Kapitel 18

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Keiner von uns sagte ein Wort, bis ich die unangenehme Stille brach. "Kann ich dir beim Abwasch helfen?" Die Frau lächelte mich an und bedankte sich. Während sie abspülte, trocknete ich ab. "Ich bin froh, dass Dean dich kennen gelernt hat!", sagte sie plötzlich und unterbrach meine Gedanken. "Warum?", fragte ich mehr als überrascht. "Dean hat sich verändert. In der kurzen Zeit schon.", sagte sie und wusch gedankenverloren einen Teller ab. Ich fragte sie wie ich ihn verändert hatte. "Als er noch klein war, hat er viel Unsinn angestellt. Vom Nerven der anderen Rudel mitglieder bis zum verbotenen Verstecken spielen im Wald. Nie hat er sich um Regeln gekümmert. Auch als er Alpha geworden ist, war er noch immer sehr leichtsinnig und unbedacht. Als er dich in der Schule getroffen hat und zu Hause war, wusste ich sofort, dass etwas passiert ist." Meinen fragenden Blick ignorierte sie und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Geschichte. Nebenbei wusch sie das Geschirr weiterhin ab. 'Wie sollte sie bitte bemerkt haben, dass mit Dean was nicht stimmt? Mutterinstinkt?' , fragte ich mich insgeheim. Kurz darauf bekam ich auch schon die Antwort. "Seine 'Aura' hat sich verändert. Normalerweise war sie unruhig doch an diesem Tag war sie ruhig. Er redete nicht viel und blieb in seinen Zimmer. Erst als er sich mit dir treffen wollte, kam er wieder raus. Ich hatte mir große Sorgen gemacht. Erst als mir meine Tochter erklärte hatte, dass er endlich seine Mate gefunden hatte, war ich wieder beruhigt. Das erklärte seine seltsame Stimmung.", abrupt stoppte sie. An ihrem Blick konnte ich erkennen, dass sie mit ihren Gedanken nicht mehr bei mir war. Auch ich dachte an dem Tag, an dem ich Dean kennen gelernt habe. Ganz in Gedanken versunken, bemerkten weder ich noch Mrs. Lerua, dass der Abwasch erledigt war. Mit einem überraschten 'Oh' gab sie mir den letzten Teller. Mit geübter Hand trocknete ich den letzten Teller ab. "Danke, dass du mir geholfen hast.", sagte sie und umarmte mich herzlich. "Hab ich gerne gemacht.", lächelte ich ehrlich un drückte sie ebenfalls.

Leise Stimmen rissen mich aus meiner Konzentration. Ich war gerade dabei den Deutsch Aufsatz fertig zu schreiben, als ich die Stimmen von Dean und Mr. Lerua vernahm. Wieso konnte ich sie hören?? Diesen verwirrten Gedanken schob ich ermal auf die Seite und hörte der leisen Unterhaltung zu.

"Dad, hast du auch bemerkt, dass....", fing Dean an, wurde jedoch von seinem Vater unterbrochen. "Ja hab ich. Wie kann das sein? Ich hab Peter gefragt und er hat mir erzählt, dass DAS bis jetzt erst einmal vorgekommen ist. Sie ist etwas sehr besonderes!", sprach er fast schon ehrfürchtig. "Wird sie sich heute verwandeln?", fragte Dean wieder. Ganz versteckt konnte ich seine Angst in der Stimme hören. "Keine Angst mein Sohn. Du bist bei ihr und wir auch. Geh nur nicht zu weit weg, falls irgendwas passiert. Wir behalten euch im Auge.", versicherte Mr. Lerua seinem Sohn. "Wirklich?" "Wirklich!" Mit diesen Worten war die Unterhaltung beendet. Schwere Schritte machten sich auf dem Weg nach oben - in meine Richtung.

Was hatte ich da gehört?? Wer war SIE? Was ist schon mal passiert? WAS ist bis jetzt erst einmal vorgekommen? All diese Gedanken spuckten in meinem Kopf herum, unmöglich zu ignorieren. Den Blick fest auf den Bildschirm geheftet probierte ich Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Meine Finger trommelten schnell auf den Tisch. Ich musste mich irgendwie bewegen, aber eigentlich sollte ich noch die Hausübung fertig machen. Leise klopfte es an der Tür. "Rachel, wollen wir eine Runde spazieren gehen?" fragte mich Dean und sah mich auffordernd an. Ohne groß zu überlegen sprang ich vom Stuhl auf und klappte den Laptop zu. Lachend nahm Dean meine Hand und zusammen gingen wir aus dem Haus. "Kommt bitte vor dem Abendessen wieder zurück!", schrie uns noch Mrs. Lerua hinterher. Mit verschränkten Händen gingen wir den Weg entlang in den Wald.

"Rachel, was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?", fragte mich Dean plötzlich. Verwirrt runzelte ich die Stirn und antwortete auf seine Frage. "Grün. Aber wie kommst du denn drauf?" Er zuckte nur mit den Schultern und ging einfach weiter. Ich konnte mir auf meine Gedanken keine Reim darauf machen. Plötzlich raschelte etwas im Busch hinter uns. Ich drehte mich abrupt um, so entriss ich meine Hand von Deans. Dieser sah mich fragend an. Ich dachte, ich hab was gehört! Muss ich mir eingebildet haben. "Nichts, tut mir leid!", sagte ich wieder und nahm seine warme Hand. Schweigend liefen wir weiter und weiter. Wieder blieb Dean stehen. Diesmal war ich diejenige, die ihn fragend ansah. "Ich hab eine tolle Idee! Aber dazu musst du mir vertrauen. Vertraust du mir?!", fragte Dean ernst und freudig zugleich. Mein schnelles 'JA', lies ihn grinsen. Mit geübter Hand zog er sich seine Schuhe, Socken und Jacke aus. Mit großen Augen beobachtete ich, wie mein Mate sich sein T-Shirt auszog und die Hose aufknöpfte. Beschämt sah ich auf die Seite. "Komm, sieh mich an meine Liebste!", sprach Dean sanft und sah mich wieder so intensiv an. Langsam drehte ich meinen Kopf wieder zu ihm. Er stand nur ein paar Zentimeter vor mir und sah mir tief in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick mit der gleichen Intensität. Mit einem Satz sprang er nach hinten und verwandelte sich in einen großen braunen Wolf. Er legte sich vor mir flach auf den Bauch und deutete auf seinen Rücken. "Ich soll doch nicht etwa?? "Ich bin doch viel zu schwer!", protestierte ich. Er sah mich nur mit seinen schwarzen Augen an. Geschlagen seufzte ich und setzte mich etwas unbeholfen auf seinen Rücken. Er stand vorsichtig auf und drehte seinen Kopf in meine Richtung. Ich vergrub meine Finger fest in seinen Fell ohne ihm weh zu tun. Er jaulte einmal kurz auf und fing an nach Hause zu rennen. Der Wind ließ meine Haare zurück. Ich fühlte mich frei und lachte befreit. Dean ließ ein lautes brüllen hören. Ich lachte wie schon lange nicht mehr und fühlte mich rund um wohl.

Viel Spaß😘

LG, Wolfsspiegel


my secret wolfWhere stories live. Discover now