I Wish I Could Heal You And I Wish You Could Heal Me

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„Du bist uns eine Erklärung schuldig, man!"

„Ich bin euch überhaupt nichts schuldig." Müde stützte Harry die Unterarme auf seine Beine und ließ den Kopf hängen.

Es war ein furchtbarer Tag gewesen. Er hatte es kaum ausgehalten, Draco im Unterricht und in den Gängen zu sehen, zu wissen, wie schlecht es ihm ging und nichts für ihn tun zu können. Harrys Hoffnung, nach dem Abendessen noch einige ungestörte Minuten mit ihm haben zu können, war schnell von Ron und Hermine zerstört worden. Denn kaum hatte Harry sein Essen beendet, war er von seinen beiden Freunden in den Gemeinschaftsraum gedrängt worden, wo Hermine einen Stillezauber über sie gesprochen hatte, damit sie und Ron ihn in Ruhe ausfragen konnten.

„Aber wir sind deine besten Freunde, Harry", versuchte nun auch Hermine zum wiederholten Mal, ihn zum Reden zu bringen. „Glaubst du denn wirklich, du könntest uns etwas erzählen, was uns auseinander bringt?"

Ungläubig sah Harry sie an, ehe er trocken auflachte. „Meinst du die Frage ernst?" Er sah zu Ron hinüber, der die Lippen fest aufeinander gepresst hatte und einen Punkt neben Harrys Kopf fixierte. „Ron kann mich nicht mal ansehen!"

Ruckartig drehte Ron den Kopf ein Stück, um Harry anzusehen. „Ich kann dich ansehen", knurrte er, „aber immer, wenn ich das mache, sehe ich dich und das Frettchen zusammen und dann wird mir schlecht."

Wieder lachte Harry rau auf und sah zu Hermine. „Siehst du. Wieso sollte ich euch, oder besser ihm, etwas über mich und Draco erzählen?" Er rieb sich über die Stirn, hinter der es langsam aber sicher unangenehm zu pochen begann, und wünschte sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag, Draco und er wären einfach in der Heulenden Hütte geblieben.

„Er wird sich zusammenreißen", erklärte Hermine und stieß ihrem Freund einen Ellenbogen in die Seite. „Hab ich Recht, Ronald?"

Ron rieb sich stöhnend die Seite und sah einige Male zwischen Harry und Hermine hin und her, ehe er leidend nickte.

„Bitte Harry", bat Hermine dann leise und griff nach Harrys Hand. „Du hast doch versprochen, uns nicht mehr immer auszuschließen, erinnerst du dich?"

Harry nickte widerwillig und entzog seine Hand Hermines. Natürlich erinnerte er sich noch an das Versprechen, das Hermine ihm bei ihrem weihnachtlichen Besuch abgenommen hatte.

„Ich", begann Harry, hielt dann aber zögernd inne. Er wollte es ihnen nicht erzählen. Nicht von ihm und schon gar nicht von Draco. Er wollte Draco und alles, was sie zwei verband, für sich behalten und mit niemandem teilen. Aber wenn er seine Freunde nicht gänzlich verlieren wollte, musste er es ihnen erzählen. Und er wollte sie nicht verlieren. Oder? Er atmete tief durch. „Draco und ich sind ein Paar", brachte er schließlich leise und viel zu schnell hervor und sah weder Ron noch Hermine an. „Aber das habt ihr euch doch sicher schon gedacht."

Eine drückende Stille legte sich über die Drei. „Wie lange schon?", brach Hermine schließlich das Schweigen.

„Kurz nach Weihnachten." Harry biss sich auf die Unterlippe und sah nur kurz zu Hermine, ehe er seinen Blick wieder auf seine Knie richtete.

„Aber... Du warst mit Ginny zusammen! Wie kannst du jetzt mit...– ihm zusammen sein?" Rons Stimme klang so verständnislos und leidend, dass er Harry fast leid tat. Er zuckte mit den Schultern und richtete sich auf. „Da hätte ich doch selbst nie mit gerechnet", erklärte er leise. Im Gegenteil

„Es ist einfach irgendwie passiert. Und...–" Harry machte eine Pause, in der er tief durchatmete und sich die Haare aus dem Gesicht strich. „Mir geht es gut. Wirklich." Er hatte vorher nicht darüber nachgedacht, aber als er es jetzt Ron und Hermine erzähle, wusste er, dass es stimmte. Seit sie an Bills Hochzeit zusammen geflohen waren, um die Welt zu retten, hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt. Die Schrecken des Krieges waren noch immer präsent und er würde noch eine sehr lange Zeit mit den Nachwirkungen zu kämpfen haben, dem war Harry sich bewusst. Aber seit Draco an seiner Seite war, hatte er erstmals das Gefühl, dass er es schaffen könnte. Die Dunkelheit, die seit der Schlacht seinen Kopf umgab und schwer auf seinen Schultern lastete, war mit ihm ein bisschen weniger dunkel geworden. Draco gab ihm etwas, das es wert war, am Leben zu bleiben.

Let's Be Alone TogetherWhere stories live. Discover now