Kapitel 5: Oder...

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Johns PoV:

Unwohl saß ich auf dem Sofa im Wohnzimmer und machte mir Gedanken darüber, wozu ich gerade zugestimmt hatte. Sherlock Holmes, dem Detektiv, der mit seiner Arbeit verheiratet war und Gefühle als 'Balast' ansah, hatte ich versprochen über Liebe aufzuklären.

Über Liebe!

Das war so, als ob ich einem Vierjährigen versuchte zu erklären, wie Babys entstanden.

Oder einem 90 jährigen die Funktionen eines Smartphones beizubringen versuchte.

Oder Mycroft Holmes jemanden fand, der ihn etwas empfinden lassen könnte.

Seufzend lehnte ich mich zurück und holte mein Handy hervor, bevor ich Mary eine Nachricht schrieb, dass ich unser Date heute Abend absagen musste und überraschender Weise fühlte es sich befreiend an, einen Abend nicht mit ihr zu verbringen. Stattdessen holte ich meinen Laptop hervor und begann zu googlen.
Von 'How to Love' über 'Gefühle ausdrücken' bis zu meiner letzten Waffe: 'Können Soziopathen Gefühle empfinden?', doch nach zwei Stunden war ich immer noch nicht klüger als zuvor.

Frustriert stand ich auf und starrte auf den Bildschirm, während ich überlegt was ich als nächstes machen sollte. Gott, dieses Genie konnte nicht einmal allein auf sich aufpassen, ganz zu Schweigen jemanden zu lieben...

Plötzlich fiel mir etwas auf und ich entschied mich dieses Problem auf später zu verschieben und stattdessen das große Kind aus seinem, beziehungsweise meinem, Zimmer zu holen.

"Sherlock?", ich klopfte an die Tür und von innen hörte ich wie jemand durch das Zimmer lief.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und sofort drehte sich Sherlock in meine Richtung. Anscheinend hatte er es endlich geschafft aufzustehen und sich etwas anderes außer dem Laken anzuziehen, auch wenn dies nur hieß, dass er jetzt eine enge schwarze Hose trug. Mir fiel auf, dass er seit seiner Rückkehr wieder etwas mehr Gewicht zugelegt hatte, so dass sein Körper wieder relativ gesund aussah. Nicht im Normalgewicht und definitv nicht im Übergewicht, aber wenigstens hatte ich nicht mehr das Gefühl mit einer Leiche zusammen zu wohnen.

"Wie lange willst du noch Informationen verarbeiten, während du auf der Türschwelle stehst, oder bist du hier wegen eines bestimmten Grundes hochgekommen?"

Sherlocks Kommentar ließ mich wieder zurück in die Realität und machte mir wieder klar, weshalb ich ihn nochmal aufgesucht hatte:

"Sherlock, wann genau hast du das letzte Mal eine warme Mahlzeit zu dir genommen?"

"Du stellst spezifischere Fragen, du lernst John! Es war gar nicht so lange her, vor zwei Tagen habe ich eine Miso-Suppe zu mir genommen!"

Ich holte tief Luft, um den Braunhaarigen nicht anzuschreien, sondern eine 'normale' Konversation mit dem extraordinärsten Menschen auf dem Planete zu führen.

"Du hast sie an dem Abend gegessen, als ich zuletzt hier gewesen war, Sherlock, so etwas ist kein normales Essverhalten. Komm mit in die Küche, wir machen dir jetzt etwas zu essen!" 

Ich fühlte mich, als ob ich auf ein kleines Kind aufpasste und Sherlocks nächster Satz bestätigte das nur noch:

"Ich bin aber nicht hungrig!"

"Sherlock, wenn du nicht gleich deinen Hintern in die Küche bewegst, sehe ich keinen Grund, warum ich nicht mit Mary zusammenziehen sollte."

Die Augen des Detektives weiteten sich, bevor er seine Augenbrauen zusammenzog und mich mit zusammengekniffenen Augen musterte:

"Das würdest du dich nicht trauen..."

"Teste mich nicht, Sherlock Holmes, du weißt, dass sie und ich schon mehrere Male darüber nachgedacht haben!"

Sofort setzte er sich in Bewegung und in weniger als einer Minute hatte er den Tisch 'freigeräumt' und sah mich nun erwartungsvoll an, als ich das Wohnzimmer betrat.

"Und was jetzt? Bestellen wir etwas? Kochst du etwas? Soll ich versuchen etwas zu kochen?"

Ich lachte und räusperte mich schnell, als ich Sherlocks nichtssagenden Gesichtsausdruck sah:

"Nein danke, mir wäre es lieber, diese Küche noch ein paar Jahre länger benutzen zu können. Wir könnten einkaufen gehen."

Der Detektiv hob skeptisch eine Augenbraue und ich seufzte:

"Ich könnte einkaufen gehen. Was möchtest du haben?"

"Egal."

"Worauf hättest du den Lust?"

Der Detektiv streckte sich auf seinem Sessel und sah mich bemängelnd an:

"Wenn ich sage, dass es egal ist, meine ich das auch so. Kauf einfach irgendetwas bei Angelo."

"Oder...", Sherlock sah mich neugierig an.

"Oder?"

"Oder wir gehen dort etwas essen. Zusammen."

Sofort sprang der Braunhaarige auf und griff nach seinem Mantel, bevor ich ihn zurückhielt:

"Sherlock, Oberteil."

Der Detektiv wollte etwas erwidern, doch ich zeigte wortlos auf die Treppe und überraschenderweise beschwerte er sich nicht, sondern folgte meiner Bitte. Nach einigen Minuten kam er in seinem violetten Shirt die Treppen heruntergerannt und zog mich im vorbeigehen mit, bevor wir die kalten Londoner Straßen betraten.

Ich habe mir überlegt, die Kapitel etwas kürzer zu machen, damit sie übersichtlicher für euch (und mich) werden und ich nicht zu viel in ein Kapitel stecken muss. Dieses Kapitel ist daher eher ein Übergang, aber ich hoffe das stört euch nicht zu sehr...

Teach Me (Johnlock)Where stories live. Discover now