34. Kapitel

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Bitte komm zu mir zurück...

°Averys Sicht°

„Warum hast du es nicht geheim gehalten?! Er hätte nichts davon wissen sollen, ich wollte ihn da nicht mit reinziehen!", schluchze ich und haue gegen Drakes Brust. Er nimmt meine Hände und schaut mich sanft an. „Es tut mir Leid, ja? Ich dachte, dass es so das Beste für dich wäre, aber ich habe einen Fehler gemacht. Es ist meine Schuld, dass Dave da jetzt liegt und wenn er sterben sollte, werde ich mir das nie verzeihen, glaub mir." Ich schüttele leicht den Kopf und wische mir meine Tränen weg.

„Nein, mir tut es leid. Ich hätte das gerade nicht sagen sollen... Ich möchte nicht, dass du dir Vorwürfe machst, weil es allein meine Schuld ist. Ich habe diesen Plan ausgeheckt, ihn vor Dave geheim gehalten und dich mit hineingezogen." „Weißt du was? Keiner von uns beiden hat Schuld an dem. Caleb hat das getan, er ist der Schuldige!" Ich nicke langsam und lehne meinen Kopf an Drakes Brust. Kurze Zeit später, taucht die Polizei auf und stellt uns Fragen zu Daves Schussverletzung. Drake erklärt ihnen alles, während ich immer wieder zu Dave hinüber schiele.

Als die Ärzte ihn auf eine Trage legen und zum Krankenwagen bringen, renne ich sofort hin. „Was ist mit ihm? Er ist mein Bruder und bester Freund?!", frage ich ängstlich. Hätte ich Adoptivbruder sagen sollen? Ach, egal. „Wir haben ihren Bruder wiederbeleben müssen und er schwebt momentan immer noch in Lebensgefahr. Wir bringen ihn jetzt erstmal ins Krankenhaus." Eine junge Frau nennt mir die Adresse des Krankenhauses und dann rauscht der Krankenwagen auch schon davon.

Er lebt! Erleichterung durchflutet mich. Ich begebe mich wieder zu den Polizisten, die mich auch noch über die Situation und vor allem über Caleb ausfragen. Ich erzähle ihnen alles. Wirklich alles, von Anfang an. Sie bitten uns morgen nochmal auf dem Revier vorbeizuschauen, damit sie unsere Aussagen aufnehmen können.

Kaum sind sie fertig, renne ich los. Drake folgt mir. Bei meinem Auto angekommen, steige ich schnell ein und fahre zu Dave. Drake und ich, kommen gleichzeitig am Krankenhaus an. Ich erfahre, dass er gerade operiert wird und seufzend lasse ich mich auf einem Stuhl nieder. „Denkst du, er wird das schaffen?", frage ich leise. Drake streichelt mir sanft über den Rücken und meint: „Ja, zu hundert Prozent!" Erneut bilden sich Tränen in meinen Augen.

Tapfer wische ich sie mir weg und bitte Drake um sein Handy, weil meins die Polizisten mitgenommen haben, da ich damit ja alles aufgenommen habe. Mit zitternden Fingern wähle ich die Nummer meiner Mum. „McGowan?", meldet sich meine Mutter. „Mum? Ich bin's Avery." „Hey, Schatz, was gibt's?", fragt sie besorgt. Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten und fange an zu schluchzen. „Schätzchen?" „Mum... Dave, er... ist im Krankenhaus. E-Er wurde angeschossen."

Für einen Moment ist es komplett still an der anderen Seite der Leitung, dann beginnt sie völlig hysterisch durcheinander zu reden. Sie beschließt sofort zurückzukommen, allerdings muss mein Vater dort bleiben, wegen der Arbeit. Kaum habe ich aufgelegt, stehe ich auf und verlasse das Krankenhaus. Mein bester Freund folgt mir schweigend. Ich starre in den wolkenüberzogenen Himmel hinauf, schlinge meine Arme eng um meinen Körper und weine stumm vor mich hin. Gerade war ich dabei das mit Nathan zu verarbeiten, dank Dave und dann passiert sowas...

