17. Kapitel/Das erste Gespräch

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~Demir P.O.V.

„Sie hat die Operation überstanden und wird jetzt auf die Intensiv verlegt. Sie liegt nun im künstlichen Koma und es hängt alles von ihr ab, ob sie aufwacht, oder nicht."

Es ist zwar nicht die Aussage, welche ich mir erwünscht habe, aber dafür hat sie schon mal die erste Hürde hinter sich gebracht. Sie hat die Operation überstanden. Oh mein Gott. Ich realisiere erst jetzt, was der Arzt gerade gesagt hat. Mein Mädchen lebt!

„Darf ich zu ihr?" Ich hoffe darauf, dass er ja sagt. Ich muss sie sehen. Ich muss sehen, wie sich ihr Brustkorb gleichmäßig hebt und senkt, dass sie atmet. Ich möchte einfach nur noch Skyla sehen, egal in welchem Zustand –außer halt im toten.

„Ja sie dürfen zu ihr. Vielleicht hilft es ihr ja auch wenn, sie mit ihr reden." Ich gebe dem Arzt noch meine Hand und bedanke mich bei ihm. Ohne auf Jack und Emilia zu warten stürme ich zu dem Zimmer, welches mir der Arzt genannt hat.

215...

216...

217...

218! Skyla ihr Zimmer. Ich bleibe vor der weißen Tür stehen. Ich kann mich nicht bewegen, es ist so als wäre ich in einer Starre gefangen und komme nicht mehr los. Ich möchte die Tür öffnen und hinein stürmen. Doch, habe ich auch Angst davor, was mich im Zimmer erwarten wird. Bin ich stark genug dafür? Ich muss dafür stark genug sein! Ich muss für mich stark sein! Ich muss für sie stark sein! Ich muss für uns zusammen stark sein, da sie es gerade nicht sein kann. Sie muss gerade nur für sich stark sein. Ich möchte meine Hand heben und die Klinge der Tür runter drücken. Doch bewegen tut sich nichts. Immer noch starre ich das weiß lackierte Holz vor mir an. Du reißt dich jetzt zusammen Demir und gehst da rein!

Endlich schaffe ich es mich aus der Starre zu lösen und die Tür zu öffnen. Ganz leise schließe ich sie wieder hinter mir, als könnte ich sie aufwecken. Doch ich kann sie nicht aufwecken, das kann keiner. Nur von alleine kann sie die Augen wieder öffnen. Alles hängt an ihr, an ihrem zerbrechlichen und geschwächten Körper. Doch egal wie geschwächt ihr Körper ist. Ihr innerer Geist, ihre innere Stärke, ist mit einer Löwin zu vergleichen.

Ich gehe ein paar Schritte in den Raum hinein, bis ich das weiße Bett erblicke, in welchem mein Engel liegt. Sie ist an mehreren Maschinen angeschlossen und sie trägt auch eine Atemmaske. Ein leises piepen kommt von der einen Maschine, anscheinend zeigt diese ihren Puls an, wenn mich nicht alles irrt. Ich nehme mir den einen Stuhl, welcher am Fenster steht und stelle ihn neben das Bett. Doch bevor ich mich setze, beuge ich mich über das Bett drüber und betrachte das eingefallene Gesicht meiner Skyla. Sie hat die Augen geschlossen und tiefe Augenringe zieren die Haut unter ihren Augen. Sanft und vorsichtig, als könnte sie unter meiner Berührung zerbrechen, streiche ich über ihre Wange. Ich sehe sie mir noch eine Zeit an, dann setze ich mich auf den weißen Stuhl. Zögernd greife ich nach ihrer Hand und umschließe diese mit meinen. Ich drücke einen hauchzarten Kuss, auf ihren Handrücken und beobachte ihren Brustkorb, wie sich dieser senkt und hebt. Keiner könnte mich jetzt von ihr weg bekommen. Keiner könnte mich dazu bringen, ihre Hand los zu lassen. Der Arzt sagte, dass man mit dem Patienten sprechen soll und dass das vielleicht helfen könnte.

