16. Chris vs. Hanna - die nächste Runde

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Am nächsten Morgen kam ich früh, denn ich hatte eine Idee für Christophe. Grinsend holte ich sein blaues Oberteil, welches er in der Show tragen musste und ein Seil. Dann kam ich an Rangos Box. „Darf ich dich kurz als Leiter benutzen?", fragte ich das Pferd, das verwirrt nickte.

Also schwang ich mich auf seinen Rücken und stand auf, bis ich auf seiner Hinterhand stand. Von dort hängte ich das Oberteil an der Decke auf, sodass man nur drankam, wenn man auf Rango draufstand. Mal schauen, ob der Stuntreiter das schaffte.

Als ich das gemacht hatte, begann ich meinen Arbeitstag damit, zuerst ein paar Boxen auszumisten. Der empörte Aufschrei kam ungefähr eineinhalb Stunden später. „Hanna!", folgte es kurz darauf von einem grinsenden Christophe. Unschuldig blickte ich ihn an. „Holst du mir das Teil herunter, oder muss ich dich dazu zwingen?", fragte er und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.

Ich tat so, als wüsste ich nicht wovon er sprach. „Welches Teil?", fragte ich komplett mit Unschuldsmiene. „Hanna!", er verdrehte die Augen. Langsam schritt er auf mich zu. Ich lehnte die Mistgabel an Blacos' Box und ging ein paar Schritte rückwärts.

Kurz darauf jagte er mich über den Hof. Geschickte schlug ich ein paar Wendungen und rannte beinahe Marion um. Dadurch strauchelte ich und Christophe erwischte mich. Er hielt mich fest, sodass ich nicht fliehen konnte und kitzelte mich ordentlich durch, bis ich vor Lachen nach Luft rang. „Lass das!", sagte ich keuchend. Chris dachte nicht daran. „Holst du es mir jetzt runter?", fragte er grinsend. „Ja, ist gut, hör aber bitte auf!", flehte ich. Doch bevor ich wieder abhauen konnte, nahm mich Christophe am Hals und führte mich im Klammergriff zu Rangos Box.

Ich versuchte noch meinen Kopf aus seinen Armen zu winden, doch da war keine Chance. Er warf mich bei Rango ins Stroh und schloss schnell die Boxentür, damit ich nicht abhauen konnte. Seufzend stand ich auf und kam wieder an die Boxentür. Doch Christophe schüttelte grinsend den Kopf. „Du Blödmann!", seufzte ich aus Spaß und dirigierte Rango unter die Stelle, wo ich das Oberteil aufgehängt hatte. Dann stellte ich mich wieder auf seine Hinterhand und band es los.

Doch bevor Christophe es nehmen konnte, war ich schon aus dem Fenster von Rangos Box geklettert und rannte wieder über den ganzen Hof damit. Lachend den Kopf schüttelnd, versuchte Chris mich zu erwischen. Doch ich versteckte mich schnell hinter einem Pferdehänger. Ich sah, wie er auf der anderen Seite vorbeilief. Dann wurde es still und ich wägte mich schon in Sicherheit, als ich von hinten gepackt wurde.

„Hab ich dich endlich!", sagte Christophe und nahm mir sein Oberteil aus der Hand. Dann schlenderte er siegessicher davon. Hinter seinem Rücken streckte ich ihm die Zunge raus, was Ludo sah. Mahnend hob er den Finger. "Das gehört sich nicht...", grinste er.

Schmunzelnd lief ich zurück zum Stall. Dort half ich Audrey weiter Boxen auszumisten. Anschließend trainierte ich zusammen mit Louisa den Fechtkampf, doch wir hörten schon bald auf, denn es war richtig warm heute. Kurz vor Ende tauchte auch Marion auf, um uns zuzusehen. Sie hatte zwei Flaschen Wasser in der Hand, die sie uns gerade zuwarf. „Na? Wie geht's?", fragte sie in die Runde. „Prima. Könnte nicht besser gehen. Nur ein bisschen warm.", antwortete ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Anschließend nahm ich ein paar Schlucke des gekühlten Wassers und ließ mir erleichtert die Flüssigkeit die Kehle hinunterrennen.

