Kapitel 7

2.6K 133 142
                                    

Als wir im Flur standen und gerade wieder in mein Zimmer gehen wollten, rief Dado plötzlich erschrocken aus: „Ich muss ja noch im... äh also zu Hause anrufen und sagen, dass ich heute hier schlafe!" Schnell gingen wir zusammen ins Wohnzimmer und ich gab ihm das Telefon. Dann setzte ich mich neben ihn auf die Couch, während er eine Nummer eintippte und schließlich zu reden begann:

„Hi Julia, ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich heute bei einem Freund übernachte... Ja, natürlich... Ne das geht klar... Ja, sind sie... Okay ist gut, tschüss!" Nachdem er aufgelegt hatte, sah ich ihn irritiert an und fragte dann: „Warum nennst du deine Mutter Julia?" Er drehte sich zu mir um und einen kurzen Moment konnte ich Hilflosigkeit in seinem Gesicht erkennen, doch dann murmelte er: „Äh, das ist nicht meine Mutter, Julia... äh... sie passt auf uns auf." Kurz war ich versucht, noch weiter nachzufragen, aber Dado sah schon wieder ziemlich traurig aus, weswegen ich beschloss, ihn lieber auf andere Gedanken zu bringen. Zusammen gingen wir in mein Zimmer und machten schnell die winzige Aufgabe, die wir in Englisch aufbekommen hatten. Am ersten Schultag schon Hausaufgabe – Frau Hütter brauchte sich wirklich nicht zu wundern, warum sie keiner mochte.

Als wir das Arbeitsblatt, das ich für Dado schnell kopiert hatte, endlich fertig ausgefüllt hatten, fragte ich beiläufig: „Kennst du eigentlich Die Tribute von Panem?" Mit roten Wangen schüttelte Dado den Kopf und ich beschloss: „Das muss man gesehen haben! Lass zusammen anschauen!" Glücklich nickte der Kleinere und zusammen räumten wir unsere Schulsachen weg und machten uns auf den Weg ins Wohnzimmer.

Wir beschlossen, den ersten Teil anzuschauen, dann Abendessen zu machen oder zu bestellen und danach auch den zweiten und dritten Teil anzusehen. Zusammen setzten wir uns auf unsere Couch und ich schaltete den Fernseher ein. Dann sprang ich noch einmal schnell auf, um die DVD einzulegen und startete diese kurz darauf. Obwohl ich diesen Film schon oft gesehen hatte, liebte ich es, ihn mir anzusehen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Dados Reaktion auf verschiedene Momente. Tatsächlich musste er beim Tod einiger Tribute weinen, also hielt ich den Jungen am Ende des Films in meinen Armen und er kuschelte sich an mich.

Grinsend tippte ich ihm auf den Kopf und fragte: „Essen kochen oder bestellen?" Kurz überlegte er und meinte dann: „Ist mir eigentlich egal, entscheide du." „Dann bestellen", entschied ich grinsend, „ich bin viel zu faul zum Kochen." Dann schnappte ich mir mein Handy, googlete kurz, welche Pizzerien in unserer Nähe lieferten und ließ Dado eine Pizza aussuchen. Er wählte Fungi, während ich wie immer eine Pizza Salami bestellte.

Schnell rief ich den Laden an, gab unsere Bestellung auf und legte die zweite DVD ein. Dann setzte ich mich wieder zu Dado auf die Couch und er lehnte sich sofort an mich. Beschützend legte ich einen Arm um ihn. Seine Reaktionen auf die verschiedensten Szenen waren genau, wie ich sie erwartet hatte. (Kennt ihr die Stelle mit dem Affen? Ich erschrecke jedes Mal xD) Irgendwann klingelte es und ich sprang auf, um unsere Pizzen entgegen zu nehmen.

Dann setzten wir uns zusammen auf die Couch und ich legte wieder einen Arm um Dado. Der Kleinere Kuschelte sich an mich und schien sich neben mir sehr wohl zu fühlen. Als wir allerdings den dritten Film einlegten und es zunehmend spannender wurde, krallte sich der Jüngere immer wieder in meinen Pulli oder versteckte sein Gesicht im Stoff des Hoodies.

Wie automatisch wanderte meine Hand zu seinem Hinterkopf und ich fing an, im immer wieder durch die blonden Haare zu streicheln. Ich machte es ganz nebenbei, achtete nicht wirklich auf meine Bewegungen und trotzdem durchströmte mich ununterbrochen eine Welle des Glücks, wenn ich ihn berührte.