„Hey Kleines...du siehst wirklich beschissen aus.", ein schwaches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, „Früher hättest du mich jetzt geschlagen, deine Lippe schmollend nach vorne geschoben und deine Arme vor deinem Oberkörper verschränkt, aber mach das besser nicht mehr, denn dadurch werden nur deine Brüste nach oben gepusht. Doch du kannst mich gerade nur mit schweigen strafen und das ist tausend Mal schlimmer, als hunderte Schläge. Wie gern ich jetzt dir in die Augen sehen würde und dich zum Lachen bringen würde, doch kann ich es nicht. Stattdessen halte ich deine Hand und beleidige dich auch noch, dass du scheiße aussiehst, aber du siehst nie schrecklich aus. Für mich bist du in jeder Verfassung, wunderschön. Es tut mir leid Skyla...", nun passiert das, was schon so viele Jahre zurück liegt, eine einzelne Träne verlässt meinen Augenwinkel und fließt über meine Wange. „Es tut mir so verdammt leid. Ich wollte dieses Mädchen nicht küssen, nie wollte ich ein anderes Mädchen küssen, außer dir. Du bist die einzige die ich liebe, je geliebt habe und je lieben werde. Du bist mein ein und alles Skyla. Bitte wird wieder gesund, hör dir meine Entschuldigung an, schlag mich von mir aus danach, schrei mich an, aber bitte verlas mich nicht. Wie soll ich denn ohne dich leben?", ein schluchzen entweicht meiner Kehle, „Wie? Ich kann mir ein Leben, ohne dich nicht mehr vorstellen und will es mir auch gar nicht vorstellen. Bitte Skyla, kämpf darum, wieder auf zu wecken. Du hast noch so viel vor dir, du hast doch noch gar nicht richtig gelebt. Es gibt noch so viel, was du mir noch nicht über dich erzählt hast. So viele Fragen, sind noch unbeantwortet und du bist die einzige die Antworten, auf die Fragen hat. Ich brauche dich Skyla...", aus einer Träne, wurden unzählige. In meiner Kehle bildet sich ein Kloß, der mich nicht sprechen lassen möchte, aber ich ignoriere, dieses gefühlt des Erstickens und spreche weiter, „Ich weiß noch, die eine Nacht im Wald, an der Quelle. Es war unsere erste Nacht zusammen, es war unsere erste richtige Begegnung, ohne dass du vor mir geflüchtet bist, was ich bis heute nicht verstehe. Warum bist du damals, weg gerannt? Warum hast du dich jetzt wieder vor mir verschanzt? Was macht dir Angst, Skyla? Ich würde dir zu gerne deine Ängste nehmen, dir deine Last abnehmen, aber du lässt mich nicht. Warum lässt du mich, dir nicht helfen? Vertraust du mir nicht? Jetzt bin ich vollkommen vom Thema abgeschweift. Die Nacht an der Quelle. Ich habe dich zum ersten Mal als Wolf gesehen und war von Anfang an fasziniert von deinem Schneeweißen Fell, noch nie habe ich meinem Leben, so ein schönes Tier gesehen, so wie du es verkörperst. Ich war so glücklich, als du mich an dir ran gelassen hast und die Nacht bei mir verbracht hast. Du hast so friedlich neben mir geschlafen, dass ich dich nie wieder wecken wollte. Doch jetzt würde ich dich am liebsten wecken. Dich endlich wieder in meine Arme schließen und küssen. Endlich will ich wieder deine Lippen schmecken dürfen und deine Wärme, mit jeder Pore meiner Haut genießen dürfen. Ich liebe dich Skyla Torres. Ich liebe alles an dir. Es gibt nichts an dir, was ich nicht zu lieben vermag. Du bist einfach perfekt. Du bist mein persönlicher Engel. Ich dachte immer das ich vorher schon ein schönes Leben geführt habe, doch als ich das erste Mal in diese blauen Augen blickte, wusste ich, dass mein Leben vor dir, nichts wert war. Als hätte mein wahres Leben, erst durch dich begonnen. Als hätte ich durch dich gelernt, was es heißt glücklich zu sein, liebe zu spüren und fühlen, als hättest du mir gezeigt, wie man lebt."