„Was hast du heute Morgen eigentlich angestellt? Dass Christophe dich über den gesamten Hof gejagt hat?", fragte sie neugierig. „Ach, das war nur der Gegenschlag zu gestern, wegen der Sache mit dem Schwamm." Ich zuckte die Schultern. „Ah ja, sollen wir eigentlich noch eine Runde kämpfen?", fragte sie und nickte zu den Degen.

Begeistert nickte ich und obwohl ich schon ziemlich ausgepowert war, ließ ich mich gerne auf einen Kampf mit meiner Lieblingsgegner ein. „Gerne!" Und so fochten wir eine halbe Stunde lang und natürlich verlor ich wieder haushoch. Anschließend saß ich durchnässt in einer schattigen Ecke am Boden und wünschte, es wäre weniger warm „Also ich könnte eine Abkühlung gebrauchen.", meinte ich nur. Marion nickte grinsend. Sie sah aus, als führte sie etwas im Schilde. Langsam ging ich zurück zum Stall.

Und plötzlich kam er. Chris hatte sich unbemerkt von hinten angeschlichen und kippte mir nun einen ganzen Eimer Wasser über den Kopf. Einen sehr vollen Eimer. Ich schrie auf. „Danke für die Abkühlung!", beklagte ich mich sarkastisch, als ich mich wieder von der plötzlichen Kälte gefangen hatte und drehte mich um. Hinter mir stand Chris und lachte sich schlapp. Da fiel mir etwas ein.

„Ach, Christophe! Ich hab dich ja SO lieb, vielen, vielen Dank für die Abkühlung!", rief ich sarkastisch und warf mich, nass wie ich war, an seinen Hals. „Ihh! Hanna! Muss das sein!" Ja, musste sein, so wurde er auch nass.

Nachdem ich ihn einmal von allen Seiten umarmt hatte, er war mindestens genauso nass wie ich, ließ ich von ihm ab. „Na super, vielen Dank, Hanna!", er blickte mich böse an, brach dann aber in Gelächter aus. „Du siehst aus wie ein begossener Pudel!", meinte er. „Haha, sehr lustig!", kam es von mir schmollend zurück und ich grinste auch. „Aber mal ganz ehrlich. Du siehst auch nicht viel besser aus.", eröffnete ich ihm. „Komm jetzt, lass es für Heute gut sein.", meinte er. Ich nickte.

„Trotzdem bin ich nass!", beklagte ich mich, als wir uns zurück auf den Weg zu den Umkleiden machten. „Tja, aber mein Kostüm zu verstecken war auch nicht nett.", erwiderte er und ich grinste. „Komm schon. Es war wenigstens eine gute Idee." Er verdrehte die Augen und verkrümelte sich zu seinem Pferd.

Zum Abschluss des Tages ging ich noch in die Globe-Show. Dort traf ich Ornella, die mich mit nach Hause nahm. Heute war sie etwas besser drauf als gestern. „Hallo, Hanna! Wie geht's denn so?", begrüßte sie mich gut gelaunt. Fragend hob ich eine Augenbraue. „Mir geht es prima. Aber, was ist denn mit dir heute los?" „Ach, unser Chef war erstens nicht da und zweitens haben wir erfahren, dass wir Schülerinnen bekommen. Das wird bestimmt eine tolle Aufgabe, junge Mädchen zu unseren Nachfolgern auszubilden.", erklärte sie mir freudig.

„Das Finale Casting wird am Sonntag vor den Sommerferien sein. Ich freue mich riesig darauf.", erzählte sie weiter und ich hörte mir den ganzen Weg nach Hause ihre Schwärmereien von einer Schülerin an. Eigentlich konnte ich nicht so gut zuhören, aber Ornella hörte ich gerne zu, ich mochte sie.

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Anbei ein Bild von Stéphane. Allerdings als Chico und nicht als Planchette.

Moondancer - PferdemädchenWhere stories live. Discover now