Ich bin dein Freund!

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Diese Geschichte widme ich meinen Freunden, die immer für mich da sind und mit denen ich schon viel erleben durfte!

Danke, dass es euch gibt!

„Hey, verpiss dich du Arsch!" Jemand stieß Jon in den Rücken. Als er nicht reagierte, packten ihn zwei starke Arme und schubsten ihn auf den Boden. Gejohle ertönte, als sie auf ihn einprügelten. Jon wehrte sich nicht, er weinte auch nicht, sondern ließ alles widerstandslos über sich ergehen. Irgendwann würden sie aufhören. Spätestens dann, wenn ein Lehrer kam. Mindestens zweimal am Tag musste Jon solche Prügel einstecken.

Er war es gewohnt.

Es ging nun schon seit drei Jahren so. Jon war in der neunten Klasse in einer Realschule für Jungen. Nach der Sechsten waren die Klassen aufgeteilt und er war als Einziger zu fremden Jungen gesteckt worden. Schon als der Lehrer ihn den anderen vorgestellt hatte, hatte Jon diese feindselige Atmosphäre wahrgenommen. In der Pause waren fünf Jungs zu ihm an den Tisch gekommen und hatten ihn gefragt, wie alt er sei, wo er herkäme und in welcher Klasse er vorher gewesen wäre. Jon hatte alle Fragen beantwortet. Dann hatte Robin, der „Boss" der Klasse, den Jungen am Kragen gepackt und drohend gezischt: „Hör zu, Freundchen! Hier gelten meine Regeln, klar? Wer sich nicht dran hält, dem geht's schlecht, verstanden?"

Jon hatte Robin wütend angefunkelt und ruhig erwidert: „Ich lass mir von niemandem was sagen, nur dass das klar ist!"

Seitdem war er das Opfer von Robin und der gesamten Klasse. Die Jungen schlugen ihn, sooft sich die Gelegenheit dazu bot, machten sich über ihn lustig und mobbten ihn wegen jeder Kleinigkeit. Jon ließ alles über sich ergehen.

Er war es gewohnt.

Seinen Eltern erzählte er nichts davon. Sie waren eh nie zuhause, weil sie den ganzen Tag in die Arbeit gingen. Jon war immer allein.

Er war es gewohnt.

Wenn er von der Schule nach Hause kam, machte er seine Hausaufgaben, lernte und danach setzte er sich an sein Fenster in seinem Zimmer und dachte sich die schönsten Geschichten aus. Darin konnte er den schrecklichen Alltag in der Schule vergessen. So schlimm es auch am Vormittag war, nachmittags gehörte ihm die Welt der Träume.

Als Felix seinem neuen Lehrer zum Klassenzimmer folgte, hörte er schon von weitem das Gejohle von vielen Jungen. Herr Kröger, der Mathelehrer, beschleunigte seine Schritte und blieb schließlich vor einer Tür stehen. Geschrei schallte durch den ganzen Flur. Der Lehrer riss die Tür auf, stürmte in den Raum hinein und stemmte wütend die Arme in die Seite. Felix blieb im Türrahmen stehen und sah auf die vielen Jungen, die Herr Kröger zuerst erschrocken anblickten, dann jedoch grinsten und sich gegenseitig anstießen. Danach zogen sie sich lachend auf ihre Plätze zurück. Ein Junge lag noch am Boden und hatte die Augen fest zusammengekniffen. Er hatte einige blaue Flecken im Gesicht, dort wo die Fäuste der Jungen ihn getroffen hatten. Herr Kröger seufzte und ging zum Pult, ohne sich um den Jungen zu kümmern. Felix wurde zornig. Warum half der Lehrer denn nicht? Wieso schimpfte er die Jungen nicht?

Felix ging in die Knie, berührte mit der Hand die Schulter des Jungen, der die Augen aufschlug und ihn ängstlich ansah. Da bemerkte er die Hand, die Felix ihm hinhielt, ergriff sie und ließ sich auf die Füße ziehen.

„Jon! Setz dich sofort hin!", brüllte Herr Kröger. Der Junge zog den Kopf ein und schlich auf seinen Platz.

Felix beobachtete die Szene verblüfft und fassungslos. Das war ja wohl der Gipfel! Der Lehrer schrie den armen Jungen, der gerade von der ganzen Klasse zusammengeschlagen worden war, an, anstatt ihn zu trösten und die Klasse zu schimpfen!

Jon tat ihm Leid.

Herr Kröger stellte Felix kurz vor, dann deutete er auf einen freien Platz ganz hinten neben Jon.

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⏰ Last updated: Feb 16, 2014 ⏰

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