Thirteen

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S C A R

Als ich am nächsten Tag meine Augen aufschlug hatte ich ein kleines Lächeln auf den Lippen, da ich in dieser Nacht von Harry und unserem Date geträumt hatte. Zu meinem Pech verlief das geträumte Date besser als dieses, welches in der Realität stattgefunden hatte. Natürlich hatte ich bemerkt, dass Harry meinem fast Kuss ausgewichen war. Innerlich hatte es mich zwar verletzt, aber ich war stark genug um es nicht zu zeigen. Generell war ich hart im nehmen, kein Junge der Welt würde mein Herz so brechen, dass ich es nicht verkraften könnte dies hatte ich mir geschworen, selbst Harry nicht.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass Aurelia bereits versucht hatte mich zu erreichen. Ich musste schmunzeln. Aurelia war definitiv eine neugierige Person, auch wenn sie es nur selten zeigte und gut zu verstecken wusste. Dennoch wusste ich, dass sie bereits auf heißen Kohlen sitzt und bescheid wissen wollte. Ich beschloss ein Fiesling zu sein und machte mir erst einmal ein ausgewogenes Frühstück, um meinen Kohldampf zu stillen. Danach erst machte ich mir die Mühe und wählte ihre Nummer. Bereits nach dem ersten Läuten nahm sie meinen Anruf entgegen.

"Hey Scar", begrüßte sie mich ruhig. Ich grinste in mich hinein. "Hey Reli." Sofort schnaubte sie, sie hasste diesen Spitznamen, den ich ihr bereits vor Jahren gegeben habe und sie immer wieder so nannte, vor allem um sie aufzuziehen. "Und wie war dein Date mit Harry gestern? Du hast mir gar keine Nachricht geschrieben." Immer noch war sie die Ruhe selbst, doch ich wäre nicht ihre beste Freundin wenn ich nicht wüsste, wie sie innerlich vor Neugier platzte. "Es war schön", war alles was ich sagte, doch ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Ich liebte es meine beste Freundin zu ärgern. Ich war sowas wie der große Bruder, der sie jeden Tag aufs Neue aufzog, aber dennoch die Freundin, die da war wenn sie sie brauchte. Eine perfekte Mischung würde ich sagen.

"Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen", beschwerte sie sich und lies endlich ihren Gefühlen freien Lauf. Darauf hatte ich gewartet, nun konnte ich endlich mit der Sprache rausrücken. "Er hat die Auswahl des Filmes mir überlassen und war richtig zuvorkommend. Natürlich hat er sowohl für Karten als auch für die Snacks bezahlt, ein echten Gentleman eben. Wie du dir bereits denken kannst habe ich mich für einen Horrorfilm entschieden und bestimmte Schreckstellten durchaus dazu verwendet um mich nahe an ihn zu schmiegen." Ich unterbrach meine Erzählung kurz, da ich ein leises Geräusch am anderen Ende der Leitung hörte, es hörte sich etwas an wie ein Schluchzen, doch da nichts weiter zu hören war erzählte ich weiter. "Danach hatte er mich noch zur Bahn gebracht", vollendete ich die Geschichte.

"Kein Kuss?", fragte Aurelia überrascht nach. Sofort seufzte ich. "Nein, leider nicht", stieß ich frustriert aus. "Vielleicht ist er einer, der erst nach dem dritten Date küsst", lachte sie. Auch ich stimmte kurz in ihr Lachen mit ein, da solche Typen echt kaum zu finden waren, danach dachte ich aber wieder an den gestrigen Abend und mein Lachen verstummte wieder. "Was ist denn los?", fragte mich meine beste Freundin besorgt, sie kannte mich genauso gut wie ich sie.

"Weißt du, ich denke er hatte schon seine Gründe, warum er mich gestern Abend nicht geküsst hat. Ich wollte sogar den ersten Schritt wagen und den Kuss einleiten, also habe ich ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ich es wollte und er sich deswegen keine Gedanken machen musste. Und was macht Harry? Er versetzt mich indirekt und hat das Thema abgelenkt und sich verabschiedet."

"Das tut mir leid Scar", sagte meine beste Freundin betroffen. "Mir auch Aurelia, mir auch. Harry wäre ein verdammt guter Fang gewesen. Er hat eine Stimme wie ein Engel, hat gute Manieren und keine bösen Absichten und aussehen tut er auch noch wie ein junger Gott", schwärmte ich dahin und stellte mir schon eine Zukunft mit Harry an meiner Seite vor, die sich jedoch leider nie erfüllen würde. "Aber du findest deinen Traumprinzen bestimmt noch", fügte Aurelia hinzu und wollte mich damit vermutlich aufmuntern. "Darauf kannst du aber Gift nehmen", lachte ich.

Wir redeten noch eine ganze Weile bis ich schlussendlich vorschlug, dass sie doch bei mir vorbeikommen könnte und wir einen Mädelsabend machen könnten um mich von meinem Date abzulenken. Wie zu erwarten blieb mein Handy stumm, keine Nachricht von Harry ging ein. Die Türklingel meldete sich zwei Stunden später, nachdem unser Gespräche geendet hatte. Freudig begrüßte ich Aurelia, die bereits in Jogginghose bekleidet war. Auch ich hatte mich an ihren Klamottenstyle angepasst und zusammen pflanzten wir uns auf die Couch.

"Bist du sehr traurig wegen Harry?", fragte sie mich betroffen und zog eine Packung Taschentücher aus ihrer Tasche. Ihre Aktion brachte mich zum Lachen, sie war echt eine tolle Freundin. Ich nahm sie kurz in den Arm und drückte sie fest an mich. Um nichts in der Welt würde ich unsere Freundschaft aufgeben wollen. Sie war meine bessere Hälfte, ohne sie wäre ich völlig aufgeschmissen, vor allem im Kunstunterricht.

"Klar, er ist verdammt heiß und noch dazu ein toller Kerl, aber ich werde es überwinden. Wie du ja weißt lass ich mir von keinem Jungen der Welt mein Herz brechen" zwinkerte ich ihr zu. "Diese Einstellung hätte ich auch gerne", sagte sie etwas betrübt. So kannte ich meine beste Freundin eigentlich gar nicht, Jungs waren eher eine nette Beilage des Lebens, die sie aber nicht sonderlich interessierten. Für sie war alles was zählte ihre Buntstifte und alle anderen Utensielien, die sie zum Zeichnen benötigte.

"Weißt du Aurelia, einen positiven Aspekt hat das nicht geglückte Date mit Harry ja", grinste ich sie an.

Sofort hob sie ihren Blick und sah mir neugierig in die Augen. "Ach ja?", fragte sie verwundert. "Und welcher wäre das, wenn ich fragen darf?"

Ich musste grinsen. Immer noch tat sie so unschuldig, dabei hatte ich sie bereits an dem Tag durchschaut, an dem wir Harry das erste Mal begegnet waren. Nicht umsonst nannte ich mich ihre beste Freundin.

"Ganz einfach meine Liebe, nun ist es deine Aufgabe Harry aufzureißen."

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Wie habt ihr reagiert als ihr gemerkt habt, dass ich diesmal aus Scars Sicht geschrieben habe? Ich wollte euch damit zeigen, dass sie ebenfalls eine wichtige Figur in dieser Story ist, auch wenn sie nur eine Nebenrolle bekommen hat.

Hättet ihr mit so einer Reaktion ihrerseits gerechnet? Wie findet ihr den letzten Satz?

Lilac ❀ h.sWhere stories live. Discover now