Mein Leben

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Die ersten beiden Kapitel sind sprachlich etwas anders verfasst, da diese zwei Jahre früher geschrieben worden sind...also lese ruhig bis zum dritten Kapitel und überzeuge dich selbst;)

Ich sitze wie immer in meiner kleinen Gasse. Allein.
An mir ziehen die wenigen Menschen vorbei, die sich noch trauen in dieser Gegend zu sein.
Ein kleiner Markt ist aufgebaut, ich kann jedoch nicht verstehen, wie dieser aufrecht erhalten bleiben kann.
Selbst die, die sich trauen hierher zu kommen kaufen nicht immer.
Was werden die Händler denn bitte los?
Mir ist klar, dass die Verkäufer gezwungen werden an diesem Ort zu bleiben, aber wie sie an die Lebensmittel kommen ist mir ein Rätsel.
Könnte mir ja auch eigentlich egal sein, da es aber nicht viel gibt, was ich tun kann, macht mich das schon neugierig.
Ich sitze im Schneidersitz an die Wand gelehnt, habe meine Hände im Schoß, halte den Blick gesenkt, sodass mir meine mittellangen blonden Haare ins Gesicht fallen, und beobachte aus dem Augenwickel mit meinen grün-blauen Augen die vorüberziehenden Bürger.
Ich habe wie jeden Tag einen Becher hingestellt. Er steht vor der Gasse, im hellen Licht der Morgendämmerung.
Wenn ich Glück habe schmeißt jemand ein paar Cent rein, wenn ich Pech habe tritt ihn Einer um und wenn alles normal ist wird er einfach ignoriert. Ich werde einfach ignoriert.
Die Menschen fühlen sich schon unwohl genug, hier lang gehen zu müssen, da wollen sie nicht auch noch einem Penner Geld hinschmeißen.
Sie wollen so schnell wie möglich weg, damit sie nicht den Casicas oder anderen Gangs in die Hände fallen.
Die Casicas sind die Schlimmsten. Die machen vor nichts und niemandem halt. Die würden sogar ein unschuldiges Baby aus dem Fenster werfen, weil sie einen Konflikt mit deren Mutter haben.
Die würde dann aber auch nicht viel länger weiter atmen.
Naja, das wäre allerdings noch das Harmloseste.
Ich bin schon einzelnen von ihnen begegnet und habe eine Unterhaltung mit einem Gruppenmitglied geführt...
Naja. Eher wurde ich verhört. Und zwar darüber was mir aufgefallen war.
Ich habe letztendlich einen Tipp gegeben, der einem anderen Menschen das Leben gekostet hat.
Einer der Händler, der mit in ihre Deals verwickelt war hatte sich selbst ein paar Drogen beseite gelegt.
Ich hatte das alles gesehen und hatte es nur verraten, weil ich so dumm war zu glauben, dass der Typ von Casica mir ein Abendbrot spendierte.
Ich muss auf alles hoffen.
Im Großen und Ganzen bereue ich es jedoch nicht, geholfen zu haben.
Ich verzichte liebend gern auf ein Abendbrot, als mich stattdessen neben einem Toten wiederzufinden.
Der Casica-Typ hätte die Informationen notfalls aus mir raus geprügelt und mich dann umgelegt. Die Abendbrot-Nummer ist also tausend mal besser.
Als ich in diesem Moment eine bestimmte Person erblicke, denke ich über meinen Entschluss lieber nochmal nach. Ich würde vermutlich lieber brutal zugrunde gehen, als jeden dritten Tag in seine Visage zu starren. In Brass's.
Brass. Natürlich weiß keiner seinen richtigen Namen, jedoch ist das der Einzige mit dem man ihn ansprechen darf. Obwohl man das auch besser lassen sollte. Er neigt dazu, leicht aggressiv zu werden, wenn ihm jemand "Auf den Sack geht " , wie er immer so schön sagt.
Das sagen im Grunde zwar viele Menschen, trotzdem glaube ich nicht das in normalen Verhältnissen, also bei Familie und Freunden in dem relativ geordneten Leben, nach diesem Satz der Betroffene schon fast wimmernt am Boden liegt.
Brass hat eigentlich nur ne große Klappe und nichts dahinter, aber er ist regelrecht ein Schrank. Er ist wirklich breit. Muskulös breit. Er weiß auch wo man treffen muss, damit es richtig wehtut.
Außerdem hat er immer in seiner Nähe ein paar Kollegen, die ihm jederzeit den Arsch retten.
Das alles zusammen wirkt auf alle Passanten abschreckend.
Ich persönlich habe keine Angst vor ihm. Ich kenne ihn aber auch ganz gut. Er ist eigentlich recht dämlich.
Selbst ich habe es schon geschafft ihn zu beklauen. Und wenn ihn einer seiner Hintermänner nicht drauf hingewiesen hätte, hätte er es noch nicht mal bemerkt und hätte mich am nächsten Tag nicht verprügelt.
Ich mache ihm oft Ärger, anfangs waren es nur Kleinigkeiten, also habe ich auch nicht so viel einstecken müssen. Doch in letzter Zeit werden seine Schläge immer heftiger und ich muss mir was einfallen lassen. Irgendwas.
Unsere erste Begegnung hat all das ins Rollen gebracht.
An diesem Tag hatten schon viele mein weniges Geld durch die Gegend geschossen. Und dann kam Brass.
Das reichte mir.
Ich war sowieso schon angepisst und er hatte das Fass zum überlaufen gebracht. Ich stand also auf und schleuderte ihm den Becher an den Kopf. Er schrie über den kleinen Platz und trat zu. Nur ein einziges Mal. Das reichte jedoch. Die gesamte Woche hatte ich noch Schmerzen. Seit diesem Tag  lassen immer weniger Zivilisten Geld fallen. Sie halten mich für dumm und naiv. Das bin ich auch. Genau deshalb räche ich mich auch an ihm.
Als ich sehe wie er auf mich zu geschlendert kommt verdrehe ich die Augen, stehe auf und will gerade gehen, als Brass mich am Handgelenk festhält und mit zusammen gebissenen Zähnen flüstert: »DU! Gehst erst wenn ich es dir erlaube, klar?! «.
»Jo«, murmle ich in mich hinein.
»Ich möchte, dass du etwas für mich erledigst. Etwas sehr wichtiges. Du weißt was- «, weiter kommt er nicht.

