Erste Nacht

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Francis war müde.

Mehr als das. Todmüde und bereit im Stehen einzuschlafen.  

Dieser Zustand wäre verzeihlich, wenn es um eine große Besprechung gegangen wäre, ein Treffen zur Friedenssicherheit oder zur Globalisierung. Gelegenheiten, wo zu viele Länder in zu kurzer Zeit zu viel besprechen wollen. Aber nun ja, das war kein solches Treffen gewesen.

Nein, er schlürfte seinen viel zu ermüdeten Körper durch den schmalen Gang von Amerikas Haus, welcher heute seinen Geburtstag nachgefeiert hatte. Ein Tag, der ihn mehr Nerven gekostet hatte, als die letzte Diskussion mit Russland über das Thema "Wo darf ich meine Waffen hinstellen und wieso bitte schön nicht in deinen Garten?"

Natürlich war es ein klasse Geburtstag gewesen.

Alfred wusste, wie man eine Party schmiss, mit guter Musik, viel zu fettigem Essen und viel Trubel. Aber stundenlang mit den ganzen Nationen in einem Raum zu sein und sich nicht gegenseitig an die Gurgel zu springen- das war ein Akt gewesen. Besonders weil England heute besonders nervenaufreibend gewesen war, so wie jedes Mal, wenn dieser mit dem Alter seines ehemaligen Ziehkindes konfrontiert wurde.

Überhaupt Ziehkind, bei seinem war er sich gar nicht sicher, dass er es überhaupt gesehen hatte. Natürlich war Kanada auf den Geburtstag seines eigenen Bruders eingeladen gewesen, aber hatte er auch nur ein Wort mit ihm gewechselt?

Oh man, nach dem dritten überzuckerten Donut konnte er das gar nicht mehr so genau sagen.

Was also blieb, war die Tatsache, dass er hundemüde war von der gelungenen Feier.

Die Nationen, die nicht sofort nach Hause gegangen waren, hatten sich im ganzen Haus in den Zimmern verteilt. Am Anfang hatte Alfred schon bekannt gegeben, wer wo pennte, weswegen Francis nur noch seins finden musste. Ob er da nun auf einem Bett oder dem Boden schlafen musste, war ihm in diesem Moment egal.

Als er dann die richtige Tür öffnete und schaute, ob er nicht fieserweise mit einem schlafenden Deutschland, oder schlimmer, schnarchenden England zusammengesteckt worden war, schloss er diese schnell hinter sich. Die Uhrzeit war ihm unbekannt, nur das es viel zu spät war und das letzte Glas eindeutig nicht hätte sein müssen.

Wenn er sich recht erinnerte, saß Alfred unten immer noch mit Spanien zusammen und becherte wie ein Bekloppter. Na sollte der Kerl heute seinen Spaß haben, Francis würde an seiner Geburtstagsfeier auch richtig über die Stränge schlagen.  

Jetzt wollte er aber nur noch schlafen, also zog er sich sein Hemd und seine Schuhe aus und ließ sich ins Bett fallen. Kurz überlegte er, ob er vielleicht etwas fernsehen sollte, fand diesen Aufwand dann aber doch zu viel. Also dämmerte er bei viel zu lautem Lachen aus dem Untergeschoss vor sich hin und war auch fast eingeschlafen, als er hörte, wie leise die Tür geöffnet wurde.

Sofort riss er seine Augen auf, denn auch wenn es ihm niemand glauben wollte, war auch er mit Krieg aufgewachsen. Da wurde man solche Gewohnheiten nicht mehr los.  

Aus dem Augenwinkel versuchte er zu erkennen, wer im Türrahmen stand, aber da der Flur nicht mehr erleuchtet war, konnte er nur eine dunkle Silhouette ausmachen.

Aber lange Rätseln brauchte er auch nicht, denn er hörte eine leise Stimme fragen: "Francis, bist du das?"

Anstatt einer intelligenten Antwort grunzte er nur ein Mal auf, er war müde und wollte schlafen. Wer auch immer ihn störte, sollte verschwinden. Das war sein Bett.

"Darf...darf ich reinkommen? Es haben sich gerade zwei Personen in mein Bett gelegt. Als ich da noch drin lag." So ein Unsinn, dachte er sich und wollte es als schlechte Anmache abtun, bis ihm ein Gedanke kam. Entweder war die Person komplett besoffen oder..."Matthew?"

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⏰ Last updated: Dec 18, 2017 ⏰

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