T W E N T Y - T H R E E

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Ich merkte wie ich immer müder wurde und meine Augenlider immer schwerer. "Hey, nicht einschlafen, sonst fällst du vom Motorrad. Wir sind in ungefähr 10 Minuten da.", weckte Tyler mich aus meinem Sekundenschlaf. Die Minuten zogen sich wie Kaugummi und ich versuchte krampfhaft nicht einzuschlafen. Zwischen den Bäumen waren lücken durch die ich ein modernes Haus erkennen konnte. Wir waren da. Tyler parkte das Motorrad direkt vor dem riesigen Haus und ließ mich zuerst absteigen. "Sind wir hier bei Twilight und du bist Edward und bringst mich jetzt in das Haus der Cullens?", witzelte ich, weil das Haus wirklich so aussah wie das Haus der Cullens aus der Triologie Twilight. Tylers Gesicht jedoch blieb ernst. "Du kennst die Person die da drinne auf uns wartet sehr gut. Zwischen euch ist einiges schief gelaufen. Vielleicht bekommt ihr ja jetzt die Chance euch wieder auszusprechen." Angst überkam mich. Es konnten nur zwei Personen sein. Ryan oder Kane. Und wirklich lust hatte ich auf keinen von beiden. Tyler nahm meine Hand. Eine wohlige Wärme durchfloss meinen Körper, aber nicht so eine Wärme wie ich sie bei Ryan verspürt hatte. Bei Tyler war das so eine familiäre Wärme. Wie ein Bruder. "Ich weiß, dass du Angst hast", er drückte meine Hand und schenkte mir ein ermutigendes Lächeln. Wir liefen die Treppe hoch und standen nun vor der Haustüre. Ich atmete noch einmal tief durch und bewegte meine Hand langsam zur Klingel. Mein Finger verweilte kurz auf dem Knopf. Dann drückte ich schnell und wartete nervös bis die Tür geöffnet wurde. Vor mir stand Kane. Er hatte sich nicht wirklich verändert. Er hatte immer noch diese strahlend blauen Augen und die zerzausten dunkelblonden Haare. "Komm rein", sagte er mehr zu Tyler als zu mir. Erst jetzt merkte ich, dass ich die ganze Zeit über meine Luft angehalten hatte. Zumindest fühlte es sich so an, denn ich rang nach Luft. Ich wusste ja, dass er es hätte sein können, aber ich hatte wohl eher auf Ryan gehofft. Tyler stubste mich an um mir zu sagen ich soll als erste gehen.

Es war ein sehr helles Haus. Große, hohe Fenster und die Inneneinrichtung war schlicht weiß und Holzfarben gehalten. Die Räume waren offen und es gab nur wenige Türen. Direkt neben der Haustür ging eine Treppe nach oben. Wir gingen weiter ins Wohnzimmer, was auch gleichzeitig die Küche war. Links im großen Raum war eine Kücheninsel. Rechts war eine riesige Couch, vor der Couch stand ein länglicher Tisch wo Getränke und etwas zum knabbern stand. Ich staunte, als ich den gigantischen Fernseher sah. Kane musste wohl noch mehr Kohle als früher haben. Ich musste das alles erstmal auf mich wirken lassen. "Setzt euch", sagte Kane knapp und weckte mich somit aus meinen Gedanken. Also setzten wir uns auf diese traumhaft weiche Couch. Niemand sagte etwas, bis ich es nicht mehr aushielt. "Wieso bin ich hier?", dabei blickte ich in erster Linie Tyler an. Der wandte sich Kane zu und sagte:"Blanco hat uns gefunden". Verwirrt schaute ich erst zu Tyler, dann zu Kane. In Kanes Gesicht war Erschrecken, Zweifel und Angst zu lesen. Er hatte noch einen Ausdruck den ich aber nicht ganz deuten konnte. Er sah irgendwie belustigt aus, aber hatte auch etwas furchteinflößendes. "Einer ihrer Handlanger hat mich bei der Schule besucht" er unterbach kurz, hob seine, jetzt verkrustete, Hand hoch. Dann fuhr er fort. "Und er hat Tessa kennengelernt. Deswegen ist sie hier. Sie muss in Sicherheit sein, sonst wird sie als Druckmittel gegen uns verwendet und wir können unsere Geschäfte streichen.". Welche Geschäfte denn schon wieder und wer ist Blanco? "Sie kann hier bleiben. Ich werde mich um sie kümmern. Du musst aber wieder zurück, sonst wissen sie bald wo wir sind. Es muss alles normal und so wie immer aussehen. Ich werde Lana anrufen und sie beten einen Doppelgänger für Tessa zu organisieren. Wenn Blanco merkt, dass Tessa untergetaucht ist, werden wir ebenfalls in Schwierigkeiten kommen.", Kane wirkte ernst. "Okay, danke man!", Tyler stand auf und kam zu mir. "Alles wird gut, versprochen. Kane wird sich um dich kümmern und ich werde mich so oft es geht melden. Okay?", er gab mir einen Kuss auf die Stirn, wartete erst gar keine Antwort ab, sondern ging zügig zur Tür und verschwand.

Nun saß ich hier. In einem fremden Haus, auf einer fremden Couch, mit einem Typen bei dem ich es verkackt hatte, mitten im Nirgendwo. Ich sah ihn vorsichtig an. "Kannst du mir bitte erklären was los ist? Ich habe Angst. Wer ist Blanco, welche Geschäfte, wieso ein Doppelgänger und was ist mit meiner Mutter?". Doch Kane sagte kein Wort. Er stand auf und zeigte mir mit einer flotten Handbewegung ich soll ihm folgen. Das tat ich auch. Wir gingen die Treppe hoch und vor uns erstreckte sich ein langer Gang. Er lief weiter und wir blieben am Ende des Flures stehen. Kane öffnete die linke Tür und trat zur Seite, damit ich hinein gehen konnte. Der Raum war genauso eingerichtet wie der Rest des Hauses. Hell, lange Fenster. So wie unten stand hier eine Couch und ein großer Fernseher. Der kleine Unterschied war, dass hier noch ein Bett stand. "Dein Zimmer", sagte er, wie die ganze Zeit über schon, knapp. Ich ging noch weiter rein und blieb in der Mitte des Raumes stehen. "Du bist bestimmt müde, ruh dich aus. Schlaf ein bisschen. Wenn du wieder wach bist reden wir, ich erkläre dir ein klein wenig und du bekommst ein neues Handy. Gute Nacht", damit schloss er die Tür und ließ mich mit meinem Gedankenchaos alleine. Ich trat zum Bett wo eine Jogginghose und ein einfaches Shirt lag. Wahrscheinlich von ihm, denn die Klamotten sahen ziemlich groß aus. Schnell zog ich mich um und merkte, dass ich vorhin recht hatte. Das Shirt ging mir bis zu den Knien.  Das war mir in dem Moment aber ziemlich egal. Ich schlug die Decke zurück und legte mich hin. Wieso war das alles so kompliziert? Hätte ich doch damals nicht diese Scheiße mit Kane und mit Ryan abgezogen wäre ich bestimmt nicht hier. Karma wird einen früher oder später immer heimsuchen. Also achtet auf eure Wortwahl. Achtet darauf wie ihr mit euren Mitmenschen umgeht. Bleibt immer gut! Ich dachte noch viel nach und schlief letzendlich mit einem blutenden Herzen ein.  Der nächste Tag würde noch sehr viel Verwirrung und Tränen bringen.

RYANWhere stories live. Discover now