»Jaja. Verkauf mich nicht für dumm, wenn es soooo wichtig wäre, würdest du ja wohl kaum ein Kind anheuern.
Und ja habe schon verstanden, wenn ich verkacke, gibts Ärger«.

Er mustert mich einen Augenblick: »Kleiner, Du solltest dir nicht so viel rausnehmen. Immerhin bin ich der Chef «.

Blablabla. Es folgt eine fünfminütige Rede darüber, wie stark er doch sei, bis er endlich zur Sache kommt: »Jetzt nicht hingucken, aber der Frau, die die Kiste in der Hand hält, sollst du folgen und ihr die Kiste in einem guten Moment abnehmen «.

Ich habe schon eine gewisse Ahnung: »Ich nehme an unter dem Obst befindet sich etwas? «.

»Das geht dich nichts an «, ist das Einzige, was zurück kommt.

» Ach ja? Aber besorgen kann ich dir das Zeug ruhig? «.

Er wirft mir einen drohenden Blick zu: »Wenn du in spätestens einer halben Stunde mit der Ware hinter der "Alten Schenke" wartest, wird dir eine Tracht Prügel erspart und es springt vielleicht noch etwas Kohle für dich raus «.

Vielleicht reicht mir zwar nicht, aber da ich eh nicht gegen ihn ankomme setze ich mich in Bewegung.
Ich halte kurz inne: »Wenn etwas schief geht, weil mich beispielsweise jemand angreift, kommst du nicht einfach so davon «.

»Was willst DU Knirps denn bitte machen? «. Das Lachen bringt ihn hoffentlich noch um...zumindest klingt es so. Wenn das Ganze in einen Hustenanfall übergehen sollte wundert mich das nicht...

Ich schaue zurück über die Schulter, während ich mir unbemerkt sein geklautes Armband in die Hosentasche tue: »Mir fällt da schon was ein, glaub mir. Naja, wir werden sehen, ob dir bis dahin schon jemand die Augen ausgestochen hat «.

Ich setze schmunzelnd meinen Weg fort. Ich glaube nicht, dass er meine Drohung ernst genommen hat. Wenn etwas daneben geht wird er sie jedenfalls am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Streetboy ForeverWhere stories live. Discover now