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Der Speisesaal erinnerte Cas an die Cafeteria seiner Schule.

Es gab eine schlichte Essensausgabe und mehrere Tische mit fast immer vier Stühlen, auf denen die Patienten saßen und sich unterhielten. Die meisten Unterhaltungen waren nicht wie in der Schule. In der Schule waren sie meist aufgedreht und lautstark, doch hier waren sie eher gesittet und ruhig. Vielleicht lag es auch daran, dass die Psychiatrie nach Cas' Ansicht bloß Erwachsene beherbergte, vielleicht lag es aber auch an den Krankheiten und der junge Mann irrte sich, er wusste es nicht. Einige stocherten bloß in ihrem Essen herum, andere aßen angewidert, einige hatten ihr Essen schon nach wenigen Bissen beendet und wiederum andere aßen normal, so wie es Cas gewöhnt war. 

Den Raum durchströmte der Duft nach gebratenem Fleisch und Kartoffeln, ein Geruch, den der Schwarzhaarige gut von zuhause kannte. Dennoch lief ihm nicht das Wasser im Mund zusammen, weil er einfach keinen Hunger hatte. Er wusste nicht, ob es an der Aufregung oder an seiner Krankheit lag, jedenfalls wollte er in diesem Moment nichts essen, was er aber trotzdem tun musste, da er heute noch nicht viel gegessen hatte und nicht Gefahr laufen wollte, das Bewusstsein zu verlieren, was ihm schon einmal vorher passiert war.

Nun fragte er sich, wo er sich am besten hinsetzten sollte. Sollte er sich alleine an einen Tisch setzten, zu einer Gruppe oder sollte er doch lieber seinen burgerliebenden Bekannten suchen? Cas' Blick schweifte durch den Raum. Er hatte nicht wirklich Lust sich zu einer dieser Kleingruppen zu setzen, auch wollte er sich nicht zu einer einzigen Person setzten.

Aufgrund dieser Tatsachen und dass er mehr über den Burgerfreak erfahren wollte, hielt er Ausschau nach der besagten Person. Es dauerte nicht lange, bis er den Kerl fand. Er saß alleine an einem Tisch in der hintersten Ecke des Raums und verschlang eilig Bratkartoffeln. 

Cas ging zur Essensausgabe und nahm sich ein Tablett. Darauf legte er Besteck und einen blank polierten Teller, auf dem auch sogleich ein mageres Steak und einige Brocken Kartoffeln landeten. Der Duft des Essens stieg dem Blauäugigen nun direkt in die Nase, was zur Folge hatte, dass ihm schlussendlich doch das Wasser im Mund zusammen lief. Er nahm das gut bestückte Tablett und ging in Richtung des Tisches, an dem der Grünäugige saß. 

Dieser ignorierte ihn jedoch, lediglich ein 'Hi' kam aus seinem vollgestopften Mund. Cas setzte sich ihm zögerlich gegenüber und nahm zitternd die Gabel in die Hand.

Der Braunhaarige nahm eine Serviette und wischte sich den Mund ab, nachdem er sein Mahl beendet hatte. Cas jedoch war immer noch mit dem Stück Fleisch beschäftigt, dass er jedoch viel langsamer als sein Gegenüber aß, weshalb er auch einigermaßen normal sprechen konnte. 

"Sag mal, ich kenne doch überhaupt noch nicht deinen Namen. Wie heißt du?", fragte der Schwarzhaarige und führte ein Stück Steak zum Mund. 

"Dean", antwortete dieser knapp. Cas nickte daraufhin. Er fand, dass dieser Name sehr gut zu seinem Gesprächspartner passte. Den Grund warum er das dachte wusste er nicht, doch das war ihm auch egal.

"Wieso gibt es hier abends eigentlich warmes Essen? Ich meine in einem normalen Krankenhaus gibt es doch auch abends nur Brot oder ähnliches. Ich dachte hier wäre es vielleicht genauso." "Ist es auch. Nur mit dem Unterschied, dass heute Mittwoch ist und es mittwochs immer warmes Abendessen gibt. Leider sind es diesmal keine Burger", antwortete Dean, wobei er beim letzten Teil ziemlich angepisst klang. 

