Teil 3 - wie ein Depp

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Das vibrieren meines Handys brachte mich aus meinem Tagtraum. Ich war so müde, dass ich meine Füße kaum spüren konnte.
Ein Wunder, dass ich es überhaupt ins Auto geschafft hab.

"Hallo?"

"Heyy Ella! Ich hab gehört du bist jetzt hier in Istanbul!"

"Ja, das bin ich" ich erkannte an der Stimme, dass es meine Cousine Mira war, welche hier in Istanbul schon ihr ganzes Leben lang lebt.

"Wie geht es dir so? Ist alles gut? Komm doch einfach vorbei, ich wohne sowieso um die Ecke, ich hab nämlich gehört, dass du im Krankenhaus arbeitest. Von da aus dauert es nicht so lange"

"Ich würde sehr gerne kommen canim, ich bin gleich da xx"

Okay, ich war schon sehr müde. Aber ich hab Mira so lange nicht mehr gesehen und sie einfach so sehr vermisst!
Ich freute mich so sehr sie wieder zu sehen.
Sie war mittlerweile verheiratet, aber leider hatte ich es vor zwei Jahren nicht zu der Hochzeit geschafft, da ich wichtige Prüfungen vor mir hatte und deswegen nicht einfach in den Süden fliegen konnte.

Ich war sehr gespannt wie sie jetzt lebt und wer und wie ihr Mann eigentlich ist. Ich habe Selim nämlich nur einmal gesehen, bei der Beerdingung von Miras Opa. Da hatte er aber einen Vernünftigen Eindruck gemacht. Er hat sich so fürsorglich um sie gekümmert. Das war so süß.

Mein Navi führte mich zu einer Straße mit vielen Häusern. Sie sahen alle gleich aus. Weiß, und drei Stockwerke. Mir gefielen sie irgendwie. Sie waren zwar alle gleich, zeigten aber auf einer Art und Weise unterschiedlichen Charakter.

Beim drücken auf die Klingel war ich sehr aufgeregt aber zugleich auch so müde.
Es war mittlerweile 2:34 Uhr. Mira war schon immer ein Nachtmensch, deswegen hat sie mich wahrscheinlich auch mitten in der Nacht angerufen, aber das ich einer war, war mir neu. Mit meinem neuen Job müsste ich mich wohl daran gewöhnen.

Die Tür ging auf und eine junge Frau mit wunderschönen dunkelbraunen Haaren öffnete die Tür. Neben ihr ein attraktiver Mann, wahrscheinlich um die 1,80m groß.

"Heyy!! Ich freue mich so dich zu sehen canimm!!", drückte mich Mira.

"Komm rein"
Ich folgte ihr. Das Haus war sehr modern eingerichtet. Am Eingag waren überall Bilder aufgehängt, auf denen sie überall auf der Welt waren und von ihrer Hochzeit.
Sie führte mich herum und zeigte mir alles.
Sie erklärte und begründete jedes, aber jedes Detail.

"Wow ihr habt es echt schön hier", sagte ich beim umgucken.

"Danke, aber vieles ist noch nicht fertig. Hier sind nich zwei Zimmer, die zurzeit renoviert werden. Aber zu viel über das Haus, was machst du denn so?"

Ich erzählte ihr alles über meinen Job im Krankenhaus, während wir uns auf das Sofa setzten und sie Kaffe vorbereitete.Ich klärte sie außerdem über den heutigen Tag und seinen Vorfällen auf.
Sie war sehr begeistert und stolz.
Ich hörte mir noch stundenlange Geschichten von ihr und ihrem Ehemann Selim an. Ihre Hochzeit, Flitterwochen und ihre ganzen anderen Reisen. Es war sogar sehr interessant, aber ich musste mich sehr bemühen wach zu bleiben.
3:55 Uhr.

"Wow, danke ihr zwei, hat echt gut getan", erwähnte ich nach einiger Zeit und wollte mich verabschieden.

"Bist du dumm? Ich lass dich dich nicht alleine fahren wenn du so müde bist. Und vor allem nicht auf den Straßen hier in Istanbul, wo jeder fährt wie ein Depp"

Ich musste lachen, als sie das sagte. Es stimmte schon. Es war knuffig, wie sie sich um mich sorgte.

