30.Kapitel

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„Was ist eigentlich los mit dir?“
„Was ist los mit dir?“
„Na, du ignorierst mich nur noch!“
„Ich? Du hast mich doch ignoriert!“
„Hab ich gar nicht! Du zickst mich seit dem Turnier nur noch an!“
„Du hast mich doch einfach ignoriert und vergessen!“
„Ich war lediglich nur mit Cam ausreiten, weil du noch nicht da warst! Außerdem hast du mich an dem Morgen auch nur angemotzt!“
„Und danach kamt ihr Händchen haltend in den Stall und du hast mich ignoriert!“
„Ich hab dich da nicht mal gesehen! Was hast du eigentlich gegen Cam und mich?“
„Gar nichts. Nur dass du mich auch nachdem er gegangen war vergessen hast.“, entgegnete Anna ruhig. In Lisas Kopf ratterte alles. Verzweifelt versuchte sie sich, an diesen Tag zu erinnern.
„Hab ich das wirklich?“, fragte sie kleinlaut.
Anna nickte. „Nichtmal gefragt, wie es bei mir war.“
„Anna, das tut mir Leid.“ Lisa umarmte traurig ihre Freundin. Anna erwiderte die Umarmung.
„Wie war’s bei dir?“
Anna musste grinsen. „Mega gut. Rubin hat wirklich alles gemacht, was er sollte!“, schwärmte sie.
„Toll, welcher Platz?“
„Zweiter als Einzelne, als Schule erste. Wie war’s bei dir?“
„Auch erster.“ Beide mussten lachen.
„Was ist, noch ein Osterausritt zum Abschied?“, schlug Lisa vor. Anna stimmte zu.
„Ausritt klingt gut. Wir sind dabei.“, ertönten von hinten Marie und Kena. Lachend gingen die Mädchen zum Stall und sattelten ihre Pferde. Die Abendsonne warf einen goldenen Schimmer auf die grünen Hügeln Wiesen, Felder, Wälder. Sie unterhielten sich über Schule, Zukunft, Pferde und sonst alles. Als sich der Weg ebnete, schaute Lisa die anderen erwartungsvoll an.
„Was ist, Galopp?“
Als hätten die Pferde sie verstanden, preschten die Vierbeiner mit ihren Reitern los.

Lisa umarmte alle. Anna, Cam, Marie und Kena, Laura, Steffi, Katha. Es herrschte eine betreten Stimmung. Keiner wusste so recht, was er sagen oder tun sollte. Steffis Eltern kämen als erste, die Umarmungen begannen wieder von vorne, dann holte Steffi Maxl aus dem Stall und band ihn im Hänger an. Danach stieg sie ins Auto und winkte, als sie wegfuhren. Laura, Marie und Kena wurden als nächste von ihren Eltern abgeholt. Dann bog auch schon der schwarze Kombi von Lisas Eltern in die Einfahrt. Sie holten die Koffer, Lisa ließ Esperanza von Duke verabschieden und führte ihre Stute in den Transporter. Sie umarmte Anna und Katha, dann Cam.
„Richte Holly und Hawk liebe Grüße aus.“, sagte sie. Dann gab sie ihm einen Abschiedskuss und stieg ins Auto. Langsam fuhren sie auf die Straße. Lisa machte ihr Handy an und hörte Musik. Ihre Eltern saßen vorne und stritten sich mal wieder. Um den kürzeren Fahrtweg! Lisa stöhnte innerlich und verdrehte die Augen. Sie schaute aus dem Fenster und versuchte, nicht hinzuhören.

Sie führte Esperanza in den Stall, ihr Vater trug das ganze Sattelzug in ihren Spind. Lisa befreite ihre Stute von den Zöpfen, der Decke und den Transportgamaschen. Dann füllte sie das Heunetz und gab ihr noch einen Apfel. Sie küsste ihr Pferd auf die weiche, samtene Nase und verabschiedete sich. Sie fuhren nach Hause, oder das, was Lisa einmal ihr Zuhause und ihre Heimat genannt hatte. Inzwischen wollte sie eigentlich gar nicht mehr „nach Hause“, sondern einfach nur aufs Internat oder ins Dorf. Dort könnte sie mit Cam und Anna ausreiten, für Turniere üben und dem kleinen Hawk beim Wachsen zusehen. Aber Berlin, nein, das war nicht mehr ihr Zuhause. Höchstens eine Art Zwischenstopp, aber nicht mehr ihr Zuhause.

Flying Hoofs - There's a race to winWhere stories live. Discover now