Gingerbread Latte [Namjin]

1.12.

PoV Namjoon

Immernoch müde schließe ich meine Haustür zu, aber wie sollte es anders kommen, rutscht mir mein Schlüssel aus den eiskalten Fingern und landet im Schnee. Mit einem Seufzen fische ich ihn wieder aus dem kalten weißen Zeug und laufe die Straße hinunter. Eine sichtlich überforderte Mutter mit ihrem kleinen Kind an der Hand läuft an mir vorbei und erklärt ihrem Sohn gerade, dass Santa Harabeoji (sowas wie Nikolaus) nicht kommt, wenn er nicht lieb sei, was mich die Augen verdrehen lässt.
Warum glauben die Kinder überhaupt an so einen Schwachsinn, ich wusste schon mit 5, dass es sojemanden der einem aus heiterem Himmel Geschenke liefert, überhaupt nicht gibt.
Wer sollte sowas auch freiwillig machen und dann noch am Nordpol wohnen.

Um meine Hände etwas aufzuwärmen stecke ich diese in meine Jackentaschen, jedoch ändert es so ziemlich nichts an der Kälte und ich habe noch eine halbe Stunde, bis die Schule anfängt, also werde ich hier wohl jämmerlich erfrieren.

"Hey lass uns doch noch schnell zu Starbucks!" Zwei jüngere Mädchen rennen Händchen haltend an mir vorbei, beide tragen den selben Rentierpulli.
Urgh, ich hasse solche Weihnachtsfanatiker.
Wobei sie mir mit Starbucks sehr weitergeholfen haben, da Kaffee zum einen eine Wärmequelle für meine erforeren Hände und zum anderen ein Wachmacher ist.
Hätte ich aber auch selbst drauf kommen können, dafür brauche ich keine kleinen Mädchen.

Leicht genervt drehe ich mich um und stapfe durch den noch nicht beseitigten Schnee den Weg zurück, bis ich an dem kleinen Laden ankomme.
Er ist glücklicherweise so gut wie leer, also trete ich schnell meine Timberlands ab und öffne die Tür.
Sofort kommt einem der Geruch von Kaffee und eine unglaublich schöne Wärme entgegen, die mich auf Wolke 7 schweben lassen.
Augenblicklich zücke ich etwas Geld und gehe zu der Theke, obwohl ich sicher auch irgendwo anders billigeren Kaffee bekommen könnte, man kann ja wohl einmal in seinem Leben einen überteuerten Kaffe trinken oder?
Ich überfliege die ganzen Getränke oben an der Tafel und sehe dann zu dem Verkäufer, der gerade aus einem Hinterzimmer gelaufen kommt.

"Oh, Kunden", lächelt er freundlich und begibt sich zu mir. Wie kann man am frühen Morgen so gute Laune haben und sich auch noch über andere Menschen freuen?
Mein Blick bleibt an dem Typen kleben und ich mustere ihn von oben bis unten. An sich sieht er ziemlich gut aus mit seinen blonden, perfekten Haaren und diesen freundlichen Augen. Auf seinem Namensschild steht in schwarzen Druckbuchstaben "Kim Seokjin" und ein scheinbar mit Kuli hinzugefügter Smiley daneben.
"Na schon entschieden?" Der Blondhaarige stützt sich mit einer Hand auf dem Tresen ab und legt seinen Kopf leicht schief.
"Nicht wirklich..", gebe ich zu und starre wieder auf die Auswahl an Getränken.
"Pass auf, ich mach dir einfach was, was du zu 100% mögen wirst okay?"

Da ich immernoch überfordert mit der Karte bin, nicke ich dankbar und der Junge greift nach einem Becher. "Wie heisst du?"
"Namjoon."
Ich erkenne, wie er 'Joonie~' auf den Becher schreibt und muss kurz grinsen.
Der Typ hat vielleicht Nerven, aber genau das finde ich so interessant. Kein Verkäufer würde sich von einer Sekunde auf die andere einen Spitznamen ausdenken und auf den Becher eines Fremden schreiben, Seokjin schon.

"Schreib deine Nummer gleich mit drauf", platzt es aus mir heraus und ich sehe sofort zu Boden.
Was zur Hölle ist mit mir los, normalerweise bin ich doch nicht so.
Doch Seokjin nimmt es glücklicherweise gelassen und fügt zu meiner Überraschung auch die Zahlen unter meinen Namen hinzu.
Anschließend füllt er das Getränk hinein und versieht alles noch mit dem passenden Deckel.
"So bitteschön, geht aufs Haus."
"Danke" Ich nehme den Becher entgegen und trinke einen Schluck, worauf der andere mich erwartungsvoll ansieht.
Er hat meinen Geschmack perfekt getroffen.
"Ist echt lecker", grinse ich ihn an und er atmet erleichtert aus.
"Das ist auch mein Liebling, Gingerbread Latte. Leider führen wir den nur zu Weihnachten."

"Und führen sie dich auch nur zu Weihnachten oder bist du das ganze Jahr hier?" Innerlich gebe ich mir schon wieder einen Schlag ins Gesicht, warum sage ich heute auch sowas.
Gott ist das peinlich..