Der Weihnachtsball

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Monate zogen ins Land und schon bald konnte Hermine das erste Türchen ihres Adventskalenders öffnen, den sie von ihrer Freundin Ginny bekommen hatte. Sie hatte Malfoy mit ein paar Büchern und einem kaltherzigen Ratschlag, er habe sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, auf dem Animagus-Problem sitzen lassen und ihn dann auch nur noch selten gesehen. Die blauen Flecken in seinem Gesicht waren verschwunden und er stolzierte erhaben wie eh und je durch die Schule. Hermine schüttelte den Gedanken ab und machte sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Kaum hatte sie den Gemeinschaftsraum betreten, da viel ihr die Menschenmenge vor dem schwarzen Brett auf. "Was ist denn hier los? ist etwas passiert?" "Mitnichten, Ms. Granger." Professor McGonagall bahnte sich einen Weg durch die Schülerschar. "Nun, da sie da sind, sind wir vollzählig. Ich habe etwas zu verkünden!" Ein Murmeln ging durch die Gryffindor-Schüler. "Dürfte ich dann fortfahren? Gut. Wie einige von Ihnen vielleicht schon wissen-" erneut musste sie sich Gehör verschaffen, da einige Schüler zu tuscheln anfingen, "Wie einige von Ihnen schon wissen, wird dieses Jahr, am letzten Tag vor den Winterferien, eine Tradition fortgesetzt. Auch dieses Jahr wird es einen Weihnachtsball geben!" Das Tuscheln hob sich zu ohrenbetäubender Lautstärke. "H-HM! Ruhe bitte. Wir, die Lehrerschaft, haben beschlossen mit solchen Aktivitäten die Rivalitäten zwischen den Häusern zu beseitigen. Das Haus von Godric Gryffindor genießt seit jeher hohes Ansehen in der Zaubererwelt. Und Sie werden dieses Ansehen nicht an einem Abend besudeln, indem Sie sich benehmen wie eine blamable Bande von Brüllaffen! Daher werden Sie in den folgenden Wochen Tanzstunden nehmen. Auch Sie, Weasley!" fügte hinzu, als sie Rons bestürztes Gesicht sah.

Auf dem Weg zu "Pflege magischer Geschöpfe" hatte Hermines es recht eilig. Sie war schon zu spät dran. Ihre Füße schmerzen noch immer, nachdem Ron ihr in den Tanzstunden mehrfach auf die Füße getreten war und sie hatte bei diesem Regenwetter absolut gar keinen Bock auf das Freiluftklassenzimmer. Ihr Niffler hatte sich prächtig entwickelt und so konnte sie wenigstens die Stunde damit verbringen, mit ihm zu knuddeln. Doch nach der Stunde - Hagrid hatte sie frühzeitig entlassen, da es angefangen hatte, zu Gewittern - wartete eine Überraschung auf sie.
"Granger. GRANGER! So warte doch, um Himmels Willen!" Hermine wusste nur zu genau, wer ihr da hinterher rief. Und er konnte ihr getrost gestohlen bleiben. "Hermine, warte!" Hermine blieb wie angewurzelt stehen und Malfoy holte zu ihr auf. " Hast du mich gerade tatsächlich Hermine genannt?" "Ja. Ich wollte nur... ich hab nachgedacht... danke für die Bücher übrigens, die haben geholfen.... also...ich...würdest du...?" "Du musst dich schon etwas klarer ausdrücken, Malfoy. Am besten, wir besprechen das drinnen. Hier draußen wird es mir zu nass." Wie zur Bekräftigung hallte ein Donner über die Ländereien.
Die große Halle war ziemlich leer, jeder war bei dem schlechten Wetter gleich in die Gemeinschaftsräume gegangen. Malfoy sah Hermine äußerst unwohl an. "Hast du schon eine Verabredung für den Weihnachtsball, Granger?" "Soll das jetzt Smalltalk werden, Malfoy?" "Herr je, man kann doch wohl mal höflich sein!" "Man schon, du nicht." Hermine wandte sich zum gehen. "Du hast mir sehr geholfen. Die Bücher, mein ich." Rief Malfoy sie da zurück. "Und? Hast du dein Problem bewältigt?" fragte sie. "Na ja, bis auf die Heißhungerattacken auf frisches Moos, ja." Hermine musste unwillkürlich lachen und sogar Malfoy kicherte mit. "Tja...ich geh dann mal." "Nein warte! Bitte....Hermine." Tatsächlich blieb Hermine wie angewurzelt stehen. Er hatte sie schon wieder bei ihrem Vornamen genannt. "Ich...wollte mich bei dir bedanken. Du hast mir mein Dasein als Vierbeiner sehr angenehm gestaltet. Es stimmt, was sie sagen, du bist wirklich die schlauste Hexe deines Alters. Und es wäre mir eine Ehre, wenn du...wenn du...mich zum Weihnachtsball begleiten würdest. Hermine, ist alles in Ordnung? Hermine?" Doch Hermine hörte ihn nicht mehr. Sie war in Ohnmacht gefallen.

