der erste Schritt

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Langsam öffente ich meine Augen, was für eine kurze Nacht ich hatte oder wohl eher eine unruhige. Grummelnd erhob ich mich aus meinem Bett und staktste ins Bad, wo ich feststellte, eine noch viel bleichere Haut als sonst zu haben. "Ich seh nicht sehr gesund aus..." Murrte ich doch schüttelte schnell den Kopf, ich kann doch nicht am zweiten Tag fehlen! Ich machte die Dusche an und wieder fiehl mein Blick auf meine Narbe am Rücken. Langsam strich ich mit meinen Fingerkuppeln über die beschädigte Haut und konnte mir ein gequältes Lächeln nicht verkneifen.

(Rückblende)

"Sag mal Timo, was hast du eigentlich für eine Krankheit?" Meinte ich und sah ihn verwirrt an, ich bin mittlerweile meine Krücken los und die Lähmung meines rechten Beines und Armes war behoben. Nun mussten nur noch die Wunden der Operationen verheilen, ich bin bereits seit einem ganzen Monat hier und ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich befreit fühle und anders. Ich sehe die Menschen nun anders an, alles nur dank diesem Jungen im Rollstuhl und seiner weisen Worte. Er war um so vieles reifer und erwachsener als ich, obwohl er fast 2 Jahre jünger ist als ich. "Ich bin bis zur Hüfte gelähmt, daher der Rollstuhl." Die lebende Leiche, wie ich ihn gerne in meinen Gedankengängen nenne, blickte mich mit seinen strahlenden Augen an. Würde man nur seine Augen sehen, würde man niemals in geringster weise daran denken, dass dieser kleine Junge so schwer krank war. "Ich habe Krebs an fast allen Stellen in meinem Körper, dass ich sie gar nicht aufzählen könnte!" Er lachte mich an, mir blieb das Herz für einen Moment stehen, ich verzog mein Gesicht kurz, doch grinste ihn dann breit an und ging vor ihm in die Hocke. Es war zwar ein kalter Tag, doch ich liebte die Kälte und vorallem den Winter.
"Hast du Mitleid mit mir?" Fragte er mich, doch ich schüttelte nur den Kopf und legte meine Hand auf seine. Sie war warm, trotz der Minusgrade hier auf dem Sonnendach. "Ich denke, du bekommst genug Mitleid von anderen und wirst betätschelt wie ein zerbrechliches Kind. Ich habe weder Mitleid mit dir, noch bin ich traurig. Ich sehe die Lebensfreude in deinen Augen und solange diese in die brennt, brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Und selbst wenn der Krebs die überhand gewinnt, weiß ich, dass du bis zum Schluss gekämpft hast und du selbst warst." Er schenkte mir ein breites Lächeln. "Du hast dich wirklich sehr verändert Karma. Du bist erwachsener und reifer. Ich bin froh eine Freundin gehabt zu haben wie dich!" Ich legte meine Hand auf seine graue Mütze, die seinen kahlen Kopf verdeckte, und grinste ihn breit an. "Ich bin froh so jemanden wie dich getroffen zu haben. Du hast mir Mut und Hoffnung geschenkt. Viel Selbstvertrauen und du hast mir die Augen geöffnet. Ich danke dir für alles, kleiner!" Wir begannen zu lachen und ich schob ihn nach einer Weile wieder zu seinem Zimmer.

(Rückblenden ENDE)

Ich saß allein am großen Küchentisch und beobachtete Ramona während ich meinen Toast aß und meinen Kaffee schlürfte. Meine Mutter ist mal wieder auf irgendeinem Meeting, so früh am Morgen bin ich erst nach einem Frühstück produktiv. Naja, produktiv kann man das nicht nennen, immerhin schlürfe ich die ersten beiden Schulstunden nur vor mich hin und wünsche zu sterben. Richtig erkannt, ich bin ein absoluter Morgenmuffel, weshalb ich mir ein herzliches gähnen nicht verdrücken konnte. "Keinen guten Schlaf gehabt, Baryshnya?" Ramona grinste mich an und räumte meinen leeren Teller in die Spülmaschiene. Sie war Russin und ich wette um meine blauen Haare, dass keiner oder kaum einer Ahnung hat, was dieses Baryshnya bedeutet. Es bedeutet junge Dame oder auch Fräulein. Ab und zu hängt sie auch ein dovol'no dran, was dann hübsche junge Dame/junges Fräulein bedeutet. Ich fühle mich gerade irgendwie wie eine Russischlehrerin, aber wenn man mit sowas aufwächst, kann man eben so das ein oder andere Wort. "Nicht wirklich, mach dir aber keine Sorgen. Wie soll's Wetter denn werden?" Ich lächelte sie beruhigend an, doch trotzdem sah ich die Sorge in ihren kleinen braunen Augen aufblitzen. "Es soll wieder regnen, nehmt diesmal einen Schirm zur Not mit. Ich entschuldige mich nochmals wegen gestern, ich habe das Klingeln beim Staubsaugen einfach überhört." Entschuldigent senkte sie den Kopf, woraufhin ich nur laut auflachen musste. "Achwas, ich bin doch heil angekommen. Ich bin dir doch deshalb nicht böse!" Sie begann breit zu grinsen und räumte dann ebenfalls meine Tasse ein, als ich hoch in mein Zimmer ging und mich in meine Tagesklamotten schmiss.

(Sweet Amoris Castiel FF) ~ Time to change your mind ~ (Abgebrochen)Where stories live. Discover now