Kapitel 9: Training

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Nachdem wir Frühstücken waren, gingen wir in die große Halle. Eine junge Frau zeichnete mit weißer Kreide, große Muster auf den kalten Steinboden.

,,Setzt euch hin Kinder." Piepste sie mit ihrer hohen Stimme und stellte sich aufrecht hin. Ich stellte wie die anderen meinen Rucksack zur Seite. Wärenddessen wir uns im Schneidersitz auf den Boden setzen, kamen auch die anderen und gesellten sich stumm zu uns. Bray kam gerade aus der Eingangstür und deutete der Frau an zu gehen.

,,Steht auf." Befahl er uns und wir taten was er sagte.

,,Wir werden jetzt trainieren. Es wird kein Zuckerschlecken, dass kann ich euch garantieren." Er trat in das Muster was die Frau auf den Steinboden gezeichnet hat. Vor dem Kreidemuster standen mehrere Dummies, in verschiedenen größen.

Bray hielt die Hände schützend vor sein Gesicht. Er schaute dabei konzentriert durch seine Finger, auf die mittlere Dummie Puppe, wobei ein ovaler Wasserball in seinen Händen heranwuchs. Als dieser so groß wie ein Kopf eines ausgewachsenen Mannes war, stieß er seine Hände, worin die Wasserkugel schwebte, mit eine gewaltigen Wucht von seinem Körper hinweg. Sie raste durch die Luft und bildete dabei eine Art Spitze. Mit voller Wucht krachte sie gegen die Dummie Puppe und hinterließ ein qualmendes Loch in der rechten Brustseite. Unser Trainer drehte sich wieder zu uns und grinste stolz.

,,Nicht nur das wird euch erwarten." Versicherte er uns und trat zur Seite.

,,Du!" Er zeigte auf den weißhaarigen Jungen, der sehr brutal wirkte. Er stellte sich in den Kreis.

,,Ihr dürft an nichts anderes denken. Nur an Wasser. Fesselt euren Gedanken an einen starken Regen oder einen riesigen Wasserfall. Stützt die Hände vor euer Gesicht, und wenn ihr das Wasser in euren Händen schweben seht, abstoßen." Erklärte Bray und zeigte uns dabei immer die passenden Bewegungen.

Der weißhaarige Junge schloss die Augen, wobei sich eine winzige Denkfalte auf seiner Stirn abbildete. Daraufhin kam die selbe Wasserkugel wie bei Bray, nur kleiner, die er abstoß.

,,Ja Mike, das ist schon gut." Kommentierte unser Trainer daraufhin bloß und betrachtete Mike's Leistung. Zufrieden nickte Bray und nacheinander kamen alle dran. Die einen konnten es perfekt, das könnte aber auch daran liegen das sie Carrier waren, und mehr auf den Kasten hatten als wir Apprenti, die es nicht so gut konnten.

Vor mir war Lina dran. Sie verfehlte zwar, aber beim zweiten Versuch schaffte sie es, in den Bauch zu treffen.

,,Gut gemacht." Lobte Bray wiedermal und nickte in meine Richtung. Selbstbewusst trat ich hervor und strich mir meine Haare hinters Ohr.

Ich stellte mich in das Muster aus Kreide und stemmte die Hände vor mein Gesicht. Ich schloss angestrengt die Augen und dachte an einen Wasserfall.

Ich und Ava waren einmal zusammen im Urlaub, direkt an den Niagarafällen. Es war eine unglaubliche Kulisse, als wir vor ihnen standen. Das Wasser wirkte beruhigend auf mich und ich fesselte mich an dieses Bild, was sich vor mir ergab.

Ich spürte etwas in meinen Händen. Erschrocken riss ich meine Augen wieder auf. Es war ein kleiner Wasserball, so groß wie ein normaler Schneeball, der in meiner Hand schwebte. Doch dieser wurde wieder kleiner, bis er so groß wie ein Stecknadelkopf war, und als Tropfen auf den Boden fiel. Ich nahm das schallende Gelächter der anderen wahr. Mein Kopf drehte sich automatisch in die Richtung von Bray, wobei ich hoffnungslos meine Hände fallen ließ. Selbst mein Trainer lachte mich aus. Nur Lina, Tarek, Sebastian und Miko warfen mit Killerblicken um sich.

Ich ließ Kopfschüttelnd an ihnen vorbei und schaute auf den Boden. Ich kickte die Tür auf und lief stocksauer den Korridor entlang. Ich gehörte hier einfach nicht her, und das einzige was ich jetzt wollte, war nachhause. Kräftig stieß ich die Einganstür auf und trat aus dieser Hölle.

Tarek, Miko, Lina und Sebastian kamen mir nach. ,,Hope! Warte!" Riefen die vier synchron und ich fing an zu rennen. Ich wollte einfach weg von hier. Das war doch ein einziger Alptraum. Lina und Sebastian blieben außeratmen stehen, und stützten die Hände auf die Knie. Miko und Tarek rannten nun auch.

,,Fuck, ist die kleine schnell." Hörte ich hinter mir Miko fluchen.

Ich rannte immernoch wütend an dem Springbrunnen vorbei, Richtung Tor. Ein knacken ließ mich aufmerksam werden, bis ich an mir herunter schaute, wobei ich weiterrannte. Ich war klatschnass, und der Springbrunnen spielte verrückt. Ich rannte schneller. Im Augenwinkel sah ich das auch die zwei Jungs von oben bis unten durchnässt waren, wobei sich ihre Kleidung an ihren Körper zogen. Erleichtert kam ich am Tor an. Es war gerade keine Wachen in Sicht, also ergriff ich die Flucht nach draußen. Ich rannte auf eine lange Straße, die sich vor mir erstreckte.

,,HOPE! HOPE VERDAMMT KOMM SOFORT HER, DU DARFST NICHT RAUS!" Brüllte Miko hinter mir her und blieb am Tor stehen. Er lehnte sich an die Säule, wärenddesen Tarek an ihm vorbei, mir hinterher rannte.

,,Tarek-" Setze er wieder an, als er sah das Tarek auch nach draußen rannte.

Ich schnappte hastig nach Luft. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, und fühlte mich vom ganzen rennen unglaublich erschöpft. Die nasse Kleidung flatterte an meinen Körper umher. Ich stand an einer Kreuzung, doch nirgens konnte ich Schilder sehen.
Toll, und wo hin jetzt?
Mein Kopf brummte und ich hatte kaum noch die Kraft mich auf den Beinen zu halten. Ich wollte doch einfach nur zurück zu meinen alten Freunden und das hier vergessen. Meine Augen füllten sich mit Tränen.

,,Hope-" setze Tarek hinter mir an. Miko kam uns gerade hinterher gelaufen, bis er, genauso wie Tarek, neben mir stand. Ich starrte Löcher in die Luft. Ich konnte nun meine Tränen nicht mehr zurück halten, und ehe ich mich versah, schlangen sich zwei muskulöse Arme um mich. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in Miko's Brust, der mich einfach nur festhielt. Ich war eigendlich nicht die Person, die gleich mit weinen reagierte. Aber ich wollte einfach nur zurück. Jemand legte mir behutsam eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich aus den Armen von Miko und sah in sorgenvolle Augen.

,,Komm." Wie in Trance nickte ich und Miko und zog mich wieder zurück. Überraschender Weise, wehrte ich mich nicht dagegen, sondern ließ mich einfach wieder mit ins Internat nehmen.

Elementar-Kampf der MächteWhere stories live. Discover now