"Komm schon! Ich habe dich jetzt so lange nicht gesehen, da geb' ich dich nicht wieder so schnell her"

Es war echt süß. Dabei machte sie Gesten, als würde sie gleich heulen. Ich musste schmunzeln.

Nach langem Gerede ihrerseits willigte ich ein und schlief in Sekundenschnelle auf der Couch ein, die liebevoll mit Blümchendecken von Mira vorbereitet wurde.

In dieser Nacht träumte ich von Krieg und es machte mir so Angst, dass ich zuckte und aufwachte. Ich konnte mich zwar nicht ganz daran erinnern, aber es war grauenvoll.

Die Sonne war schon aufgegangen. Sie gab dem Wohnzimmer einen leichten Orangestich und hieß und mit ein bisschen Wärme wilkommen in den neuen Tag. Ich konnte aber nur Umrisse erkennen, weil meine Augen noch nicht ganz wach waren.
Dann lag da auf einmal ein Typ mit einem Kissen neben dem Fernseher. Er hatte hellbraune Haare, die perfekt zu einem Undercut saßen und schien noch zu schlafen.
Es dauerte ein paar Sekunden, bevor ich es realisierte. Und auf einmal war ich hellwach.

"EINBRECHER!! EINBRECHER MIRA UND SELIMMMM!! KOMMT SOFORT RUNTER!!", ich rannte in Lichtgeschwindigkeit in die Küche und nahm das erste was mir in die Hand kam.
Einen Kochlöffel aus Holz. Ich war mir nicht sicher, ob der überhaupt sauber war. Scheiß drauf, ist eh für den  Einbrecher.
Ich rannte zurück ins Wohnzimmer und sah den jungen Mann an, der mittlerweile aufgewacht war.
Eine Sekunde hielt ich inne und ging dann auf ihn zu und schlug ihn mit dem Löffel.

"Wer bist du hehh? Ich ruf gleich die Bullen, was fällt dir ein!!
MIRAAA WO BLEIBST DU?? SELIMM? WO SEID IHR?"

Er versuchte sich nicht zu wehren und lachte nur. Mittlerweile waren Mira und Selim auch mal da. Sie beide mussten auch lachen.

"Was ist so witzig? Seid ihr behindert? Warum helft ihr mir nicht?"

"Ella", sagte Mira dann endlich und konnte sich nicht mehr halten.

"Das ist Emir. Emir ist Selims Bruder."

"Oh", war das einzige Wort was von mir kam. Das war mir so peinlich. Er tat mir so leid, warum muss ich denn direkt so paranoid werden?
"Eheheh" , sagte ich unschuldig.
Oh Gott was hatte ich nur getan, der arme Junge

"Hey, ich bin Emir", kam er auf mich zu und konnte sich nicht halten vor Lachen.

"H A H A, voll lustig, haben wir jetzt alle gelacht", gab ich arrogant zurück und versuchte es runterzuspielen, damit es nicht noch peinlicher wird, als es schon war. Ich meine woher soll ich denn wissen, dass das der Bruder von Selim war?
Ich hab ihn ja noch nie gesehen.

"Ella", gab ich fast stumm zurück.

Emir ist gekommen weil er an seinem Auto ein platten hatte, und er diesen nicht mehr wechseln konnte, da er seinen vor zwei Tagen schon benutzt hätte, erklärte mir Selim.
Mira und Selim wohnten in der Nähe und dann ist er hierhergekommen.
Meiner Meinung nach hat sich das schon erfunden angehört, aber warum sollte er sowas erfinden? Ich glaube ich war einfach paranoid. Zu paranoid.

"Naja, ich muss jetzt auch gehen", teilte ich den anderen mit
"Meine Schicht fängt gleich an"

"Bleib doch noch zum Frühstück", versuchte Mira mich zu überreden.

"Nächstesmal", verabschiedete ich mich.

Von Emir war immernoch ein Lachen zu hören. So lustig fand ich das jetzt auch nicht, immerhin hätte jede Frau so reagiert, wenn sie einen fremden Mann sieht, der mit ihr im selben Raum geschlafen hat.

Und so verließ ich das Haus, damit ein neuer Tag beginnen konnte.

He PromisedWhere stories live. Discover now