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Kapitel 7

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Mein Körper war schlapp, die Müdigkeit machte sich in allen Gliedern breit. Nur meine Augen und mein Bewusstsein konnten sich einfach nicht überwinden, endlich schlafen zu gehen. Sie hatten mir eine kleine Kabine frei gemacht, die nicht mal halb so groß war wie die Küche bei Lero, gerade noch hatte ich Platz, um mich auf die provisorische Matratze zu legen. Meine Finger gruben sich verkrampft in die dünne Decke, die immer noch unter mir lag, obwohl ich zitterte. Ich wollte wieder zurück. Das alles hätte nie – niemals – passieren dürfen. Und doch war ich nun hier, auf einem Schiff ausschließlich mit Männern aus Erilos. Wer wusste schon, was sie bereits alles in ihrem Leben getan hatten? Wahrscheinlich waren die meisten hier kaltblütige Mörder. Und ich lag durch eine dünne Holzwand getrennt neben ihnen. Meilenweit entfernt von meinem Zuhause, das ich in diesem Moment mehr vermisste als je zuvor. Ich vermisste mein Bett, den Ausblick, die Menschen – ich vermisste Lero. Er musste krank sein vor Sorge. Ich hoffte, dass die Leute ihm beistanden, ihn unterstützten und ihn nicht in seiner Trauer alleine ließen. Wenn ich mir schon vorstellte, wie schrecklich er sich gefühlt haben musste, als er mein Verschwinden bemerkt hatte ... eigentlich wollte ich gar nicht erst daran denken.

Nach dem äußerst netten Gespräch mit dem Boss, wie Argos ihn nannte, hatte ich mit keinem der Männer mehr Kontakt gehabt. Nur ihre neugierigen Blicke hatten mich verfolgt, als ich vom Kapitän höchstpersönlich nach unten geführt wurde, wo er mir das tolle Klo gezeigt und mir erklärt hatte, wo ich mich waschen konnte. Danach hatte ich mich in meiner Kajüte verkrochen und war für den Rest des Tages auch nicht mehr herausgekommen.

Einerseits hatte ich Angst, einfach in Ruhe einzuschlafen, schließlich bestand immer noch die Gefahr, dass irgendeiner von ihnen eine unschöne Mordaktion durchziehen würde. Doch gleichzeitig war mir klar, dass sie bereits die Chance dazu gehabt hätten, mich zu töten, diese aber nicht genutzt hatten.

Ich seufzte schwer, als ich einsah, dass ich hier nicht wieder wegkam. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Ich konnte mich verschwommen daran erinnern, wie einer der Männer etwas über Ahlobar erwähnt hatte. Und dass es Wochen dauern würde, bis wir dort ankämen. Wochen. Ich wusste, dass das Land westlich von Iskarús lag, aber ich hatte nie darüber nachgedacht, wie lange es dauern konnte, von einer Küste zur anderen zu kommen. Es war alles so ein verfluchtes Schlamassel.

Ich setzte mich auf, fuhr mir mehrmals durchs Haar und schüttelte energisch den Kopf. Ich musste mich zusammenreißen. Ich durfte bloß keine Schwäche zeigen. Denn ich wollte überleben. Ich musste überleben. Und die einzige Möglichkeit das zu tun, war, sich zu beweisen. Zu zeigen, dass ich nicht nutzlos war.

»Ich muss hier raus ...«, murmelte ich überfordert von den letzten Stunden, bevor ich mich erhob und die Tür aufschloss. Niemals würde ich sofort einschlafen können, vor allem nicht mit dem unübersichtlichen Haufen an Gedanken, die meinen Kopf erobert hatten. Also entschied ich mich, aufs Deck zu gehen und ein wenig frische Luft zu schnappen. Vielleicht würde sich der Knoten in der Nähe meines Herzens dann etwas verflüchtigen - dass er sich gänzlich lösen würde, glaubte ich nicht. Zuhause hatte ich mich in solchen Situationen immer ans offene Fenster gestellt. Aufs Deck zu gehen, war fast das Gleiche.

Meine Schritte möglichst leise haltend, um ja keinen der Männer aufzuwecken, lief ich nach oben und nahm zunächst einmal einen tiefen Atemzug. Es war kalt, doch ich schenkte dem keine Aufmerksamkeit, nur darauf bedacht, ein wenig mehr Freiraum spüren zu können. Es war mir auch egal, ob es vielleicht irgendwelche Regeln gab, die besagten, dass man nachts seine Kajüte nur unter bestimmen Umständen verlassen durfte. Über Regeln hatte ich mit dem Kapitän noch nicht gesprochen und solange mich niemand dabei erwischte, wie ich etwas Verbotenes tat, tat ich es quasi gar nicht.

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by K.J. Silvisko
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