Chapter 20

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"Der Film hat Überlänge, stimmt's?", fing Shawn ein Gespräch an. Ich nickte. "Aber egal. Ich hätte heute eh nichts anderes vor." Ich war froh, dass ich heute dann noch irgendwas getan hatte. Vielleicht war es sogar produktiv, wer weiß?

Am Kino angekommen, stiegen wir aus und liefen auf den Eingang zu.
Es war sehr wenig los, kein Wunder, eigentlich ging man so früh ja nicht unbedingt ins Kino. Denke ich mal.

An der Kasse angekommen, bezahlte Shawn einfach die Eintrittskarten, was ich empört registrierte.
"Hey!", sagte ich. "Ich besitze eigenes Geld."
"Das ist mir bewusst, aber ich wollte so freundlich sein", erklärte Shawn nur und zog mich dann weiter zu den Snacks.

Weil ich mich revanchieren wollte, kaufte ich dann die Coke und das Popcorn. "Danke", sagte Shawn ganz hingerissen. Ich lächelte. "Bitteschön. Sollen wir reingehen? Der Saal ist schon geöffnet." Er nickte.

Nach dem Film, der richtig cool war, gingen wir wieder zurück zum Auto und stiegen ein.
"Es war toll. Hat es dir auch gefallen?", fragte ich. Er nickte und startete den Motor.
"Nur den einen Assistenten mochte ich nicht, ich war froh, als er ermordet wurde."
"Ja, ich auch, der war komisch", stimmte ich ihm zu und wir unterhielten uns weiter über den Film, bis wir schließlich über Umwege auf unsere Kindheit zu sprechen kamen. Er erzählte mir von seiner Schwester Aaliyah, die er abgöttisch liebte, genauso wie seine Eltern. Er sprach über seine Schulzeit, über seine Liebe zur Musik, seinen besten Freunden, erzählte auch drei Sätze über seine erste große Liebe und schloss schließlich mit den Worten: "So, jetzt weißt du alles über mich, wie ist es so bei dir?"
Ich erzählte also über mich: "Also, ich komme aus Kanada, wie du auch. Niagara Falls."
"Oh, ja, da ist es total schön, ich war mal da und hatte ein Fantreffen", warf Shawn ein. "Ja, da waren Meli und ich", erwiderte ich und er riss ungläubig die Augen auf. "Wirklich? Oh Gott, ich kann mich gar nicht erinnern, das tut mir so leid!" Ich beruhigte ihn aber schnell. "Das ist nicht schlimm, das würde jedem passieren." Ich fuhr schnell fort, bevor er irgendwas einwenden konnte. "Okay, ich hab zwei ältere Schwestern und eine jüngere, einmal Elizabeth, die ist jetzt vierundzwanzig, dann Emily, sie ist dreiundzwanzig, dann komme ich, ich bin achtzehn und dann kommt Amy, sie ist jetzt siebzehn. Wir sind also nur Mädchen, mein Vater findet es ziemlich schrecklich, weil er der einzige Mann ist, meine Großeltern finden es schrecklich, weil 'unser ehrwürdiger Name' so viel weniger Chancen hat, sich zu verbreiten. Also, wenn wir heiraten -was wir laut ihnen auf jeden Fall tun werden- , verlieren wir ja unseren Mädchennamen, du weißt schon.
Dafür habe ich ungefähr zwei Millionen Cousins und drei Cousinen auf der ganzen Welt, also ich würde sagen, unser Nachname geht wohl kaum verloren.
Im Übrigen, welchen Menschen interessiert das überhaupt? Also mich nicht.

Egal. Meine Familie ist auf jeden Fall riesengroß, ich kenne auch gar nicht alle.
Zum Beispiel die in Argentinien oder Slowenien oder Albanien oder in Norwegen oder in Südafrika.
Also, die in Südafrika sind da hingezogen, keine Ahnung, warum. Sie leben in Kapstadt, sofern Kapstadt in Südafrika liegt.

Wie auch immer. Genug von meiner Familie in Südafrika oder Slowenien, meine Kernfamilie und ich, wir sind im Sommer immer nach Alaska in den Denali Nationalpark und im Winter ein paar Tage Skifahren in den Rocky Mountains gegangen und danach ins Warme. Kalifornien, Karibik, Florida, ein paar Mal Europa, zum Beispiel Frankreich, Spanien, Portugal. Aber nie nach Italien. Ich wollte immer schon mal nach Italien, meine Schwester dagegen, Emily, wollte immer nach Deutschland wegen der berühmten Dichter, Goethe und so, oder sie wollte nach England, wegen Shakespeare, aber Italien hätte sie auch nicht schlecht gefunden, denn da war ja das mit Romeo und Julia in Verona an diesem Balkon.
Okay, du hast keine Ahnung, ich weiß es auch nur wegen meiner Schwester.
Äh, ja.

Melissa kenne ich seit der Highschool, weil die Nachbarin meiner damaligen besten Freundin -sie ist dann weggezogen- die beste Freundin von Melissa war. Wir waren also zu viert befreundet, dann nur noch zu dritt und die Nachbarin hat sich mit uns zerstritten und hat dann die Schule wechseln müssen, weil sie ein anderes Kind von der Schule gemobbt hat und dann waren Meli und ich beste Freundinnen. Komische Geschichte, ich weiß. Aber wir haben uns dann auch nie wirklich gestritten, weil wir beide wohl Angst hatten, dass ..." Ich brach ab, weil Shawn plötzlich hart auf die Bremse stieg.

Ich hörte Reifen quietschen.

Jemand hupte.

Ein ohrenbetäubendes Krachen.

Glas splitterte.

Metall barst.

Benzingeruch.

Rumpeln.

Schreie.

Knirschen.

Rütteln.

Wirbelnde Farben.

Schmerz an meiner Stirn.

Schmerz an meiner Schläfe.

Der Airbag ging auf.

Kopfschmerzen.

Angst.

Gelähmtheit.

Dann war ich weg.

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Et voilà, das 20. Kapitel ist da.

Wie gefällt euch die Geschichte?

Danke fürs Lesen♡♡

I hate you, I love you (Shawn Mendes FF)Where stories live. Discover now