einem Nicken antworten konnte. „Hm, ja. Er scheint schon Freunde gefunden zu haben, ich hab ihn gestern Abend mit Blaise Zabini reden sehen." Luna nickt langsam. Mein Blick ging wie automatisch Richtung Tür, wo ich Malfoy sah, der nun wohl auch Hunger hatte. Als Luna ihn entdeckte, sprang sie auf und lief davon, mit der Ausrede, dass sie ganz vergessen hatte 'die Thestrale zu zeichnen'. Er kam mit großen Schritten auf mich zu und setzte sich auf den Platz, auf dem Luna vor kurzem noch gesessen hatte und schob ihren Teller beiseite. „Na, Granger? So einsam, dass du dich schon mit Looney Luna abgeben musst?", fragte er provokant und griff nach einem Toast. Empört schaute ich ihn an. „Natürlich bin ich nicht einsam! Und hör auf sie so zu nennen, Malfoy", erwiderte ich, worauf er aber nur lachte. „Können wir mit diesen kindischen Streitereien nicht aufhören?", fragte ich und seufzte. Er wurde ernst. „Kindische Streitereien?" Ich nickte. „Zumindestens so lange wie wir im selben Haus sind", schlug ich vor. „Na gut, Granger. Aber nur weil du es bist", murmelte er und ging, wobei er sein Toast vergaß, das noch völlig unberührt auf seinem Teller lag. Verwirrt beschloss ich in die Bibliothek zu gehen. Hatte ich gerade ernsthaft Frieden mit Draco Malfoy geschlossen? Mit dem Jungen, der mich die letzten Jahre als Schlammblut beleidigt hat? Und warum hatte er so schnell eingewilligt? Ich machte mich auf den Weg zu Muggelkunde, und zum Glück waren in diesem Kurs keine Slytherins außer mir. Was für eine Überraschung. Nach dem Unterricht setzte ich mich in einen der bequemen Sessel der Bibliothek und fing an ein Buch zu lesen. Als ich sah wie die Sonne langsam unterging machte ich mich auf den Weg zu meinem neuen Gemeinschaftsraum.

Ich kam gerade bettfertig aus dem Bad, als ein Donner ertönte. Ja, ich hatte Angst vor Gewitter. Ich lief zur Wand und drückte mich dagegen, während ein weiterer Donner kam. Plötzlich gab die Wand nach, und ich fiel gegen etwas warmes. Gegen jemanden warmes. Gegen Malfoy. Anscheinend war die Wand wohl doch keine Wand, sondern die Tür von Malfoy. „Was machst du da Granger?" Ich ließ abrupt von ihm ab. „Ich...", fing ich an,doch dann unterbrach mich ein weiterer Donner und ich schmiss mich in seine Arme. „Du hast doch wohl keine Angst vor Gewitter, Granger?",fragte er mich und zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. Ich nickte nur und er seufzte. Sonst hatte ich immer die anderen Mädchen gehabt und gewusst, dass ich nicht wie jetzt in dem Einzelzimmer alleine war. „Geh schon mal ins Bett, ich komme gleich nach", meinte er. Ich sah ihn mit großen Augen an. „In dein Bett?", fragte ich zögernd.„Natürlich, ich will wenigstens in meinem eigenen Zimmer schlafen!", antwortete er und ging Richtung Bad. Ich drückte seine Tür auf, legte mich, mit dem Rücken zur Tür, in sein Bett und wartete. Nach kurzer Zeit hörte ich wie er ins Zimmer kam. Plötzlich raunte er in mein Ohr:„Was mach ich nur mit dir, Granger? Warum warst du überhaupt in Gryffindor, wenn du solche Angst hast?" Ich antwortete nicht. Er legte seinen Arm um mich und gab mir das Gefühl, geschützt zu werden. Und so schlief ich seelenruhig mit seinem Duft in der Nase ein, während draußen ein fürchterliches Gewitter tobte.

Der Tausch(Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt