Die Bestimmung

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Es kam der Tag, an dem er seine Lehre als Schlosser beendet hatte. Sein Vater betrachtete das Zeugnis und lächelte ihm zu.

„Ich bin stolz auf dich, Tyron. Anfang nächsten Monats fängst du bei uns an. Du kannst mit mir fahren oder hiermit", er hielt dem jungenMann einen Schlüssel hin.

Tyrons Augen weiteten sich: „Ein Auto? Für mich?"

„Bei dem Abschluss hast du dir eine Belohnung verdient. Es ist nichts Besonderes, aber es ist dein Auto", schmunzelte sein Vater.

Tyron genoss seine neu gewonnene Freiheit. In den nächsten Wochen war er viel mit dem Auto unterwegs. Sein Vater sagte nichts. Aber immer wieder ertappte der junge Mann ihn dabei, wie er ihn nachdenklich beobachtete.

Am ersten August begleitete Tyron die Männer dann in die Fabrik.Fassungslos sah er sich dort um.

Es war eine alte Halle, gebaut aus Backstein. Die Maschinen, die dortstanden, hatte mit Sicherheit sein Urgroßvater schon gesehen. Der Boden war löchrig und verdreckte Fenster ließen das Tageslicht nur erahnen. Die Beleuchtung bestand aus flackerndem Neonlicht.

„Vater,das verstößt gegen sämtliche Arbeitsbedingungen. Ihr solltet mit dem Chef sprechen oder die Gewerkschaft einschalten!"

Aengus schüttelte den Kopf.

„Hier gibt es weder einen Chef noch eine Gewerkschaft. Diese Fabrik gehört uns. Tyron, du wirst in den nächsten Monaten an jeder dieser Maschinen arbeiten, und wenn wir der Meinung sind, du bist soweit,wirst du dort hineingehen".

Er zeigte auf eine Tür: „Dort werden alle deine Fragen beantwortet.Vertrau mir."

Und so begann Tyron zu arbeiten. Die Maschinen, die ihn erst abgeschreckt hatten, zogen ihn allmählich in ihren Bann. Schon bald schätzte er die einfache, robuste Zuverlässigkeit, lernte die Melodie der einzelnen Maschinen kennen, sah auf den ersten Blick, wenn etwas nicht in Ordnung war.

Die Maschinen waren laut, aber trotzdem hörte er bald, wenn bei einer anderen Maschinen etwas nicht stimmte. Wenn er dann hinübereilte, um zu helfen, bemerkte er die Blicke der Männer, die von ihm zu der Tür wanderten. Es schien, als verständigten die Männer sich wortlos.

Die Tür übte eine seltsame Faszination auf ihn aus. Er hatte das Gefühl, dass dahinter etwas lebte, etwas Großes, Altes, Gewaltiges.Manchmal meinte er, einen dumpfen Pulsschlag zu spüren. Nach vier Monaten schickte sein Vater ihn früher nach Hause.

„Wir haben hier noch etwas zu besprechen. Ich komme später. Du kannst schon mal das Essen aufwärmen."

Tyron sah in die Runde. Sein Gefühl sagte ihm, dass die Männer über ihn reden würden. Sein Blick wanderte zu der Tür. Keine der Männer sprach. Stumm sahen sie ihm hinterher, als er die Halle verließ.

Sein Vater war an diesem Abend sehr schweigsam. Nach dem Essen stand er auf und sah Tyron an.

„Du sollst wissen, dass ich dich liebe und stolz auf dich bin. Ich glaube, ich habe dir das noch nie so direkt gesagt. Ich bin nicht dervMensch für große Worte und nicht sonderlich geübt darin, Gefühle zu zeigen."

„Danke,Vater", Aengus' Verhalten löste in Tyron Unbehagen aus. Es kam ihm vor, als würde sein Vater sich von ihm verabschieden. Unsicher wünschte er ihm eine gute Nacht und ging in sein Zimmer.

Am nächsten Morgen gingen die Männer nicht direkt zu ihren Maschinen,sondern versammelten sich um den Pausentisch.

Tyron bemerkte, dass die geheimnisvolle Tür einen Spalt weit aufstand und ein warmer Feuerschein zu sehen war. Aengus sah seinen Blick.

Goibnius GabeWhere stories live. Discover now