Prolog

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Ich ging durch die langen hohen Flure und strich verträumt über den seidigen Stoff meines Kleides. Es war ein früher morgen und die Sonne schien durch die offenen Fenster hinein. Ich war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen, selbst wenn ich – so wie gestern Abend – sehr spät im Bett gewesen war.

Mein Blick glitt stets Gedankenverloren an einer offenen großen prunkvollen Tür und blieb daran hängen. Die Schritte meiner Füße verlangsamten sich und schließlich bliebt ich mit fast angehaltenen Atem stehen. Es war der gigantische Festsaal, der sich in voller bracht vor mir erstreckte. Gestern war er fast schon überlaufen gewesen und die Menschen in ihm, haben gelacht – sich angeregt miteinander unterhalten. Es war ein berauschendes und faszinierendes Schauspiel gewesen.

Schon immer gehörte ich zu den Menschen, die die Aufmerksamkeit mieden und sich im Hintergrund hielten. Auch hier hatte ich anfangs scheu mich all diesen Leuten in dem Saal zu zeigen und am liebsten hätte ich mich mit einem Liebesroman wie Romeo und Julia in die prachtvolle Bibliothek verkrochen. Das sie mir gehörte, konnte ich immer noch nicht begreifen – zumal ich eher dachte, er hätte es aus scherz gesagt, aber dem war nicht so.

Doch als ich mich die grünen Augen meines Geliebten trafen, war es um mich geschehen und meine Füße hatten mich direkt wie von selbst zu ihn in den Saal getragen. Vergessen war die Angst gesehen zu werden. Das Gefühl mit ihm zu tanzen und seine Nähe zu spüren war Millionen mal besser, als mit einem Buch ganz alleine am Feuer zu sitzen.

Nun war der Saal leer und dennoch strahlte er eine Eleganz und Schönheit aus, die einen den Atem raubte. Man könnte meinen ich hätte mich an all diesen Glanz gewöhnt, doch vor diesen Zauber, war das Schloss von etwas überschattet gewesen. Die äußere Schönheit war zwar überdeckt worden, jedoch nicht die Innere.

Die sonderbare Fee hatte ich an diesen Abend nicht mehr gesehen. Ich wollte ihr für das alles danken, auch wenn es mir gleichzeitig merkwürdig vorkam. Sie hatte all die Schlossbewohner mit einem Fluch belegt und dennoch war es nötig gewesen. Auch wenn ich nicht ganz die Hintergrundgeschichte kannte, so konnte ich mir vieles zusammenreimen.

Nach einer gewissen Zeit hatte ich alle Gedanken an sie verdrängt und nur mein geliebter Prinz der mich im Arm gehalten hatte, erhielt die komplette Aufmerksamkeit von mir. So vergingen die Stunden schneller als mir lieb gewesen war und alle Gäste hatten sich später von uns verabschiedet.

Die Sonne war schon längst untergegangen, als nur noch unsere engsten Freunde und Angestellte da gewesen waren. Mein Vater hatte etwas abseitsgestanden und hatte mich – wie schon den ganzen Abend – beobachtet. Ich hatte seine Blicke auf mir gespürt und manchmal war es ein wenig unbehaglich gewesen. Die Sorge, dass er den Prinzen nicht mögen könnte, hatte kurz mein Herz zusammengedrückt, doch als ich in sein strahlendes Gesicht gesehen hatte, schlug es kräftig weiter.

Ich hatte mich aus den Armen meines Liebsten sanft gelöst, als ich auf meinen Vater zugeschritten war und ihn fest umarmt hatte. Er hatte diese Nacht hier im Schloss verbracht, doch das Angebot, dass er mit uns hier lebte, hatte er liebevoll abgelehnt. Das kleine schöne Haus in unserem Dorf, wollte er nicht aufgeben und ich verstand ihn. Es war uns beiden sehr an Herz gewachsen, auch wenn ich immer aus diesen Stadt rausgewollt hatte. Ich würde ihn so oft wie möglich besuchen kommen und ihn die vielen Geschichten erzählen, die ich in diesem großen Schloss tagtäglich erlebte.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen drehte ich mich um und ging in Richtung des Schlafsaals meines Geliebten. Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen, auch wenn es nur ein paar Stunden waren in den wir voneinander getrennt waren. Die peinliche Unterhaltung von gestern Abend, in der es um unsere Schlafräumlichkeiten ging, wo ich doch noch ein eigenes Zimmer hatte, war mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben.

Als ich die Tür sachte öffnete und durch den Türspalt spähte, sah ich wie sich sein Brustkorb gleichmäßig hob und senkte. Das kleine Lächeln von vorhin wurde größer und meine Augen fingen an zu strahlen. Konnte man einen Menschen, der vorher ein Biest gewesen war, so sehr lieben?

Leise schlich ich mich zu ihm ans Bett und setzte mich an die Kante. Sanft strichen meine Finger seine Wange entlang. Mein Scherz von gestern Abend, dass ein Bart ihm gutstehen würde, ließ mich leicht schmunzeln. Vorsichtig beugte ich mich über ihn und küsste seine wohlgeformten Lippen.

Leicht brummend und mit müden Gliedern, öffnete er seine Augen und das strahlende Grün in seinen Augen, ließ mein Herz rasen.

„Guten Morgen, Belle"

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⏰ Last updated: Jun 18, 2017 ⏰

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Infinity (Beauty and the Beast FF)Where stories live. Discover now