Poison

11 0 0
                                    

POV Saja

Nach gefühlten drei Jahren Schlaf wachte ich auch. Ich hatte Schmerzen, Hunger und fühlte mich, wie eine nasse Socke. Als ich die Augen öffnete, war ich dankbar für die Dunkelheit, die mich umgab. Dann bemerkte ich, dass ich nicht alleine war. Aus der Dunkelheit heraus starrten mich zwei funkelnde, dunkle Diamanten an. Der Blick bohrte sich fast schon in meine Brust. Bereits nach Sekunden davon genervt, seufzte ich hörbar. Von meinem 'Gast' kam keine Reaktion.
"Könntest du das bitte lassen, Kaya?", fragte ich, bevor ich vor meiner eigenen Stimme erschrocken zusammemzuckte.
Ich klang, als hätte ich Kreide gefressen - wie der große, böse Wolf aus einem berühmten Märchen - oder mit Reißnägeln gegurgelt. Irgendwas musste ich getan haben, denn das war definitiv nicht meine Stimme.
"Ich werde dich solange anstarren, bis du mir gesagt hast, wo ich dieses Mädchen finde!", antwortete mir meine kleine Cousine mit einem starken Akzent.
Noch ehe ich antworten konnte, platzte jemand durch die Tür, schlang ihre Arme um mich und heulte. Als ich realisierte, wer sich da an mich presste, erkannte ich Lola, die in der Tür stand und mit ihren Lippen ein stummes 'Tut mir leid' formte.

POV Lola

Es hat Stunden gedauert, bis ich alles, was Marc und Kaya mir erzählt hatten, begreifen konnte. Gerade, als der Moment gekommen war, in dem ich mich konstruktiv dazu äußern wollte, klingelte es an der Tür. Ich wusste, ich sollte die Türe nicht öffnen, aber wenn die Person nochmal klingelt und Saja weckt, würden Marc und Kaya diesen Menschen umbringen. Allein der Gedanke war erschreckend.
Doch noch erschreckender war das Geräusch, als von außen plötzlich ein Schlüssel in die Wohnungstür gesteckt wurde, um diese zu entriegeln. Sekunden danach, sprang die Tür auf und ein Mensch, der Lola zwar nicht völlig fremd, aber dem sie persönlich nie begegnet war, betrat die Wohnung.
"Was zum? Wer seid ihr denn? Was macht...", begann die Person lauthals zu zicken, doch Marc unterbrach sie.
"Gott, halt die Fresse, Jade! Saja schläft!", zischte er, woraufhin sich Jade beruhigte.
Sie schloss die Tür und zeigte auf Kaya und mich.
"Ihre kleine Schwester und ihre Cousine. Wobei du Kaya eigentlich noch kennen müsstest. Was machst du eigentlich hier?", fragte Marc, dessen Stimme extrem angewidert klang.
"Ich wurde informiert, dass meine Frau mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liegt. Da bin ich in den nächsten Flieger gestiegen. Was glaubst du denn?!"
Meine Augen weiteten sich. Das war eines der Dinge, die ich nie verstanden habe. Saja war zwar verheiratet, trug ihren Ring aber nicht. Nirgendwo standen Bilder der Hochzeit oder welche bin ihr und ihrer Frau. Generell verhielt sie sich mehr wie ein Mensch, der Single ist. Sie sagte auch nie, dass sie ihre Frau vermissen würde oder Dinge in der Art.
Während ich meinen Gedanken nachging, stürmte Jade das Schlafzimmer.
Ich erkannte durch das trübe Licht, das nun das Schlafzimmer leicht erhellte, eine wache Saja, die verwirrt zu mir rübersah. Wortlos entschuldigte ich mich bei ihr. Dann durchbohrten mich ihre Augen. Es dauerte einen Augenblick, dann verstand ich, was sie wollte. Schnell flitzte ich ins Wohnzimmer, holte das Buch aus dem Regal, öffnete es und holte Saja's Ehering aus dem Geheimfach. Anschließend stellte ich das Buch wieder an seinen Platz.
Kaum war ich zurück im Schlafzimmer, passierten genau zwei Dinge gleichzeitig:

Marc öffnete die Wohnungstür, an der es wohl geklopft hatte und Jade fragte nach dem Ehering.

Noch bevor ich oder Saja mit einer Erklärung aufwarten konnten, warum sie den Ring nicht trug, stand plötzlich jemand neben mir, der die Situation nicht gerade verbesserte.
"Gott, Saja, was ist denn mit dir passiert?!", erklang eine besorgte Stimme neben mir, ging mit schnellen Schritten auf Saja zu, drückte Jade zur Seite und platzierte sich sofort an deren Stelle in Saja's Arm.
"Was zum...?", setzte Saja an, doch der Neuankömmling funkte sofort dazwischen.
"Als Lola mir heute gesagt hat, dass du seit 'ner Woche nicht auffindbar bist, musste ich einfach herkommen! Verdammt, Sai!"
Erschrocken weiteten sich sowohl meine als auch Saja's Augen.
"Schon okay. Du kannst von mir aus bleiben, wenn du möchtest. Nur, heul' bitte nicht, in Ordnung, Sammy?", antwortete Saja fast schon liebevoll.
Marc, Kaya und Jade starrten die beiden an. Für die drei musste es ein verstörender Anblick gewesen sein. Für mich allerdings bedeutete es etwas wirklich Wichtiges: die beiden benutzten ihre Spitznamen füreinander. Sie näherten sich wieder aneinander an.

SoulsWhere stories live. Discover now