Woodbury

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''Gut, Sophie'', er betonte meinen Namen sehr auffällig, ''Steig ins Auto, wir werden uns auf den weg machen.''
Er brachte mich zu dem Auto, ließ mich zuerst einsteigen und kam dann nach. Sein Auto sah recht neu aus und war groß. Man hatte viel Freiraum und man konnte sich gut bewegen. Vielleicht ein gutes Plätzchen um zu schlafen.
Lang hatte ich keinen gemütlichen Sitz- oder Schlafplatz gehabt, ich hatte Wochenlang auf dem harten Dach des Einkaufscenters geschlafen. Der Sitz fühlte sich demnach wunderbar an, so weich und warm. 
Eine Zeit lang beobachtete ich den Governor, wie er in verschiedene Gänge schaltete und wie er mich ab und zu mal anschaute. Ich entdeckte immer mehrere graue Strähnchen in seinem Haar. Ich hatte ein komisches Gefühl, neben ihm zu sitzen aber vielleicht lag es einfach nur daran, dass ich seit einem Jahr nicht mehr wirklich mit meinem Menschen geredet hatte geschweige denn neben einem saß. 
''Was hast du in Atlanta gemacht?'', fragte er und unterbrach somit die unerträgliche Stille. 
''Bin geflüchtet, habe Schutz gesucht und versucht zu überleben. 'Ne Party hab ich dort ganz sicher nicht geschmissen.'', antwortete ich. 
''Vor wem bist du geflüchtet?''
Ich schaute ihn genervt an. ''Vor bösen Gestalten, die versucht haben mich zu essen.''
Der Governor grinste. ''Sei nicht gleich so gereizt, ich will mich nur nett unterhalten.''
''Das nennen sie eine Unterhaltung? Dumme Fragen stellen?'', fauchte ich. Er schüttelte den Kopf. 
''Du traust mir nicht, das verstehe ich.''
''Sie verstehen das? Also sollte ich ihnen nicht trauen?''
''Nein, ich verstehe es, weil man nicht einfach so jemandem trauen sollte. Ich werde dir beweisen, dass du mir trauen kannst. Spätestens wenn wir in Woodbury sind.''
Genervt drehte mich mich zum Fenster, winkelte meine Beine an und drückte meine Lehne nach hinten, damit ich liegen konnte.  
''Ich werde jetzt versuchen zu schlafen. Ich werde merken, wenn sie versuchen mich auch nur anzufassen, also versuchen sie es erst gar nicht.''
Ich hörte den Governor lachen. ''Hab verstanden'', murmelte er und lachte weiter. 

Die ganze Zeit hatte ich meine Augen geschlossen, doch schlafen konnte ich trotzdem nicht. Ich war nicht mehr müde, ich war hellwach und fühlte mich unwohl. Ich hoffte nur, dass wir bald in Woodbury ankommen würden und ich in einem Sicheren Bett schlafen kann, in dem mich niemand beobachtet.
Genervt setzte ich mich wieder aufrecht hin und schaute geradeaus. Wir fuhren sehr schnell, ab und zu waren Beißer auf der Straße zu sehen, um die wir einen großen Bogen machten. Ich beobachtete die Landschaft. Lang war ich nicht mehr außerhalb einer Stadt gewesen und es schockte mich, wie verwest es hier aussah. Autos standen verwahrlost auf der Straße und die Natur nahm sich nach und nach das zurück, was wir ihr genommen hatten. Straßen wurden zu Wiesen, Häuser waren eingestürzt und ubersäht von Wurzeln, die von nahe anliegenden Bäumen kamen. Ich dachte immer, die Natur sei schön, aber sie ist hässlich. Jetzt ist sie hässlich. Sie sieht alt und verkommen aus, die meisten Blumen sind verwelkt und viele Bäume sind Kahl, außer die großen Bäume in den Wäldern. Die Welt war am ende. 

''Kannst du oder willst du nicht Schlafen?'', fragte mich der Governor. Ich wollte darauf nicht antworten. 
''Wieso sagst du mir nicht deinen richtigen Namen?'', fragte ich ihn. 
''Warum sollte ich deine Frage beantworten, wenn ich auf meine keine Antwort bekomme?''
''Wieso haben sie mich überhaupt mitgenommen..'', murmelte ich genervt und lehnte mich aus dem Fenster. Es war Schwül, die Luft stand still. 
''Ich bin keiner von den bösen, deswegen habe ich dich mitgenommen.''
''Na dann, vielen Dank.'', sagte ich nur und kehrte ihm dann komplett den Rücken zu, doch ehe ich es mir bequem machen konnten standen wir vor einer hohen Mauer. 
Der Governor stieg kurz aus dem Auto, wunk den Leuten, die auf der Mauer standen zu und stieg wieder in den Wagen. Ein großes, anscheinend selbst gebautes Tor öffnete sich. Als wir hinein fuhren, erinnerte mich das alles an einen Freizeitpark, weil dort alles so anders aussah als vor dem Tor. Draußen war alles verwest und grau, hier drin strahlte alles, es sah aus wie eine perfekte Stadt. 
Ich staunte, wirklich, ich staunte. Als der Governor mir sagte, dass er eine Stadt habe dachte ich an eine kaputte, fast Tode stadt in der Menschen mit abgenutzten Klamotten herumliefen, doch es war alles genau anders. Nette Menschen die schöne Sachen trugen, die glücklich auf mich wirkten und normale dinge taten. Keiner rannte hier mit Waffen rum, außer die Wachen. Sie waren wie die Polizisten dieser Stadt. 

''Du kannst aussteigen. Milton wird dich zu einem der Zimmer bringen.
''Wer ist Mil-..'', ich wurde von einem Klopfen unterbrochen. Ein Mann, Mitte 30 mit einer Brille schaute durch mein Fenster.
''Das ist Milton'', antwortete der Governor. Milton öffnete meine Tür und ließ mich aus dem Wagen aussteigen, dann reichte er mir die Hand. 
''Ich bin Milton, wilkommen in Woodbury'', sagte er Freundlich.
Ich versuchte zu lächeln. ''Ich bin Sophie. Danke.''

Da war ich nun also, in Woodbury. 

Cherokee Rose - The Walking DeadWhere stories live. Discover now