Wo...?

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Still saßen Natascha und ich uns am Tisch gegenüber. Hinter mir tickte eine Uhr an der Wand und ich war mir sicher, dass die Zeiger raschen Schrittes auf Mitternacht zugingen.

Einerseits freute ich mich Yongguks Schwester wieder zu sehen, andererseits war ich mir nicht ganz sicher ob ich ihr und Yongguks Bruder ebenso vertrauen konnte. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie mich nur um Yongguks Willen am Leben ließen, was vielleicht unfair war, aber dennoch konnte ich das Gefühl des Beutetiers nicht vollends abschütteln.

Ich hob meinen Blick von meinen verschränkten Händen zu Natascha, die mich kein einziges Mal seit ihrer Ankunft aus den Augen gelassen hatte. Jäger, Beutetier.

„Sag, Himchan..."

Ich zuckte kaum merklich zusammen, als ihre Stimme plötzlich die seltsame Stille durchschnitt.

„Ich gratuliere dir zu deinem Erfolg, aber sag mir, wie du es gemacht hast."

Ich schluckte trocken und versuchte unter ihrem Blick nicht auf meinem Stuhl herumzurutschen.

„Was meinst du?", stellte ich mich dumm und hoffte somit irgendwas erreichen zu können, wenn auch nur ein bisschen Zeit.

Es sah jedoch schlecht für mich aus, als mich Nataschas Augen unbeeindruckt musterten. Nicht unfreundlich, aber auch nicht nett. Sie schien etwas in meinem Gesicht zu suchen. Kniff ihre Augen zusammen und musterte jeden Millimeter meines Gesichtes. Als sich ihr Blick jedoch meinem Hals näherte räusperte ich mich und lenkte somit wieder ihre Aufmerksamkeit nach oben.

„Was hat dich überhaupt hier her verschlagen?"

Natascha seufzte einmal und fuhr sich mit ihren Fingern durch die hell gefärbten Haare.

„Ich wollte bloß wissen wie es dir geht. Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen und als mir von... von deinem Erfolg zu Ohren gekommen ist, wollte ich ein paar Dinge wissen."

Sie seufzte und sah plötzlich wie eine einfache junge Frau aus, die unendlich müde war. Meine Lippen fühlten dich trocken an und ich befeuchtete sie mit der Zunge. Schließlich räusperte ich mich leise und setzte mich etwas aufrechter hin. Ich holte nochmal tief Luft, ehe ich einen Schritt in die hoffentlich richtige Richtung wagte.

„Was willst du denn wissen?"

Kurz blitzte Erleichterung in ihren Augen auf, ehe ihr Blick wieder eindringlicher wurde.

„Das Mittel gegen die Bisse... ich kann mir schon denken, wie du davon erfahren hast, aber... bitte sag mir, wie du so schnell ein so effektives Mittel erzeugen konntest."

Ich versuchte mir sorgsam eine Antwort zurecht zu legen. Wie viel konnte ich ihr sagen? Wie viel wusste sie schon und wie viel wollte ich ihr überhaupt erzählen?

„Was hat dir Yongguk erzählt?", versuchte ich einen Gegenangriff.

Natascha schnaubte, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nicht viel. Du kennst ihn ja."

Ich biss mir auf die Zunge um nicht nach ihm zu fragen. Wusste Natascha überhaupt, dass wir keinen Kontakt mehr hatten? Hatte er ihr irgendwas gesagt? Müde fuhr ich mir über die Augen. Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis ich mit Schlaf rechnen konnte. Wenn ich heute überhaupt noch damit rechnen konnte.

„Du wirst dir vielleicht schon gedacht haben, dass Yongguk eine gewisse Rolle bei der Entwicklung des Mittels gespielt hat."

Natascha nickte, sagte aber nichts. Langsam fuhr ich fort.

PillowtalkWhere stories live. Discover now