Cas führte ein Stück Bratkartoffel zum Mund, dass er vorher fein säuberlich abgeschnitten hatte. Die Kartoffeln waren gut gesalzen und erinnerten ihn an die, die seine Großmutter immer für ihn gemacht hatte. 

Während er dieses Stück kaute, schwärmte Dean von Burgern und regte sich darüber auf, dass es hier ja nie Kuchen gab. Um ehrlich zu sein hörte Cas nicht wirklich zu, da ihn das Grüne in Deans Augen so fesselte. Er war sich mittlerweile sicher, dass es die schönsten Augen waren, die er jemals gesehen hatte. Dean bemerkte nicht, wie fasziniert Cas von seinen Augen war. Allerdings merkte er, dass sein Gegenüber ihm anscheinend nicht wirklich zuhörte, als er diesem eine Frage stellte. 

"Wegen was bist du hier?", fragte Dean, klang dabei allerdings so, als würde es ihn nicht wirklich interessieren. 

"Hm?" Cas wurde wie aus einem Traum gerissen und wusste nicht was er antworten sollte, da er ausgeblendet hatte, was der Grünäugige ihn gefragt hatte. 

"Warum du hier bist", wiederholte der Braunhaarige wesentlich lauter und auch mit ein wenig Aggressivität in der Stimme. Seine Miene verdunkelte sich und dunkle Schatten entstanden unter seinen Augen. 

"Wegen dem fast die meisten hier sind", antwortete der Blauäugige. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Es war einfach zu schmerzhaft das auszusprechen, um das es wirklich ging. Um nicht noch mehr darüber sagen zu müssen, stellte er dieselbe Frage auch seinem Gegenüber. 

"Und du?"

"Wenn ich du wäre, würde ich das nicht fragen."

"Warum nicht?"

"Naja, vielleicht bin ich ja ein durchgeknallter Killer."

"Das glaube ich nicht."

"Warum nicht?"

"Wenn du wirklich so gefährlich wärst, dann würden wir hier nicht zusammen sitzen."

"Da hast du allerdings Recht."

Cas bemerkte, wie Dean sein Essen anstarrte. Anscheinend war der Grünäugige noch nicht satt, was den Blauäugigen dazu veranlagte darüber nachzudenken, ob er Dean nicht etwas von seinem eigenen Essen abgeben sollte. Allerdings war es ziemlich lächerlich, wenn man darüber genauer nachdachte. Dean könnte sich doch theoretisch noch einen Nachschlag holen, oder nicht?

"Warum holst du dir keinen Nachschlag?", sprach Cas seine Frage laut aus. "Sagen wir es mal so- die Ausgaben-Lady mag mich nicht besonders", antwortete der junge Mann mit der Jogginghose und warf einen Blick in Richtung der besagten Person. "Und deshalb gibt sie dir keinen Nachschlag?", sagte Cas, wobei ihm ein Grinsen entwich, welches aber auch sogleich wieder erstarb. "Wen du dort stehen würdest, würdest du mir glaub ich auch nicht mehr als nötig geben", sagte Dean und nahm einen Schluck Wasser. "Was ist passiert?", fragte Cas, der es jetzt wissen wollte. "Ich bin komplett ausgerastet, als kein Kuchen mehr da war. Naja, es war nicht nur der Kuchen. An diesem Tag kam vieles zusammen. Die Sache mit dem Kuchen hat das Fass nur zum Überlaufen gebracht. Ich habe die Lady ziemlich beleidigt, Miststück und so weiter. War ziemlich heftig. Sie hat zwar am nächsten Tag behauptet, dass sie mir verzeiht, hat es jedoch glaube ich nie getan. Seitdem musste sie zufällig immer zurück in die Küche oder ähnliches, wenn ich Nachschlag holen wollte." "Das ist ziemlich bitter", antwortete Cas und schenkte sich mit dem Glaskrug, der auf dem Tisch stand, ein Glas Wasser ein.

 "Das ganze macht diesen Ort noch widerlicher, als er ohnehin schon ist. Glaub mir, niemandem gefällt es hier." 

You'll survive this bloody hellDonde viven las historias. Descúbrelo ahora