Narben

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Selena lief ihrem gerade mal drei Jährigen Sohn hinter her. Heute war einer der wenigen Tagen, an denen sie ihren kleinen Sohn sehen durfte und somit jede einzelne Minute mit ihm verbrachte. Inzwischen lief sie ihm schon eine halbe Stunde durch den Garten hinter her. Murtagh lachte und quietschte immer wieder glücklich aus. ,,Okay, Murtagh du hast gewonnen, Mama kann nicht mehr.", lachte die junge Mutter. Murtagh lief auf sie zu und ließ sich von ihr hoch nehmen. ,,Warum mag Papa mich nicht?", fragte der Kleine ganz ernst. Verdutzt sah Selena ihren Sohn an. ,,Dein Papa, mag dich sehr wohl. Er hat nur kein sehr leichtes Leben. Du darfst ihm das nicht ernst nehmen. Willst du zu den Fischen gehen? Die gefallen dir doch so gut.", ihren Sohn anzulügen, brach ihr das Herz. Aber noch schlimmer war es für sie, zu wissen, dass sie ihn irgendwann alleine lassen würde. Eragon und Brom. Seit über drei Jahren hatte sie sie nicht mehr gesehen. Sie hatte gedacht, dass Morzan sie wirklich lieben würde und nicht nur benutzen würde. Aber sie hatte sich getäuscht. Wäre sie doch nicht als Spionin der Varden hier her gereist, dann wäre alles besser.

Aber stattdessen, musste sie mit diesem Säufer zusammen in Uru'bean leben. Natürlich hatte sie schon Pläne dafür, wie sie fliehen würde, aber Murtagh konnte sie nicht mitnehmen. Sie würde das Leben von Brom und Eragon nur aufs Spiel setzen, wenn man sie finden würde. Und ihr eigenes auch. Murtagh saß am Teichrand und patschte ins Wasser. Sie bemerkte gar nicht, wie Morzan näher kam. ,,Murtagh, nicht, du erschreckst die kleinen Fische."
,,Okay!"
Er kam wieder auf seine Mama zu gelaufen, hielt aber sofort Inne, als er seinen Vater sah. ,,Die Zeit ist noch nicht um!", zischte Selena und nahm ihren Sohn auf den Arm. ,,Nein, das ist sie nicht. Aber ich muss mit dir sprechen, sofort."
,,Nein. Ich bleibe bei Murtagh. Ich darf ihn ja nur einmal alle drei Monate sehen. Also nutze ich auch den ganzen Tag mit ihm aus."
Sie trat mit anmutigen Schritten an Morzan vorbei und lief mit ihrem Sohn auf dessen Zimmer.

,,Mama, warum musst du wieder gehen?", Murtagh sah sie mit seinen kleinen blau-grauen Augen an. ,,Weil es so besser ist für dich."
,,Aber warum kann ich nicht mit gehen?"
,,Murtagh, es ist besser für dich. ich will nicht, dass dir etwas zu stößt. Weißt du, wir haben auch Feinde in unseren Reihen, die dir weh tun könnten, um uns damit zu schaden."
,,Okay."

Ein leises Klopfen war zu hören und eine junge Frau. ,,Lady Selena, Lord Morzan möchte euch sehen."
Sie verschwand wieder und ließ die beiden alleine. ,,Ich komme gleich wieder mein Kleiner, warte hier.", sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer ihres Sohnes. Sie bemerkte gar nicht, dass Murtagh ihr folgte.

,,Was willst du?", fragte sie den Mann vor ihr, welcher einen ganzen Kopf größer war als sie selbst. ,,Wir werden morgen wieder abreisen. Was macht der Zwerg hier?", fragte Morzan die junge Frau vor sich und zeigte auf Murtagh, welcher ein paar Schritte entfernt von seiner Mutter stand. ,,Murtagh, habe ich dir nicht gesagt, dass du in deinem Zimmer auf mich warten sollst?"
,,Ja, aber aber die Frau hat doch EUCH gesagt. Ich wollte auch mit kommen."
,,Warum sind Kinder nur so dumm? Bring ihn ins Bett oder ich mache es, und zwar für immer.", knurrte der Mann und setzte sich auf einen Stuhl am Tisch ,,Mein Sohn ist bei weitem nicht so dumm wie sein Vater e ist. Und wenn du ihn auch nur anrührst werde ich dich töten!", rief Selena und starrte wütend auf Morzan, welcher gelangweilt einen Schluck Wein aus seinem Becher trank.

,,Hast du es bald? Ich will den Zwerg nicht sehen. Schaff ihn mir aus den Augen oder ich schaffe ihn dir aus den Augen.", drohte er leise, aber gefährlich. Selena packte ihren Sohn und brachte ihn auf sein Zimmer. ,,Murtagh, tu bitte in Zukunft das was ich dir sage."
,,Tut mir leid Mama."
,,Ist schon gut. Schlaf gut.", sie gab dem Kleinem einen Kuss auf die Stirn und deckte ihn zu.

Sie verließ sein Zimmer und ging in das ihrige, welches sie sich mit Morzan teilte. Wie immer schlief sie alleine ein, da Morzan sich noch besoff oder andere Diener verprügelte

Geweckt wurde sie von einem herzzerreißendem Schrei. Murtagh!
Sie sprang aus dem Bett und lief durch die zahllosen Gänge. Nach wenigen Minuten, lief sie Morzan entgegen. ,,Was hast du getan?!"
Er wollte an ihr vorbei gehen, doch sie riss ihn zurück. ,,Was hast du getan!", schrie sie. ,,Sag deinem Bastard, er soll mich in Ruhe lassen, wenn ich in einer wichtigen Besprechung bin! Wenn er noch lebt!", er stieß sie zur Seite und verschwand in ihren Gemächern. ,,Eine Besprechung mit deinem Weinkelch, ist keine wichtige Besprechung!", schrie sie ihm nach und lief zu ihrem Sohn. Einige Heiler waren sofort zur Stelle geeilt und hatten Murtagh auf eine Trage gelegt.

Drei Tage später, Morzan hatte tatsächlich erlaubt, dass sie länger bleiben durfte, wachte Murtagh auf. Selena war jeden Tag bei ihm gesessen, im Gegesatz zu Morzan, welcher wie immer gesoffen hatte. ,,Mama?"
,,Ja, mein Kleiner?"
,,Wo ist Papa"
,,Er ist nicht hier. Schlaf noch ein bisschen. Das tut dir gut."
,,Okay."
,,Ich habe dich lieb."
,,Ich dich auch, Mama."
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und verließ sein Zimmer. Für immer.

Während Morzan sich wieder besoff, zog Selena ihren schwarzen Umhang an und packte in eine Ledertasche etwas Proviant, ehe sie in die Stallungen lief und eines der Pferde aufsattelte. Wenn sie jemand aufhalten würde, dann würde sie sagen dass sie ausritt.

Mit einem letzten Bilich auf die Burg, ritt sie los. In den dichten Buckel, direkt nach Carvahall.
Zu ihrem Sohn Eragon und Brom.

Morzans VermächtnisWhere stories live. Discover now