Ich zeichne ununterbrochen Kreise auf ihren Handrücken und beobachte ihren Körper. Sie antwortet mir zwar nicht und spricht auch nicht mit mir. Aber allein nur schon in ihrer Nähe zu sein, sie zu sehen und ihr alles erzählen zu können, tut gut. Es tut so unglaublich gut. Keiner könnte mich aus diesem Raum bekommen, ich werde erst dieses Zimmer verlassen, wenn sie es mit mir verlässt. Solange sie dieses Zimmer nicht verlässt, verlasse ich es ebenso nicht.

Mein Blick richtet sich zum Fenster. Es regnet immer noch und man hört das leise prasseln gegen die Fensterscheibe. Meine Augenlieder werden immer schwerer und ich habe Mühe damit, sie offen zu halten. Irgendwann kommt mir mein Kopf viel schwerer vor, als zu vor. Mein Körper scheint sich ab zu schalten und nach schlaf zu sehnen. Doch ich möchte nicht schlafen, ich möchte wach bleiben und weiterhin über Skyla wachen. Ich kann jetzt nicht schlafen. Deswegen zwinge ich mich dazu, meine Augen weiterhin offen zu halten. Sie weiterhin zu beobachten und weiterhin mit ihr zu sprechen. „Ich weiß nicht ob du dich daran noch erinnerst, aber die Grotte zu welcher ich dich geführt habe, sie soll der besondere Ort werden, in welcher ich dir den Heiratsantrag machen werde. Jetzt habe ich zwar die Überraschung vermasselt, aber das ist mir gerade egal. Ich möchte mit dir mein Leben verbringe, mit dir glücklich werden. Ich möchte offiziell, dich als meine Frau, an meiner Seite haben. Ich weiß, du bist noch jung, ich bin noch jung, aber nach dem was wir erlebt haben, spielt Alter nun wirklich keine Rolle. Zu mindestens nicht für mich. Vielleicht hältst du meine Pläne für verrückt, aber ich möchte dich heiraten, ich möchte mindestens zwei Kinder mit dir, aber wünschen würde ich mir vier, ja ich weiß das klingt nach viel Arbeit, aber zusammen schaffen wir das. Ich würde mir zuerst einen Sohn wünschen, welcher dann der älteste sein würde. Er könnte auf seine jüngeren Geschwister aufpassen und später einmal das Rudel übernehmen. Mein Wunsch wäre, Zwei Jungs und zwei Mädchen. Nicht, dass dann die Frauen in der Überzahl sind, das würde ich dann nicht überleben, wenn wir zusammen shoppen gehen. Obwohl wenn ich jetzt so darüber nachdenke, noch so vier kleine Versionen von dir zu haben, ist das gar nicht mal so eine unschöne Vorstellung. Wenn sie deine schwarzen Haare und deine unglaublich schönen Augen bekommen.", ich gähne einmal dazwischen und meine Glieder werden immer schwerer. „Ich liebe dich Skyla..." Ich versuche gegen den Schlaf an zu kämpfen, aber er gewinnt und meine Augenlieder fallen langsam zu und mein Kopf sinkt auf den Bettrand.

Und so werde ich in das Land der Träume verschlungen.


Dass ist das letzte Kapitel von der heutigen Lese-Nacht. Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht, kommt die nächste schon bald hinter her. Ich wünsche euch eine gute Nacht und schöne Träume.



~*1664 Wörter*~

His broken MateWhere stories live. Discover now