Kapitel 1 - Allen Übels Anfang

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Das Kratzen von Messern und Gabeln auf Tellern, vielsprachiges Stimmengewirr, Kellner, mit Tellern in beiden Händen gestapelt, die sich ihren Weg durch die Tische und Menschen suchen. Ich, wie ich gelangweilt im übrigen Essen auf meinem Teller herumstochere. Meine Eltern, wie sie sich angeregt über den vergangenen Tag unterhalten. Andere Jugendliche verbringen ihre Sommerferien mit spannenden Sprachreisen, mit Freunden irgendwo an der Küste von einem warmen, aufregenden Land und sammeln Erinnerungen, die sie nach den Sommerferien mit ihren Klassenkameraden teilen können.

Und wo war ich? Ja genau, gefühlt zum hundertsten Mal im gleichen langweiligen Urlaubsort in Spanien, selbst von meiner älteren Schwester allein gelassen, da diese auch mit ihren Freunden verreist war; momentan mit meinem Eltern beim Abendessen, ihr Gespräch nur ein weiteres, unbedeutendes Hintergrundgeräusch. Die einzige Beschäftigung, die mich davon abhielt, am Esstisch einzuschlafen, war das Beobachten anderer Leute: Erwachsene Pärchen ohne Kinder, Familien mit zu vielen Kindern, Engländer mit blondem Haar und krebsroter Haut, Spanier, die ich um ihre braungebrannte Haut beneidete, wenige Jugendliche in meinem Alter, einige schreiende Babys, deren panische Eltern sie zu beruhigen versuchten; dennoch nichts, was ich nicht schon die letzten Tage beobachten konnte. Gerade waren meine Gedanken dabei, noch weiter abzudriften, nach Hause zu meinen Freunden, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit erregte. Jemand, den ich zuvor noch nicht in unserer Hotelanlage gesehen hatte.

Da lief er also hin zum Buffet, im Gegensatz zu vielen anderen Urlaubsgästen gut gekleidet in einem weißen Hemd und dazu einer dunkelblauen Stoffhose, blondes, lockiges Haar, so lang, dass es bei anderen bestimmt seltsam ausgesehen hätte. Anders aber bei ihm - sein ganzes Erscheinungsbild, seine aufrechte Haltung, sein entspannter, aber gleichzeitig selbstbewusster Gang, strahlten etwas aus, zu dem diese außergewöhnliche Frisur durchaus passte.

"Was ist mit dir, Bella?", riss mich die Stimme meines Vaters aus meinen Gedanken. Von was sprach er?

"Hm?", antwortete ich mit hochgezogenen Augenbrauen, nicht besonders stolz darauf, dass der größte Teil des Gespräches meiner Eltern so ohne weiteres an mir vorbeigezogen war.

"Ob du einen Nachtisch willst? Deine Mutter und ich sind schon satt, wir würden dann gehen wollen wenn du auch fertig bist", wiederholte mein Vater, diesmal so, dass auch ich es mitbekam. Plötzlich auf eine Idee gebracht, traf ich meine Entscheidung, auch ohne besonders Lust auf einen Nachtisch zu haben.

"Ja, ich beeile mich aber, ihr müsst nicht lange warten", entgegnete ich nur, woraufhin sich meine Eltern sich fragende Blicke zuwarfen, wahrscheinlich, da ich in den letzten 20 Minuten keine Anstalten gemacht hatte, mir noch etwas zu Essen zu holen.

Ich stand also auf, schob meinen Stuhl zurück und machte mich auf den Weg zum Buffet, in der Hoffnung, dort dem neuen Urlauber zu begegnen. Mein Weg führte zwischen einigen Tischen hindurch und dann eine kleine Treppe hinunter. Als ich am Buffet angekommen war, konnte ich ihn nicht unter der Menge an Menschen ausmachen und etwas enttäuscht darüber, ihn verpasst zu haben, beschloss ich mir als Alibi für meine Eltern ein bisschen Wassermelone zu holen.

In dem Moment, als ich mir gerade ein Stück auf meinen Teller auftat, spürte ich es auf einmal. Dieses Gefühl, wenn man angestarrt wird, und förmlich das Brennen der Haut unter dem Blick des anderen spürt, ohne diese Person überhaupt anschauen zu müssen. Ich schaute auf, in der Erwartung, dass ich mit meiner Ahnung danebenlag und so langsam aber sicher den Verstand verlor, aber da war er, direkt mir gegenüber. Er, der Grund, warum ich mir gerade in diesem Moment Nachtisch holte. Der direkte Blickkontakt gab nun ein Detail frei, was mir zuvor entgangen war: strahlende, tiefblaue Augen, in ihnen keine Spur von Verlegenheit, weil er soeben von mir erwischt worden war, wie er mich anstarrte. Stattdessen wirkte er eher belustigt - seine Augen funkelten herausfordernd und seine vollen Lippen waren zu einem schiefen Grinsen verzogen.

Vielleicht wurde dieser Urlaub aufregender, als anfangs angenommen.

***

Na ihr Lieben? 💞

Das wäre das erste Kapitel dieser Geschichte. Was denkt ihr bis jetzt? Seid ihr schon gespannt, was es mit dem Neuankömmling auf sich hat?

Über Votes und Kommentare würde ich mich freuen!!

Bis bald

P 🌻

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⏰ Last updated: Oct 30, 2017 ⏰

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