Hermines magischer Adventskalender zeigte schon die Zahl Dreiundzwanzig. Morgen würden die Ferien beginnen und heute Abend fand der Ball statt. Hermine hatte sich nicht getraut, ihren Freunden zu sagen, mit wem sie ging. Sie hatte sich in den letzten Wochen mit Mal- Draco angefreundet und fand die Idee eigentlich gut, mit ihm zu gehen. Er konnte unerwartet lustig sein und war so schelmisch wie sein vierbeiniges Ebenbild. Hermine freute sich schon auf den Abend. "Mine! Wo bist du? Ah, da." Der stürmische Wirbelwind, der soeben zur Tür herein gestürmt war, war Ginny, ihre beste Freundin. "Es sind nur noch drei Stunden bis zum Ball! Wir müssen uns fertig machen. Oh, das wird so toll!" Hermine musste lachen. Ginny ging natürlich mit Harry zum Ball und Ron - zu Hermines Missfallen - mit Lavender. "Ich komme schon!" Rief sie Ginny hinterher, die gleich wieder aus dem Schlafsaal gerannt war.
Nach endlosem hin und her konnte sich Hermine mit Ginny über ihr Aussehen einigen. Sie trug das gleiche Kleid wie schon im vierten Schuljahr, dazu offene, durch einen Zauberspruch gewellte Haare und eigentlich kein Make-up, außer  etwas lila Lidschatten und einem Hauch mattroten Lippenstiftes. "Du siehst umwerfend aus! Mit wem gehst du eigentlich?" "Das äh...wird eine Überraschung. Spring ihm aber bloß nicht an den Hals." "Werde ich schon nicht. Kenne ich ihn? Ist er in meinem oder deinem Jahrgang? Sieht er gut aus?" Hermine wurde von einer Woge von Fragen überschwemmt. "Ja, ja und ja. Also, ja, du kennst ihn; ja, er ist in meinem Jahrgang und ja, er sieht gut aus." Hermine wurde erst bewusst, was sie gesagt hatte, nachdem sie es gesagt hatte und das ließ ihr Herz ein wenig höher schlagen. "Äh, komm. Wir sollten dann mal." Lenkte sie Ginny ab, bevor diese mit noch mehr Fragen über sie herfallen konnte.

Hermine stand an der Treppe zur großen Halle. Wie schon im vierten Schuljahr war diese in einen Eispalast verwandelt worden und prunkvoll geschmückt. "Mylady, darf ich bitten?" Hörte sie eine Stimme hinter sich und fragte sich im gleichen Moment, wie Draco diese Höflichkeit all die Jahre vor ihr hatte verstecken können. "Aber sicher doch, Mylord." Antwortete sie, woraufhin sie beide losprusteten. "Komm, Hermine, lass uns rein gehen." Und er sah sie mit einem solchen Lächeln an - ein ehrliches Lächeln, kein schelmisches Grinsen, so wie sonst - dass sie einfach nicht mehr wusste, wie ihr geschah.
"Und eins, und zwei, und eins, zwei, drei, vier!" Ertönte Professor McGonagalls Stimme über die Schüler hinweg und eine Walzermusik setzte ein. Draco führte Hermine elegant und das Tanzen machte ihr richtig Spaß. Als sie an Professor Snape vorbeitänzelten - der sich anscheinend schon sehr am Butterbier gütlich getan hatte, denn er tanzte mit Professor Trelawney - ernteten sie einige seltsame Blicke und Trelawney flüsterte "Ich habe es doch immer gewusst!" .
Als sich der Abend dem Ende zuneigte, wich der Walzer der Rockmusik und die Schüler, sowie einige Lehrer, tanzten ausgelassen. Hermine sah Ron, wie er sich einen Weg durch die Menge bahnte. "Hallo Hermine, ich wollte etwas zu trinken holen, soll ich dir auch... was macht der denn hier?!?" Das war eindeutig an Draco gerichtet. "Ronald, du hast das Gefühlsvermögen eines Teelöffels, weißt du das? Und Draco ist mein Date!" Shit. Erst denken, Hermine, dann reden! Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Rons Gesicht hatte inzwischen die Farbe seiner Haare angenommen und Draco meinte trocken: " Komm, Hermine. Wir gehen lieber." Und so zogen sie von dannen. Ron sah ihnen mit Stielaugen nach und Harry wunderte sich, warum Hermine Draco an der Hand hinter sich her zog und ihn unsanft zur Seite stieß, als sie die Halle verließen.
Es war beinahe Mitternacht und Hermine und Draco hatten eine bequeme Fensternische gefunden, von der aus sie die schneebedeckten Ländereien sehen konnten. "Hermine. Ich glaube, ich brauche deine Hilfe." Draco hatte einen Arm um sie gelegt und sie hatte sich an seine Schulter gekuschelt. Jetzt sah sie zu ihm auf. "Was ist passiert?" "Es geht um meinen Vater. Schon seit Wochen ist er immer wieder in der Schule. Ich glaube, er spioniert Hogwarts aus." "Mach dir keine Sorgen. Diese Schule ist der sicherste Ort der ganzen Zaubererwelt. Sogar Gringotts kann hier nicht mithalten." "Du hast Recht. Sie mal, es ist fast zwölf!" Er zog Hermine wieder zu sich. Sie waren jetzt so nah beisammen, dass Hermine Dracos Atem auf ihrer Wange spüren konnte. Sie sah zu ihm auf und er sah sie mit seinen sturmgrauen Augen an, die sie ein wenig an die Augen seines Ebenbildes erinnerten. Plötzlich drang der tiefe Ton der Turmuhr zu Ihnen. Es schlug Mitternacht. Aus der großen Halle konnte Hermine Dumbledores Stimme hören "Frohe Weihnachten, Schüler von Hogwarts!" Hermine schloss die Augen.
Und beim letzten Schlag der Turmuhr küsste Draco Hermine.

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Ich weiß, ich habe (viel zu) lange nichts gepostet, also kommt hier ein etwas längeres Kapitel. Vielen Dank, an alle, die diese Geschichte bis hier hin gelesen haben! Bitte entschuldigt diese lange Pause, ich werde mir Mühe geben, öfters zu Posten.
Gruß, eure Kati_Leo

AnimagusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt