Dritter Dollar $

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>>  You say it's too late to make itBut is it too late to tryAnd in our time that you wastedAll of our bridges burned down  <<

J U L I E T T E

"Hier", sagte ich und reichte dem netten Mann einen der drei Äpfel. Mit großen Augen sah er mich an. "Iss du nur mein Kind", sagte er als er sich wieder gefangen hatte und schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln. "Ich habe ihn aber für Sie gekauft", antwortete ich ihm ebenso freundlich und hoffte inständig, er würde das Stück Obst in meiner Hand annehmen. Er sah krank aus und abgemagert, hatte etwas zu Essen dringend nötig, das konnte man bereits aus weiter Ferne erkennen.

"Danke, ich danke dir so sehr", sagte er und man konnte bereits einzelne Tränen sehen, die sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten. Glücklich übergab ich ihm den Apfel und setzte mich wieder neben ihn. "Ich bin Henry", sagte er und nahm einen genüsslichen Biss des knallroten Apfels. Aufgrund des Geräusches konnte man deutlich hören, wie saftig das Obst doch war. "Ich bin Juliette", antwortete ich und nahm den weiten Apfel aus der Tüte. Der erste Biss war Balsam für meine trockene Mundhöhle. Ein Schluck Wasser wäre vermutlich die bessere Alternative für meine ausgetrocknete Kehle gewesen, dafür hätte mein Geld aber nicht mehr gereicht. Der Saft des köstlichen Apfels tat dennoch seine Wirkung und ich fühlte mich augenblicklich besser.

"Hier, für später", sagte ich lächeln, während ich Henry die Tüte übergab, in dem sich noch ein weiterer der saftigen Äpfel befand. "Das kann ich niemals annehmen", sagte er streng und weigerte sich diese anzunehmen. Auf eine Diskussion war ich momentan nicht aus, deshalb ließ ich es fürs erste gut sein, jedoch würde ich später einen weiteren Versuch wagen.

"Nun sag mal Juliette, was ist deine Geschichte?", fragte er mich neugierig, doch so leicht wollte ich es ihm nicht machen. "Wenn du das wirklich herausfinden willst Henry, dann musst du mir wohl oder übel vorher deine erzählen", grinste ich frech. Ich brachte ihm damit zum Lachen und es war eines der schönsten Gefühle, die ich jemals erleben durfte. Gleich nach meiner Liebe zu Luke. Ich hatte diesen obdachlosen Mann kennengelernt und sofort gemerkt, dass er die Lebensfreude aufgegeben hatte. Trauer erfüllte seine ganze Seele. Es tat gut zu wissen, dass man selbst der Grund dafür war, dass ein Mensch, der eigentlich schon aufgegeben hatte, neue Energie durch getankt hatte.

"Du interessierst dich wirklich dafür?", fragte er mich verblüfft. "Natürlich, sonst hätte ich nicht nachgefragt", lächelte ich ihn an. Er wurde nachdenklich, blendete alles um ihn herum aus. Seine Aktion bereitete mir Sorgen. Einige Minuten saß ich nur da und beobachtete ihn, doch irgendwann wurde mir mulmig zumute. "Henry, alles in Ordnung?", fragte ich sorgsam. Er kam wieder zurück in die Realität und schenkte mir ein Lächeln. "Weißt du mein Kind, noch nie hat sich jemand dafür interessiert, warum ich hier Tag für Tag sitze und hoffe jemand erbarmt sich mir. Jeder verurteilt nur, ohne zu wissen welche Geschichte dahinter steckt."

Seine Worte regten mich zum Nachdenken an. Er hatte definitiv Recht. Menschen waren schnell, wenn es um Vorurteile ging. Ich verabscheute es, doch zu ändern war es nicht. Das Einzige was man dagegen machen konnte war, sich selbst niemals von Vorurteilen einnehmen zu lassen und genau nach diesem Vorsatz lebte ich auch mein Leben.

"Von Vorurteilen halte ich nicht viel", war meine aufrichtige Antwort, die ihm wieder einmal zum Strahlen brachte. Mit jedem Lächeln, welches er mir schenkte fühlte ich mich besser. "Du bist etwas Besonderes Juliette, deshalb werde ich dir jetzt meine Geschichte erzählen."

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Ein wieder etwas kürzeres Kapitel, allerdings steckt in diesem sehr viele verdeckte Botschaften, die ich hoffentlich an jeden von euch übermitteln kann c:

Payphone ✿ l.h ✔ #GoldenStoryAwards2018Where stories live. Discover now