Prolog

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02.12.2016

Es ist Dezember, sie ist auf dem Weg nach Hause von einem langen Abend in der Lieblingsbar ihrer Schwester, wo sie deren Geburtstag gefeiert hatten. Es war wirklich anstrengend, ständig den reichen Freundinnen ihrer Schwester, welche nebenbei bemerkt dümmer waren als ein Meter Feldweg, dabei zuhören zu müssen, wie sie über ihre neuen Silikonbrüste oder die mehr als hässlichen Kunstnägel redeten. Ihre Stimmen klangen dabei wie eine rostige Schaukel, die quietschte.

Gedankenverloren geht sie die Straße entlang, welche nur von wenigen Laternen beleuchtet ist. Sie ist ganz alleine. Die Stadt ist wie leer gefegt Wieso sollten die Leute auch jetzt noch unterwegs sein, kurz vor Mitternacht?

Ihr Blick ist stur auf den Boden gerichtet, die Hände hat sie tief in die Taschen gesteckt. Hier draußen ist es kalt, nass und die Hausdächer sind Schneebedeckt. Ihren roten Wintermantel hat sie bis oben zugeknöpft und ein dicker Schal ist um ihren Hals geschlungen.

Sie freut sich schon auf ihr kuscheliges Bett, ihren Freund, der dort auf sie wartet und auf einen, hoffentlich, erholsamen Schlaf.

Gerade führt ihr Weg über eine kleinere Kreuzung und sie schaut sich nach beiden Seiten um, auch wenn sie sicher ist, um diese Uhrzeit keinem Auto mehr zu begegnen. Sicherheit geht jedoch vor.

Zu ihrer Überraschung fährt doch ein Auto heran, welches im Schneckentempo an ihr vorbeifährt,  den Fahrer kann sie nicht erkennen, da er irgendetwas vor seinem Gesicht hat und es so dunkel ist. Es sieht aus wie...eine Maske?

Wieso zur Hölle trägt man derart seltsame Masken kurz vor Weihnachten? Sie zuckt die Schultern, was geht sie das auch an? Sie möchte einfach nur schnell nach Hause.

Ein Strich wird ihr durch die Rechnung gemacht, als das Auto ein paar Meter von ihr entfernt anhält,  der Fahrer aussteigt und mit langsamen Schritten auf sie zukommt.
Er wirkt dabei grazil und seine Bewegungen sind so anmutig, dass ihr der Atem stockt.
Er hat eine gefährliche Ausstrahlung.

Wieso genau steht sie da jetzt?
Sie sollte rennen. Um ihr Leben sollte sie rennen.
Ja, das sollte sie wirklich, wären ihre Beine nicht wie festgewachsen. Was war mit dem berüchtigten Fluchtinstinkt, den sich der Mensch schon in der Steinzeit angeeignet hatte?

Was war nur los?

Der Mann, sie war sich sicher dass es sich um einen Mann handelte, steht nun knappe 5 Meter vor ihr. Durch die Maske, die wohl einen dieser Horror Clowns darstellen soll, kann sie sogar in der Dunkelheit stechend grüne Augen ausmachen.

Ein kalter Schauer läuft über ihren Rücken.
Noch immer bewegungsunfähig starrt sie wie gebannt auf diesen merkwürdigen Typen.
Wäre die Situation nicht so verdammt angsteinflößend, hätte sie jetzt gelacht.

Eine tiefe Stimme durchbricht die Stille der Nacht.

"Hallo meine Schöne"

Nun weiß sie gar nichts mehr.
Kannten sie sich? Da kommt ihr plötzlich etwas anderes in den Sinn. Natürlich! Wieso ist sie nicht schon früher darauf gekommen?
Normalerweise sind die Scherze ihrer Freunde nicht ganz so...seltsam.

"Wer hat dich geschickt? War es Mary? Oder John? Nein warte, ich habs! Dieses Mal war es Jenny oder?  Sie hat dich angeheuert um mir Angst zu machen. Hab ich Recht?"

Nun, da sie ihrer Meinung nach, eine plausible Erklärung gefunden hat,  atmet sie tief durch.

Ein verwirrter Blick von ihm (durch die Maske) genügt, um sie erneut unsicher werden zu lassen.
Wenn sie falsch mit ihrer Vermutung lag, wer ist er dann?

"Du hast absolut Recht. Das war nur ein kleiner, sehr dummer Scherz. Entschuldige bitte. Dein Freund hat mich gebeten dich ein wenig zu erschrecken. Er sagte ich solle dich danach aber noch nach Hause bringen. Er wartet dort auf dich. Würdest du bitte einsteigen?"

Er macht eine Handbewegung zum Auto, geht auf dieses zu und öffnet die Beifahrertüre.
Mit gemischten Gefühlen tritt sie von einem Bein auf das andere.
Einerseits ist sie erleichtert, doch dieses Misstrauen lässt sie nicht los.
Sollte sie wirklich einem Fremden vertrauen und zu ihm ins Auto steigen?
Da war doch etwas gewaltig faul.

Langsam kriecht die Kälte immer mehr unter ihre Kleider und sie muss sich zu einer Entscheidung durchringen. Sollte sie? Oder lieber doch nicht?

Wenn sie so überlegte, verstand sie es immer mehr.
Er hat Recht. Ihr Freund hatte schon immer Spaß daran, sie zu ärgern.
Das mit dem Horror Clown war nicht sehr witzig. Sie hatte den festen Entschluss, ihn später zur Rede zu stellen.

Ohne sich weiter Gedanken darum zu machen, geht sie auf den Wagen zu und steigt ein.
Im Auto hebt sie den Arm, um auf die Uhr zu sehen und stellt fest, dass es genau eine Minute vor Mitternacht ist. Seltsam. Mitternacht. Auch bekannt als Geisterstunde...

Hätte sie gewusst, was in dieser Nacht noch passiert, wäre sie vermutlich schreiend davongelaufen.

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Wie war das bis jetzt so...?

Hinweis:
Bevor jetzt Beschimpfungen der übelsten Art kommen.
Dieses Buch ist keine Nachahmung von ES, oder sonstigem Horrorzeug.
Ich persönlich hasse Horror abgrundtief.
Ich möchte mit dieser Geschichte einfach... ach ihr werdet sehen.

Viel Spaß beim Lesen.

-L

Geisterstunde Where stories live. Discover now