Die Zeit vergeht, wie im Schneckentempo und erst im Morgengrauen, kann ich Dave endlich sehen. Die Operation ist gut verlaufen, jedoch liegt er nun im Koma, damit sich sein Körper erholen kann. Mit Tränen in den Augen, lasse ich mich neben seinem Bett nieder. Der blaue Schutzkittel, den ich anhaben muss, stört mich relativ wenig. Drake wartet draußen auf mich. „Hey, Großer.", sage ich leise. Sanft nehme ich seine Hand und streiche über seinen Handrücken.

„Danke, dass du mir mein Leben gerettet hast und es tut mir leid, dass das alles so gekommen ist. Bitte komm zu mir zurück... Ich liebe dich, Dave. Hörst du? Ich habe mich in dich verliebt und ich brauche dich!" Ich lege meinen Kopf auf seiner Brust ab und schluchze vor mich hin. Es tut so verdammt weh, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Irgendwann verlasse ich den Raum wieder und werde sofort von Drake in den Arm genommen. „Alles wird wieder gut.", raunt er mir zu und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln.

Ungefähr eine Stunde später, trifft auch meine Mutter ein. Ich erzähle ihr die Kurzversion, der Geschichte, lasse aber bewusst einige Sachen aus. Wir bleiben alle noch bis nachmittags im Krankenhaus, dann fahre ich mit meiner Mum nach Hause, während Drake direkt zur Polizeiwache fährt, um seine Aussage zu machen. Daheim trinke ich erstmal einen starken Kaffee und springe dann unter die Dusche. Anschließend ziehe ich mir was Frisches an und schminke mich. Als ich wieder in die Küche komme, hat meine Mutter eine Suppe gemacht.

Lächelnd lasse ich mich am Tisch nieder und esse mit ihr gemeinsam. Ob ich ihr von Dave und mir erzählen soll? Nein, lieber nicht. Nach dem Essen, verabschiede ich mich und fahre zur Polizeiwache. Dort angekommen, begrüßt mich ein gelangweilter Mann, der hinter einer Glasscheibe sitzt. Er schickt mich in einen Raum, in dem ich Platz nehme. Wenige Sekunden später, kommt ein älterer Herr herein und nimmt meine Aussage auf. Ich erfahre, dass sie schon nach Caleb suchen, aber noch keine Spur haben. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass Caleb das wirklich getan hat.

Nach einer halben Ewigkeit, ist der Polizist endlich zufrieden und ich kann gehen. Da ich nicht nach Hause möchte, beschließe ich ein wenig durch die Gegend zu fahren. Irgendwann stehe ich vor dem Club. Andrew hat heute Schicht und ich brauche jemanden zum Reden! Doch als ich mich an die Bar setze, kann ich ihn nirgends sehen. „Hey, wo ist Andrew?", rufe ich einem Barkeeper zu. „Ach, du musst Avery sein, nicht wahr?" Ich nicke verwirrt. „Andrew hat heute Morgen hier gekündigt und arbeitet jetzt nicht mehr hier. Ich soll dir diese Nachricht zeigen..." Er hält mir sein Handy unter die Nase, auf dem eine Notiz getippt wurde.

>> Hey, Avery! Du hast sicher schon gehört, dass ich hier jetzt nicht mehr arbeite. Es tut mir leid, dass ich dir nichts davon gesagt habe, aber es war eine kurzfristige Entscheidung. Bleib so wie du bist. Wir werden uns wieder sehen, versprochen! Dein Andrew. <<

Ohne ein weiteres Wort, verlasse ich den Club und fahre zum Park. Auch wenn es gefährlich ist, hier zu sein, weil Caleb noch auf freiem Fuß ist, mache ich mich trotzdem auf den Weg zur Brücke. Hier kann ich am besten nachdenken. Ich vermisse Andrew jetzt schon... Seufzend fahre ich mir durch meine Haare. Es ist bereits dunkel und die Sterne funkeln am Himmelszelt um die Wette. Wie oft habe ich hier gestanden und mit Nathan die Sterne angeschaut? Ich vermisse diese Zeit und ich vermisse ihn.

Natürlich liebe ich Dave, aber trotzdem habe ich immer noch einige Gefühle für Nathan. Ich schaue zu den Sternen hinauf, als ich plötzlich Schritte hinter mir höre. „Ich wusste, dass du hierher kommen würdest.", sagt eine raue Stimme. Langsam drehe ich mich um und sehe einen jungen Mann, der eine Maske in der Hand hält. Mein Blick wandert zu seinem Gesicht und ich schaue direkt in zwei smaragdgrüne Augen.

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