Und nachdem wir die vierte DVD zu Ende gesehen hatten, saß Dado im Prinzip auf meinen Schoß. Dieser Teil hatte definitiv die meisten Emotionen in ihm geweckt, auch Angst und Trauer, weswegen ich ihn wieder hatte beschützen müssen. Jetzt, als der Abspann lief und Dado sich an meine Brust kuschelte, warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es schon nach elf war und wir wohl ins Bett gehen sollten.

Vorsichtig rüttelte ich an der Schulter des Kleineren und Flüsterte: „Dado, wir sollten rauf gehen, morgen ist Schule." Kurz gab er ein grummelndes Geräusch von sich, das aber aufgrund seiner Stimme einfach nur niedlich klang, dann stand er von meinem Schoß auf und zusammen gingen wir die Treppe hoch in mein Zimmer. Dort angekommen holte ich die Matratze, die ich in meinem alten Bett gehabt hatte hinter meinem Schrank vor und wollte sie auf den Boden vor mein Bett legen, doch Dado murmelte mit geröteten Wangen:

„Micha? Ich... also können wir... weil... ich... äh also ich hab... naja, Angst im Dunkeln und... also das ist halt ein neuer Raum und.... ja... kann ich bei dir mit ins Bett?" Während dem Sprechen war er knallrot angelaufen und musterte jetzt angestrengt den Boden, doch ich schob die Matratze wieder hinter den Schrank, lief zu ihm, hob ihn hoch und ließ uns zusammen auf mein Bett fallen. Dann streichelte ich ihm wieder durch die Haare und murmelte: „Ja klar kannst du!"

Ich spürte, wie sich Dado entspannte, also murmelte ich: „Komm, wir müssen uns noch umziehen, dann kannst du meinetwegen pennen." Schnell stand er auf und auch ich richtete mich langsam wieder auf, dann lief ich zu meinem Schrank und nahm mir zwei T – Shirts, da ich Dado wohl Kleidung zum Schlafen leihen musste. Für den Jüngeren hatte ich mit Absicht eines meiner größten Shirts ausgesucht, da ich mir sicher war, dass er darin extrem niedlich aussehen würde. Schnell warf ich es ihm zu, um mir dann selbst meinen Pulli auszuziehen. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Dado mich anstarrte und musste augenblicklich grinsen.

Er schien es zu bemerken, denn schnell senkte er seinen Blick und zog sich selbst seinen Hoodie aus und dann das Shirt über. Jetzt konnte ich es mir nicht verkneifen, einen Blick auf seinen Oberkörper zu werfen. Er war bewundernswert schlank und der Anblick seines Körpers gefiel mir eigentlich ganz gut, doch der nahezu perfekte Anblick wurde von dem Verband durchkreuzt, den er immer noch um seine Taille geschlungen hatte. Wir durften nicht vergessen, ihn morgen zu wechseln. Schnell zog ich mir auch meine Hose aus und warf mich in Boxershorts und T-Shirt auf mein Bett. Dort wartete ich auf Dado, doch er schien sich nicht umziehen zu wollen.

Kurz sah ich ihn fragend an, doch er machte keine Anstalten, etwas zu sagen, nicht mal eine Aufforderung an mich, weg zu sehen, sondern zog schließlich doch Rock und Overknees aus. Ich musste mir ein leises Lachen verkneifen, als ich sah, wofür er sich geschämt hatte: Er trug keine Boxershorts sondern Panties. Ehrlich gesagt hätte es mich aber auch gewundert, wäre es nicht so gewesen.

Als er sich mit roten Wangen zu mir umdrehte, lächelte ich ihn nur freundlich an  und er legte sich mit einem erleichterten Gesichtsausdruck neben mich. Wie selbstverständlich kuschelte er sich an meine Brust und ich legte von hinten einen Arm um ihn. Leise flüsterte ich: „Gute Nacht Dado." Und er murmelte leise: „Schlaf gut Micha", dann war er auch schon eingeschlafen. Wie er so neben mir lag, mit geschlossenen Augen und einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht, sah er wieder einmal unfassbar knuffig aus.

Immer noch hatte ich keinen Schimmer, wie irgendjemand diesem kleinen unschuldigen Geschöpf etwas antun konnte. Für mich war er wie ein kleiner Engel, auf den ich aufpassen musste, so gut es ging. Ich würde ihn in der Schule nicht nochmal einfach irgendwo hin gehen lassen, wo ihm etwas Schlimmes passieren konnte. Ohne genau zu wissen warum, beugte ich mich leicht vor und gab Dado einen Kuss auf seine Haare. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit und so schloss ich die Augen und folgte Dado in das Land der Träume.

---------------------------------

Warum heute zwei Kapis?

Als Entschädigung weil gestern nix kam xD

Bye!

Zomdado - Egal wie du bistWhere stories live. Discover now