Vorfreude

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{Lina}

Ich wurde wahnsinnig. Schon seit einer Woche konnte ich nicht mehr richtig schlafen, mich auf nichts mehr konzentrieren und bekam keinen Bissen Essen herunter. Und das nur wegen einem Konzert! Oder war es wegen ihm? Ich wusste es nicht. Was ich aber sehr gut wusste, war, dass ich wohl offiziell verrückt war.

"Komm Lina, wenigstens einen Löffel!" riss meine Mutter mich aus meinen Gedanken und ich guckte sie verwirrt an. Wir waren am Mittagessen und sie deutete auf meinen Teller Kartoffelsuppe, den ich immernoch nicht angerührt hatte und ich musste lachen. Es klang verzweifelt. "Ach Linalein, wenn das noch bis zum Konzert so weiter geht, kippst du mir da noch um!" meinte sie halb belustigt und halb besorgt. "Ich weiß Mama, ich geb mein bestes." sagte ich und lächelte sie an. Sie erwiderte dies, stand auf, gab mir einen Kuss auf die Stirn und machte sich auf dem Weg zur Arbeit, sie hatte Spätschicht. Ihr zuliebe zwang ich mich und schlang einen Bissen nach dem anderen herunter. Ach ja, meine Mutter. Ich liebte sie über alles und hatte sowohl zu ihr, als auch zu meinem Vater eine gute Beziehung. Meine kleine Schwester und ich wuchsen behütet in einem ländlichen, ruhigen Stadtteil von Bielefeld auf und hatten eine wuderschöne Kindheit, es fehlte uns an nichts, und dafür waren wir beide sehr dankbar. Nachdem ich aufgegessen hatte, klingelte es an der Tür. Eigentlich erwartete ich niemanden. Ich rief unseren Schäferhundrüden Falko zu mir und ging mit ihm zur Tür.

"LIIIIIIINAAAAAA!!!" schrie meine beste Freundin Svea, rannte auf mich zu und umarmte mich stürmisch. Sie begrüßte auch Falko, der freuding bellte und mit dem Schwanz wedelte. "Was machst du denn hier?" grinste ich sie an und war etwas überrascht, obwohl wir uns öfter mal Überraschungsbesuche abstatteten. "Nur noch dreimal schlafen Lina, und wir haben noch so viel zu planen!" lachte sie und ich ich musste auch lachen. "Na dann komm mal rein" sagte ich und sie ging in den Garten, legte sich auf die Sonnenliege und genoss die Sonnenstrahlen. Ich ging in die Küche, machte zwei Gläser mit Eistee voll, schnitt frisches Obst, legte Kekse auf einen Teller und setzte mich dann auf die Liege neben ihr. Falko machte es sich zwischen uns im Gras bequem. "Also", sagte Svea, wärend sie in ein Stück Wassermelone biss, "wir brauchen am Freitag von Bielefeld cira 4-5 Stunden mit dem Zug bis nach Sankt Goarshausen. Dort checken wir in unser Hotel ein und können ja abends noch ein bisschen durch den Ort bummeln und etwas essen gehen. Am nächsten Tag, am Samstag, sollten wir schon früh morgens die Loreley hochwandern, damit wir rechtzeitig da sind und so weit vorne wie möglich stehen können." Ihre Augen leuchteten und auch ich konnte nicht aufhören zu grinsen, überall in meinem Bauch kribbelte es. "Klingt nach einem Plan", sagte ich, "sehr gut." Svea sah mich an und grinste schelmisch. "Was?" lachte ich und sie erwiederte: "Und nach dem Konzert schleichen wir uns Backstage, du krallst dir Paddy, ich mir Joey und wir feiern eine Doppelhochzeit!" Wir prusteten beide los und erfanden noch alle möglichen Geschichten und quatschten, bis es dunkel wurde und Svea sich wieder auf den Weg nach Hause machte.
Das Wochenende konnte gar nicht schnell genung kommen und ich schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein und träumte von Paddy.

One More SongOù les histoires vivent. Découvrez maintenant