Kapitel 10

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"W-was? Wirklich?", sagte ich so leise, dass ich mich selber fast nicht hörte. "Ja, wirklich", antwortete Harry, "aber... nicht hier. Und jetzt." Er öffnete die Autotür und deutete mir, dass ich einsteigen soll. Ich sagte nichts und stieg einfach nur ein.

Ich hatte immer noch die Hoffnung, dass ich bald nach Hause komme. Ich wusste noch nicht mal wo wir waren. Aber ich hatte immer noch diesen einen Anruf übrig, denn für mehr reichte mein Guthaben nicht mehr. Ich hätte die ganze Zeit jemanden anrufen können. Wieso habe ich es nicht gemacht? War ich noch zu schockiert wegen dem Vorfall? War ich zu müde? Hatte ich Angst vor Harry?  Dass er mich erwischte? Oder... - aber das war in meinen Augen ziemlich unwahrscheinlich- vertraute ich ihm einfach?

_____

Mittlerweile war es fast Mittag.Wir waren wieder auf dem Highway. Ich hätte denken können, dass Harry mich nur verarscht hatte und er noch nicht einmal vorhatte es mir zu sagen, aber irgendetwas bewies mir das Gegenteil.

Die Umgebung in der wir uns dieses Mal befanden war schön und sie beruhigte mich um einiges. Um uns herum waren Bäume und immer wenn wir aus einem der unzähligen Tunnel herrausfuhren, erschien mir das Sonnenlicht, dass auf meine Haut schien und diese leicht anwärmte, noch freundlicher und angenehmer.

Ich träumte langsam vor mich hin. Das tat ich oft. Ich mochte es. Immer wenn ich Stress habe, es mir schlecht geht, ich mich mit meinen Eltern oder Freunden gestritten habe oder einfach nur meine Ruhe und Auszeit brauche, manchmal will ich auch einfach nur vergessen und mich in eine perfekte Welt wünschen, tue ich es. Ich lege mich auf meine große und breite, gepolsterte Fensterbank, schließe die Augen und lasse einfach nur die Sonne in mein Gesicht scheinen. Es tut mir immer gut. Ich kann nachdenken. Über alles. Meine Eltern.

Was sie jetzt wohl gerade machen? Suchen sie mich? Wissen sie überhaupt, dass ich nicht mehr da bin, oder haben es noch überhaupt nicht bemerkt wegen ihrer Arbeit?

Ich wüsste gerne die Antworten. Ich würde ihnen nur gerne sagen, dass ich sie unglaublich lieb habe und sie immer schon geschätzt und respektiert habe. Wir waren immer die "perfekte Familie". Mir hat das oft, im Gegensatz zu Zoey, nicht gepasst. Ich wollte nicht in der ganzen Nachbarschaft als braves Mädchen bekannt sein. Das war ich ganz und gar nicht. Ich habe immer Scheiße gebaut und war ein kompletter Tollpatsch. Nicht wie meine Schwester. Sie war schon immer total reif und erwachsen, aber man konnte trotzdem Spaß mit ihr haben und sich auf sie verlassen. Meine Schwester.

Was macht sie gerade? Denkt sie an mich? Vermisst sie mich so wie ich sie? Versucht sie, mich zu finden?

Ich wüsste gerne die Antworten. Vielleicht ist sie so stark wie immer, wie ich sie kenne. Vielleicht sucht sie mich oder weiß was passiert ist. Oh Gott, das wäre absurd. Woher denn auch? Von meinen Freunden? Aber diese wissen doch selber nichts davon. Meine Freunde.

Wie reagieren sie gerade?

Diese Frage konnte ich mir aber gut selber beantworten. Molly ist total verzweifelt und druckt tausende von Zettel die sie überall aufhängt, weil ich vermisst bin. Jake erstellt so viele "Sam wird vermisst" Websides und schreibt alle meine Kontakte an. Und Niall, Niall macht das, was mir am liebsten ist. Er denkt an mich. Er denkt nach. Wo ich sein könnte. Was ich in verschiedenen Situationen machen würde. Um mich zu finden. Und er denkt einfach an das, was wir alles schon durchgemacht haben. An schöne und schlechte Zeiten. So wie diesen Sommer.

*Flashback 17.07 ; 18:20 *

Ich saß gerade in Zoeys Auto vor Nialls Haus und hoffte ,dass er endlich rauskommen würde. Er braucht immer gefühlte Ewigkeiten. Und als ich gerade dabei war, mit meinen Gedanken abzuschweifen, kam er mit einem strahlenden Lächeln aus der Tür.

Moments. [h.s]Where stories live. Discover now