Kapitel 24

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Der namenlose Mann, wie er sich selbst bezeichnet hatte, lag inzwischen reglos auf dem Boden. Adam hatte ihn mit seinen Kampfkünsten leicht besiegen können. Er hätte verächtlich auf ihn hinab blicken sollen, doch stattdessen spürte Adam in sich das altbekannte Stechen, welches immer zu ihm zurückkehrte, wenn er ein anderes Leben beendet hatte. Er war körperlich zu einem hervorragenden Krieger ausgebildet worden, beherrschte jede Technik und könnte vermutlich jeden hier mit Leichtigkeit töten. Doch die Gedanken eines Soldaten und die Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit, mit der einige Männer ihrem Gegenüber die Kehle aufschlitzten, dies war nie bei ihm verankert worden.  Er hatte sich schon immer geweigert, das Leben eines Menschen als unwichtig zu betrachten, auch wenn er der Feind war. Doch natürlich konnte er keinen wegen seines guten Herzens verschonen, der seiner Familie gedroht hatte. Und so kämpfte er sich durch die feindlichen Massen und brachte dabei eine beachtliche Menge an Gegnern zu Fall. Erst als fast alle Angreifer besiegt waren, befahl er die übrigen 4 Männer gefangen zu nehmen. In der kleinen Anzahl würden sie keinen Schaden mehr anrichten können. George, einer seiner engsten Freunde, klopfte öhm auf die Schulter. Er wusste, wie schwer Adam das Töten trotz all der Jahre viel und nickte ihm kurz zu. Natürlich war es das richtige gewesen. Und doch fragte er sich, ob er sich irgendwann an das Gefühl würde gewöhnen können.  Das mächtige Schwert, dass durch die Luft schnitt und sich von seiner Hand geführt in die Brust eines Mannes stach oder ihm die Kehle durchtrennte. Die kalten, glasigen Augen die ihn erschrocken anstarrten und die toten Körper,  die langsam vor ihm zusammensackten. Nein, dachte er bei sich. Niemals würde er sich daran gewöhnen können.

Rose vernahm das laute Schreien und die Schwerter, die beim aufeinander schlagen kreischten, kaum mehr. Doch plötzlich stoppte der Lärm um sie herum. Josephine saß an sie gedrängt neben ihr. ,,Es muss vorüber sein.", sagte sie erleichtert. Sie hatte beschlossen, dass es zu riskant wäre den Raum zu verlassen. Also war sie, auch Josephine zu liebe,  dort geblieben. Aber jetzt wollte sie zu Adam, sichergehen, dass er wohlauf war.
Sie klopfte an die Tür, hinter der man sie eingesperrt hatte- zu ihrem eigenen Wohl. Doch es kam keine Antwort des Wachen. Sie begann mit den Fäusten gegen die schwere Tür zu trommeln. Auf einmal wurde sie langsam geöffnet und sie sah die Leiche des Wachen am Boden. Für einen kurzen Moment war sie wie gelähmt. Doch dann sah sie einen der Eindringlinge. Er hielt ein langes Messer in der Hand und zog es gerade aus dem Hals des Wächters. Sie bedeutete Josephine stumm sich zu verstecken. Gott sei dank gab sie keinen Laut von sich. Rose hatte der Mann längst entdeckt. Ein teuflisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und entblößte eine lückenhafte Reihe verfaulter Zähne. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, doch sie straffte die Schultern. ,, Wen haben wir denn da?", fragte er und machte sich nicht die Umstände, um die Leiche zu seinen Füßen herumzugehen. Im Gegenteil, er trat absichtlich auf das Gesicht und man hörte wie der Kiefer brach. ,,Man hat gesagt, ihr seid schön, aber ihr seid noch viel schöner als man sich erträumen könnte. Rose sah aus dem Augenwinkel eine lange Metallstange neben der Tür lehnen. Das war ihre einzige Chance. Um ihn abzulenken schrie sie so laut sie konnte und deutete hinter den Mann, der sich abrupt undrehte und Rose griff nach der Stange. Sie wartete keine Sekunde sondern schlug so fest sie konnte gegen den Kopf des wiederlichen Eindringlings.
Sein Blick wurde starr und für einen Moment glaubte Rose, dass er sie ansah und mit seinen Augen verfluchte. Dann fiel er unsanft zur Seite und genau in seine eigene Klinge, die sich in seine Brust bohrte. Der letzte Atemzug blieb in seiner Kehle stecken. Er war tot.

Im Haus der FeindeWhere stories live. Discover now