Can you see the stars?

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Bevor es zu Verwirrungen kommt: Das hier schließt nicht direkt an das letze Kapitel an.
Als William aufwachte, wusste er im ersten Moment nicht, wo er sich befand. Müde setzte er sich auf. Natürlich, er war in seinem Zimmer. Verwirrt fiel sein Blick auf den Wecker: 01:07. Komisch, normalerweise schlief er in der kurzen Zeit, die er dazu zur Verfügung hatte, immer durch. Plötzlich konnte er einen Schluchzer hören und er wandte seinen Kopf zu dem Fenster seines Schlafzimmers, das er wegen der Sommerhitze in seiner Wohnung offen gelassen hatte. Und dann war es da wieder: Ein leises unterdrücktes Schluchzen. Schlaftrunken stolperte William zum Fenster und schaute nach unten in den Innenhof. Dort glaubte er, eine Gestalt im Schatten einer Weide ausmachen zu können. „Hallo?", rief der Shinigami leise hinunter. Kurz verstummten die Schluchzer, nur um dann leiser und nicht mehr so häufig zurückzukommen. William zögerte. Sollte er nachschauen und seine Hilfe anbieten? Soweit er wusste, lebten in diesem Teil des Wohnheims der Dispatch Society nur zwei Shinigami aus seiner Abteilung, nämlich Grelle und Ronald. Es bestand nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden dort unten saß. Allerdings selbst wenn die Person nicht in seiner Abteilung war, war es eigentlich seine Pflicht, nach dem Shinigami unten zu sehen. Mit einem Seufzer trat William vom Fenster weg und begann seinen Pyjama gegen eine Jogginghose und einen Pulli einzutauschen. Dann machte er sich auf den Weg zum Innenhof. Leise betrat er ihn und näherte sich der Weide, die in einer Ecke stand. War die Person gegangen? Nein, er konnte die unregelmäßigen Atemzüge wahrnehmen. Vorsichtig trat er um den Baum herum. Er traute seinen Augen nicht. „Sutcliff?" Der Rothaarige drehte seinen Kopf leicht und schaute ihn an. „William..." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Sein Gesicht war von den langen Haaren verdeckt, aber trotzdem konnte William erkennen, dass seine Augen rot und leicht geschwollen waren und eine feine Tränenspur auf dem Gesicht des Shinigami langsam trocknete. „Was-Was ist passiert?", fragte William leicht besorgt. „Das interessiert sie doch sowieso nicht..." Der braunhaarige Shinigami schluckte. Nicht nur, das Grelle verletzt klang, er hatte ihn auch mit Sie angesprochen. Und das kam nur äußerst selten vor. Natürlich war ihm bewusst, dass er sich sehr kühl gegenüber dem anderen verhielt, aber in Wahrheit machte er sich oft Gedanken um ihn. Vor allem seit der einen Nacht, in der Grelle für ihn gesungen hatte... „Das stimmt nicht." Grelle legte seinen Kopf wieder auf seine angezogenen Knie. „Und wenn schon. Das ändert doch auch nichts." Grelle fing wieder an zu weinen. Mit einem Seufzer setzte William sich neben ihn. Was sollte er jetzt machen? Grelle in den Arm nehmen? Er hatte schon lange niemanden mehr getröstet. Zögerlich zog er den Rothaarigen in seine Arme. „Bitte beruhigen Sie sich." Grelles Schluchzer wurden wieder leiser und verstummten schließlich ganz. Doch erst als der Shinigami wieder normal atmete, brachte William etwas Abstand zwischen sie. Seinen Arm ließ er allerdings um Grelles Schultern. „Wollen Sie darüber reden?" Ein Schulterzucken. „Vielleicht hilft es Ihnen." „Es ist bloß-" Grelle stockte. „Ich hatte einfach einen schlechten Tag." William senkte seinen Kopf. Das war auch seine Schuld. Er hatte den Rothaarigen heute im Büro scharf zurecht gewiesen, da er eine Viertelstunde zu spät gekommen war. „Ich- Das heute im Büro... Das waren fünfzehn Minuten. Das war nichts, im Vergleich zu anderen Tagen und trotzdem habe ich Ihnen eine Menge zusätzlicher Arbeit gegeben. Entschuldigen Sie bitte." Grelle legte seinen Kopf auf Williams Schulter. „Ich hätte einfach pünktlich erscheinen sollen. Das war alles nur meine Schuld." Damit meinte Grelle nicht nur seine Verspätung. „Da ist noch mehr?" Grelle nickte, sagte aber nichts. „Was ist noch passiert?" Grelles Atem beschleunigte sich. „Nur ein paar Kommentare von anderen. Eigentlich nichts schlimmes, ich bin schließlich dran gewohnt. Aber, heute-" Grelle fing wieder an zu weinen. „Ich bin einfach bloß anders. Ich bin nicht normal. Ich bin anders. Ich benehme mich wie eine Frau, ich fühle mich wie eine. Was ist, wenn die anderen Recht haben? Wenn ich krank bin? Früher war es genauso." Grelles Worte gingen in Schluchzer über und William streichelte ihm sanft über den Rücken. Der Dunkelhaarige verstand, was Grelle mit früher meinte. Vor seinem Leben als Shinigami. „Grelle? Erinnern sie sich noch an die Nacht, in der sie gesungen haben? Für mich?" Grelle nickte zwischen den Schluchzern, die seinen ganzen Körper durchschüttelten. „Dieser Gesang war schön. Er war der Gesang von ihnen, einer Frau. Wissen sie noch, was sie gesagt haben? Sie sagten, dass sie wüssten, was sich für eine Lady gehört. Das sind sie. Eine Lady, mit überragenden Talenten. Vielleicht ist ihr Körper männlich, aber sie selbst sind durch und durch eine Frau. Und daran ändert sich nichts. Verstehen sie das?" Grelle nickte. „Das ist gut. Und selbst wenn die anderen sie nicht akzeptieren, können sie sicher sein, dass Eric, Alan, Ronald und ich das immer tun werden. Sie haben sie doch schon dazu gebracht, sie mit der weiblichen Anrede anzusprechen. Und Eric würde das nie tun, wenn er es nicht selbst annehmen würde. Sie wissen, wie er ist." Grelle beruhigte sich langsam wieder. „Sie h- haben gesagt, sie würden mich auch akzeptieren" „Ja." Das war die Wahrheit. Er akzeptierte Grelle, so wie er war. Und das sollte er ihr auch langsam beweisen. Sanft stand er auf. „Mrs. Sutcliffe?" Er reichte Grelle seine Hand. Diese ergriff sie und zog sich daran hoch. Behutsam führte er Grelle unter der Weide hervor, auf den Rasen. Er legte sich hin und sie folgte seinem Beispiel. „Können sie die Sterne sehen?" Die Rothaarige Shinigami nickte. „Ja" „Sie sind schön, nicht?" Statt einer Antwort kuschelte sich Grelle an William. Einen kurzen Moment wollte er sie aus Reflex wegstoßen, doch dann legte er einen Arm um sie. „William?" „Ja?" „Danke"

William x Grelle OneshotsWhere stories live. Discover now