ein erstes gefühl von morgen

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Da war dieses Mädchen. Sie kam neu auf unsere Schule, wählte beinahe dieselben Kurse wie ich. Sie war nett, vielleicht ein wenig zu schüchtern. Aber wer wäre das nicht, wenn man auf eine neue Schule kommt?

Und dann gab es da auch noch diese dämliche Stufenfahrt. Natürlich gab es wie immer eine Erstwahl, in die ich nicht kam; eine Zweitwahl, die auch schon voll war; eine Drittwahl, die auch noch okay gewesen wäre, bei der ich aber das Losverfahren verlor. Also wurde ich eben in meine nicht existente Viertwahl gesteckt. Eine Woche lang Radfahren, irgendwo in der Pampa. Sie wurde auch in die Gruppe gesteckt, wahrscheinlich gab es dafür einfach zu wenige Anmeldungen.

Dort, in diesem ranzigen Zimmer der angegrauten Jugendherberge beschlich mich eine schwache Ahnung dieses Gefühls zum ersten Mal. Es war ein kleines Gefühl gewesen. Ebenso klein und schüchtern wie Beth es auch war.

Es hatte sich nur ganz kurz gemeldet. Als Beth sich das verschwitzte T-Shirt über den Kopf zog und ich für einen winzigen Augenblick die Haut erblicken konnte, die sich über ihre Beckenknochen spannte. Beth kam mir beinahe transparent vor.

Damals hatte ich für dieses winzige Stückchen Gefühl noch keinen Namen gefunden. Später habe ich begriffen, dass es die erste Narbe war, die morgen auf meiner Seele hinterließ.

Jetzt wünsche ich mir, morgen hätte mir sichtbare Narben zugefügt.

Morgen helfe ich dir, BethWhere stories live. Discover now