Betonherz

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Ich stehe am Rand der riesigen Bühne.
Alles Menschen, die gekommen sind, nur um mich zu sehen.
Nur um für einen kleinen Augenblick zusammen mit mir in einem Raum, nein, in einer riesigen Halle zu sein. Vielleicht fast zehn Meter von mir weg zu stehen und meiner, über ein Mikrofon verstärken Stimme zu lauschen.  Den Worten, die ich sage, den Lyrics, die ich singe, den Tönen, die aus meiner Gitarre klingen.  Es ist so unwirklich. Alle diese  Menschen, es müssen an die tausend sein, die nur deswegen gekommen sind. Um mich zu supporten, vielleicht um ein Autogramm oder ein Foto zu bekommen. Ich weiß, dass ich sie werde enttäuschen müssen. Aus Sicherheitsgründen, darf ich nicht nach vorne  gehen.  Sie werden sich mir der Vorband zufriedengeben müssen. Sie sind unbekannter. Bei Ihnen geht das klar.
Um ehrlich zu sein beneide ich sie. Ich will auch nach draußen.  Zu meinen Fans. Zu den Leuten, die meine Musik lieben. Oder mich. Beziehungsweise das Bild das sie von mir haben.
Als der Umbau fertig  ist, begebe ich mich auf die Bühne. Gebe mich dem Applaus  hin. Dem Jubel. Ich lasse meinen Blick über die  Menschenmenge schweifen. Mädchen über Mädchen, die meinen Namen schreien. Kreischen. Mit Transparenten wedeln. Teilweise zehn Jahre jünger als ich. Ich sehe eines der Mädchen direkt an und erreiche somit bei ihr einen hysterischen Anfall, der sich gewaschen hat. Ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen, was in ihrem Kopf vorgeht, was sich ihr Fangirlherz schon wieder ausgedacht hat.

Um ehrlich zu sein, vermisse ich manchmal Menschen, die mich ausschließlich wegen meiner Musik feiern  und nicht wegen meinem Aussehen, meinem  Ruf oder meinem  Erfolg. Menschen, die auf Konzerte gehen  und sich einfach treiben lassen und nicht die ganze Stimmung durch elendes  Gekreische zerstören.
Weiter lasse ich meinen Blick über die Menge schweifen und entdecke tatsächlich im Mittelfeld der Halle eine Person, auf die genau  das zutrifft.  Sie steht mitten in der Menge, hält soweit ich das erkennen kann, die Augen geschlossen und sie singt meine Texte mit. Allerdings nicht hysterisch, sondern ich kann mir vorstellen, dass die Worte nur ganz leide über die Lippen  dieser Person kommen.
Ich liebe meine Fans, allerdings nervt mich diese  Hysterie ein wenig. Vor allem auch, weil  genau diese der Grund ist, warum ich nach dem Konzert nicht zu meinen Fans darf. Weil sie mich wahrscheinlich  überrennen würden, und die ganze Situation ausartet. Das war definitiv gechillter, als ich noch weniger Erfolg hatte, denn da waren es weniger und die Masse war leichter unter Kontrolle zu bringen. Dabei will ich doch eigentlich den Kontakt zu meinen Fans.
Das ist der riesige Nachteil daran, so berühmt zu sein.  Ich kann kaum noch irgendwohin, keiner Person mehr Vertrauen, ob sie nicht einfach nur den Fame  abstauben will und ich muss immer auf mein Aussehen achten.  Ich kann nicht mal eben in versiffter Jogginghose, Oversized Hoodie und Bad Hair day zum Bäcker um die Ecke.
Ich muss generell aufpassen, wenn ich irgendwo hingehe. Überall lauern verrückte  Fans und so wird ein "Ich geh mal schnell Brötchen holen" oft zu einem Spießroutenlauf durch die halbe Stadt. 
Erfolg macht wirklich  ein bisschen einsam.
So sehr ich meinen Erfolg mag und so dankbar ich bin, diesen Traum leben zu können... Erfolg macht oft auch einsam.
Kontakte knüpfen ist nahezu unmöglich, die meisten Leute verbreiten schließlich irgendwann Dinge, die eigentlich privat sind.
Es ist schwer wenn die Menschen die Privatsphäre  nicht akzeptieren  und ihre Nase überall hineinstecken.  Oder wenn sie der Meinung sind, dass das was ich in der Öffentlichkeit zeige hundert Prozent mein Wahres ich ist.
Es ist ein Teil von mir. Den Rest  meines Ichs wahre ich in meinem Herzen für die Menschen die mich wirklich  schon lange kennen. Denen ich vertraue.
Ich habe es weggeschlossen  von der Öffentlichkeit. Eingemauert in mein Betonherz, dass nur die erreichen können, die mich schon immer kennen.

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Mal was ganz was anderes von mir... irgendwie hat das hier in meinem Kopf herumgespukt und ja... hier ist dieses Komische etwas.
Inspiriert wurde ich von dem Wincent Weiss Konzert  auf dem ich zusammen mit Kleine_Rebellin1997 am Mittwoch war und einem VLog  von Dner.

Wenns euch  gefallen hat würde ich mich freuen, wenn ihr den Like Partet und einen Kommentar dalasst 💖

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