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Es waren ein paar Tage vergangen und Stegi hatte Tim noch immer nicht gesagt, worüber er sich in letzter Zeit immer den Kopf zerbrach. Tim hatte zwei- oder dreimal nachgefragt, aber Stegi wollte ungern mit der Sprache rausrücken. Natürlich konnte er es Tim anvertrauen, keine Frage; und doch war da die Angst vor dessen Reaktion. Es war verwirrend für den Blonden.
Vor allem waren dies aber auch seine Gefühle für Tim. Liebe war etwas komplett Neues und er wusste nicht, wie man mit sowas umgehen sollte, geschweige denn ob es das überhaupt war. Obwohl Stegi sich dabei eigentlich sicher war. Er mochte Tim definitiv zu sehr. Natürlich tat er das, schließlich war es Tim. Und Tim war toll.

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Mittlerweile war Stegi tatsächlich krank geworden und lag mit Fieber, Magenschmerzen und einem viel zu vollem Kopf im Bett. Was hätte er nur dafür gegeben, um jetzt bei Tim sein zu können? Alles? Wahrscheinlich. Er sehnte sich nach ihm, seiner Stimme, seiner Art und diesen wundervollen und doch gleichzeitig lächerlichen Aufmunterungsversuchen. Gott, wie gern er wieder neben ihm liegen würde, Tims Wärme fühlend.
Am liebsten wäre er auf der Stelle losgerannt, schnell zu Tim und nie wieder weg, würde sein Kreislauf das nur mitmachen. Diese Idee war so absurd wie auch genial, zumindest wirkte es für Stegi so.
Er war sich nicht wirklich bewusst, was das momentan alles war. Sobald seine Augen zufielen sah er Tim, fühlte dessen Lippen auf den eigenen und Wärme umgab ihn. Was war das? Ein Fiebertraum? Ein Tagtraum? Oder wurde er nun einfach verrückt? Konnte man es überhaupt Tagtraum nennen? Schließlich war es 3:07 Uhr, und das fiel mit Sicherheit nicht in die Kategorie „Tag". Noch dazu war Freitag, Tim musste nachher zur Schule. Stegi langweilte sich. Und er wollte verdammt nochmal Tims Nähe spüren. Es blieb ihm jedoch leider nichts anderes übrig, als nach seinem Handy zu tasten. Ein kurzer Knopfdruck und schon sah er seine Playlist, 'Fix You' endete und 'Fireflies' begann; er schloss Spotify, öffnete WhatsApp und ließ seinen Gedanken freien Lauf.

„Ich wünschte, du würdest jetzt bei mir liegen und mit mir kuscheln. :(" -03:33

„Du hast nicht zufällig Lust nachher vor der Schule mal bei mir vorbeizukommen? Dein kranker Dino braucht dich! :'((((" -03:39

„Kannst du mich dann bitte umarmen? Ganz lange? Und nie mehr loslassen?" -03:41

Stegi lächelte leicht. Es war wundervoll lächerlich.

„Du weißt gar nicht, wie unglaublich verwirrend gerade alles ist. Sobald ich die Augen zumache seh ich dich, fühl die Wärme und alles ist so seltsam." -03:49

„Du solltest jetzt hier sein, bei mir. Deine Lippen auf meinen. Nirgendwo anders." -03:54

Er zögerte beim Abschicken der letzten Nachricht, tat es dann aber doch. Er konnte es notfalls auf das Fieber schieben. Eventuell lag es ja auch wirklich daran. Er öffnete erneut Spotify, startete 'taking care of things' und legte sein Handy wieder zur Seite. Seine Hand suchte nun den Schalter der kleinen Lampe. Wirklich viel Licht machte sie zwar nicht, aber es schien gemütlich und das reichte ihm gerade. Er versuchte sich aufzusetzen, was tatsächlich auch klappte. Er griff zur Wasserflasche neben seinem Bett, trank ein paar Schlücke und nahm dann gezwungenermaßen die Medizin ein, die seine Mutter ihm am vorherigen Abend gebracht hatte. Warum wirkte die eigentlich nie?

Früher war ihm dieses Kranksein immer egal gewesen, er fand es schon fast gut; man durfte zuhause bleiben und musste nicht zu anderen Menschen. Natürlich waren andere Menschen nichts Schlimmes, nicht grausam oder sonstiges dergleichen, aber soziale Kontakte stressten ihn verdammt. Aber taten seine Gedanken das nicht auch? Er verwirrte sich selbst.

[PAUSIERT] Maybe. | Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt