Tonks

"Remus?", sie war sich ziemlich sicher dass er da war, am Rande ihrer Erinnerung meanderten seine Geschichten über die Rumtreiber und ihre Streiche. Als sie schließlich die Kraft aufbrachte, ihre Augen zu öffnen war der Raum leer bis auf einen Sessel, ihre Fantasie hatte ihr wohl einen Streich gespielt.

Und plötzlich, mit der Wucht eines heranrasenden Zuges, kamen die Erinnerungen an die Mysterienabteilung, Angst, Schmerz und Wut. Bellatrix hatte sie erneut besiegt, sie konnte die Spuren des Kampfes noch immer spüren, schämte sich, nicht besser reagiert zu haben. Nächstes Mal.

Sie hievte sich aus dem Bett, sie musste wissen was mit den anderen passiert war, Remus... Sie schaffte es bis kurz vor die Tür, als ihre Knie nachgaben.

"Verdammt..." Die Tür öffnete sich und Mad-Eye kam zum Vorschein.

"Nymphadora!", rief er, sichtlich erleichtert. Sie selbst war so froh, ihn lebendig zu sehen, dass sie ihn nicht einmal zurechtwies als er ihren Namen aussprach. Er half ihr hoch und nachdem er ihr geholfen hatte zu ihrem Bett zu gelangen, setzte sich in den Sessel.

"Wo sind die anderen?", war das erste was sie herausbrachte.

"Die Kinder sind zurück in Hogwarts, Kingsley und Dumbledore klären die ganze Sache mit dem Ministerium..." Er zögerte, als wolle er den Satz nur sehr ungern zuende bringen. Panik erfriff sie, er hatte Remus nicht erwähnt, was wenn er es nicht geschafft hatteß

"Und Remus?", sie klang verzweifelt, doch in dem Moment war ihr vollkommen egal was Mad-Eye darüber denken würde. Tatsächlich schien es ihm jedoch kaum aufzufallen.

"Es geht ihm gut", war alles was er sagte. Er klang gequält. Sie konnte spüren, wie die Spannung von ihr abfiel, ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr ihr ganzer Körper sich verkrampft hatte. Erleichtert atmete sie aus. Doch wenn alles in Ordnug war, wieso sprach dann Trauer aus seinem Auge? Und dann, ganz plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke.

"Sirius?"

Mad-Eye schüttelte den Kopf. "Es tut mir Leid, ich weiß wie wichtig er dir war"

Es konnte nicht wahr sein, durfte nicht wahr sein. Nicht Sirius. Tausende von Momenten flogen an ihrem inneren Auge vorbei, ihr Cousin, ein Teil ihrer Familie, einfach so fort. Für immer. Sie brach in Tränen aus. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte und ihrer Stimme traute, sprach sie die Frage aus, auf die sie die Antwort schon zu wissen glaubte: "Wer?"

"Bellatrix"

Wenn sie jemals in ihrem Leben so puren Hass empfunden hatte, dann in diesem Moment. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dieses Gefühl so intensiv zu spüren, doch sie konnte an Mad-Eyes Reaktion erkennen, dass er es ihr ansah. Hätte sie Bellatrix nur besiegt, wäre sie nur nicht so tollpatschig gewesen, hätte sie sich nur an die unverzeilichen Flüche herangewagt. Hätte, hätte, hätte... Zu spät. Sirius war tot, unwiederbringich.


Einige Wochen später

"Remus?"

Sie hatte an seine halb geöffnete Tür geklopft. Die einzige Gelegentheit bei der sie ihn zu Gesicht bekommen hatte war bei Harrys Abschied am Bahnhof gewesen, den Rest der Zeit hatte er sie - und auch die anderen Ordensmitglieder gemieden.

"Ja?" Seine Stimme klang rau, als hätte er in letzter Zeit nicht oft Gebrauch von ihr gemacht.

Als sie auf ihn zuging stand er von seinem ramponierten Stuhl auf. Sie war nicht ohne Grund zu ihm gekommen, sie vermisste ihn und in den letzten Wochen war ihr klar geworden, in welcher Gefahr sie alle schwebten. Jeder von ihnen könnte der nächste sein, so paranoid es auch klang, und es gab Dinge, die einfach gesagt werden mussten. Dinge, die sie schon viel zu lange mit sich herumschleppte. Sie sah ihm in die Augen, blaugrau wie ein Sturm auf hoher See.

"Ich weiß, es ist ein unpassender Zeitpunkt, ich weiß du trauerst und das tue ich auch. Aber ich weiß auch, dass ich nicht länger damit warten kann. Du bringst meine Gedanken durcheinander, du brauchst mich nur anzusehen und ich vergesse was ich eigentlich sagen wollte, selbst wenn ich stundenlang darüber nachgedacht habe, so wie bei dem hier, weil ich im Grunde keine Anhnung habe wie ich das was ich für dich empfinde in Worte fassen könnte... Remus, ich - "

"Nicht", unterbrach er sie, "bitte sag das nicht."

"Wieso nicht? Was ist so schlimm daran?"

"Tonks, ich bin nicht mal annähernd gut genug. Ich habe kein Geld, keine Perspektive, bin um einiges älter als du - "

"Zwölf Jahre, als würde mich das kümmern! Es ist mir vollkommen egal!" Irgendwie musste er das doch begreifen.

"Mir aber nicht! Verdammt ich bin ein Werwolf! Vielleicht glaubst du jetzt noch, du kannst damit umgehen, oder dass ich auf magische Weise durch Liebe geheilt werden könnte, aber das wird nicht passieren. Auf Dauer wird es dir nur wehtun mich leiden zu sehen, oder noch schlimmer und ich werde die Kontrolle verlieren und dir wehtun! Das könnte ich nicht ertragen, niemals... Du verdienst so viel mehr als das! Du verdienst jemanden der immer für dich da ist wenn ich es nicht kann, jemanden mit dem du Kinder haben kannst ohne dir Sorgen zu machen dass sie sich bei Vollmond verwandeln wie sein Vater. Nichts davon könnte ich dir geben!"

"All das bedeutet mir nichts ohne dich!" Ihr liefen nun Tränen über die Wangen. So hatte sie sich das nicht vorgestellt als sie all ihren Mut zusammengekratzt hatte um ihm endlich die Wahrheit zu gestehen.

"Jetzt magst du das vielleicht noch glauben, aber in ein paar Jahren wirst du mich dafür hassen!" Seine Stimme bebte vor Zorn, der nur gegen sich selbst gerichtet war.

"Bitte geh", er klang gebrochen und sie wusste, dass sie diesen Moment nie vergessen würde. Sie wünschte sich so sehr, ihm dieses Gefühl zu nehmen, ihn wieder zusammenzufügen und doch war sie der Grund für seinen Schmerz. Sie ging auf die Tür zu, zögerte aber als sie im Türrahmen stand und drehte sich noch einmal um. Sie musste es sagen, es würde sie innerlich zerreißen, es nicht zu tun.

"Remus, ich liebe dich" Ihr standen Tränen in den Augen, und sie konnte sehen, dass es ihm nicht anders ging. Seine Hände verkrampften sich und er sah zu Boden. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange und schlug auf dem Boden auf. Dann ging sie.

Remus und TonksOù les histoires vivent. Découvrez maintenant