Kapitel 2: Eine gute Idee?

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Egal wo ich auch hinsah, überall war alles edel und von bester Qualität. Während er eincheckte (da fiel mir auf, dass ich ihn nach seinem Namen fragen musste...), wusste ich gar nicht wohin ich zuerst sehen sollte. Wir verabschiedeten uns freundlich von der Dame an der Rezeption, dann zog er mich zum Fahrstuhl.

Peinlich berührt fiel mir auf, dass ich noch immer barfuß lief. Sicher hatte ich den Straßendreck auf dem edlen Marmorboden des Foyers hinterlassen. „Ähm, wie heißen sie eigentlich?" Plötzlich war nichts mehr von meinem draufgängerischen Ich übrig. Er lächelte und sofort fühlte ich mich besser. „Waren wir nicht schon beim du...?" Ich nickte, „also, wie heißt du eigentlich?"

„Viel besser!", seine Grübchen traten hervor. „Ich bin Noah, und du?" „Paula", murmelte ich. Er legte seine Hand auf meinen Rücken. „Nun Paula, dann willkommen bei mir!" Die Aufzugstüren öffneten sich und er schob mich in eine riesige Suite. Der Ausblick durch die große Fensterfront war phänomenal! Ich rannte darauf zu, und konnte mich gerade so davon abhalten, wie ein kleines Kind an der Fensterscheibe zu kleben. „Das ist der Wahnsinn!" Er lachte, tief und warm, und in mir kribbelte es. Was für ein Abenteuer!

Ich drehte mich um. Noah war viel näher als gedacht. Tatsächlich fuhr er gerade die Konturen meines Gesichts nach. Genießerisch schloss ich die Augen. Zum ersten Mal nahm ich wahr, wie gut er roch. Und dann küsste er mich richtig. Ich klammerte mich an sein Hemd und schob jeden Zweifel und jeden Gedanken weit weg. Wichtig war die Hand auf meinem Rücken. Ich betete darum, dass er sie nur ein kleines Stückchen nach unten schob. Doch stattdessen löste er den Kuss und fuhr sich verlegen durchs Haar.

„Entschuldige, ich bin kein guter Gastgeber... Möchtest du vielleicht etwas trinken?" Ich hatte überhaupt keine Lust jetzt etwas zu trinken, und versuchte zum ersten Mal selbst die Initiative zu ergreifen. Ich trat näher und flüsterte in sein Ohr „Nein, danke". Schlagartig zog er sich zurück.

Verletzt blickte ich ihn an. „Hab... hab ich etwas falsch gemacht?" Er schüttelte den Kopf. „Nein, es wäre mir nur lieber wenn wir uns erst noch... naja, ein wenig unterhalten würden." Im dämmrigen Licht war es schwer zu erkennen, aber ich glaube, er wurde gerade rot. Oh, das war irgendwie süß.

„Dann hätte ich gerne etwas zu trinken." Ich lächelte, er lächelte zurück und wandte sich der Minibar zu. Derweil besah ich das riesige Bett. Normalerweise hätte ich mich davon fern gehalten, aber jetzt fühlte ich mich schön und begehrenswert und so unglaublich abenteuerlustig. Also lief ich darauf zu und ließ mich rücklings darauf fallen. So musste es sich anfühlen auf Wolken zu liegen.

„Das ist der Wahnsinn!", rief ich und setzte mich auf. Noah stand mit zwei Gläsern Wein in der Hand vor mir. Ich klopfte stumm neben mich und er reichte mir ein Glas. Eigentlich mochte ich keinen Wein, aber eigentlich wollte ich ja auch nichts trinken. Ich nahm einen großen Schluck. Was auch immer heute hier noch passieren würde, ich konnte etwas Mut gebrauchen.

„Erzähl mir doch was von dir", forderte er mich auf. Ich überlegte einen Moment. „Eigentlich gibt es da nicht so viel zu sagen... Den größten Teil des Schlamassels kennst du ja bereits. Mein Leben sonst ist stinklangweilig. Mama, Papa, Schwester, Haus, Garten... alles schön normal." Für einen Augenblick sah er betroffen aus, dann kehrte der erwartende Blick zurück in sein Gesicht. „Und normal magst du nicht?" „Nein ich... doch. Also, ich kann mich nicht beklagen und so. Aber dein Leben ist doch viel spannender!"

Abwartend sah ich ihn an und nahm noch einen großen Schluck Wein. Kurz drehte sich das Zimmer, ich hatte wohl wirklich zu viel getrunken. Trotzdem war ich viel zu gespannt auf seine Geschichte, als dass ich jetzt dem Drang des Liegens nachgeben würde. „Nun, ich bin viel unterwegs. Bin früh ins Familiengeschäft eingestiegen, du verstehst..." Ich nickte verstehend, obwohl ich keine Ahnung hatte. Was er erzählte rückte weit weg von mir, ich war zu beschäftigt damit, jede kleine Bewegung seiner Lippen zu verfolgen. Dann tat ich etwas, was ich nie zuvor gemacht hatte. Ich stand auf, nahm sein Glas aus der Hand und stellte es zusammen mit meinem beiseite.

Die Hölle ist schwarzWhere stories live. Discover now