Kapitel 9 ~ Oh Darling

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point of view ~ Be

Die letzten Tage verliefen eigt ganz ruhig. In der Schule haben wir nur Thema gehabt, welches ich schon auf meiner alten Schule in Berlin hatte und deshalb war es für mich sehr langweilig. Ich hab mich allerdings auch sehr darüber gefreut, weil ich dann mehr Zeit hatte um mit Niall zu schreiben.

Wir wollen sogar am Wochenende zusammen ins Kino und ich bin froh ihn kennen gelernt zu haben. Er ist so süß und nett, aber gleichzeitig auch so anstrengend. Er vergisst oft das ich vormittags im Unterricht sitze und war gestern auch eingeschnappt weil ich während des Matheuntericht nicht zurück geschrieben habe.

Er sagt das er und seine WG-Mitbewohner zur Zeit frei haben und ihm langweilig ist. Er kann nichts mit seinen Kumpels machen, da die meisten alle mit ihren Freundinnen beschäftigt sind und er nicht als fünftes Rad bei den Doppeldates mitgehen will.

Er tut mir wirklich leid, aber musste er mir das mitten in Ms. Flowers Vortrag über Integral und Stammfunktion mitteilen. Denn die fand mein klingelndes Handy nicht so blumig und wechselte danach auf das Thema Handys und das Verbot der Benutzung im Unterricht.

Mein Handy durfte ich dann nach dem Unterricht bei ihr ab holen. Doch wirklich böse konnte ich auf Niall auch nicht sein, denn so oft wie er sich dafür entschuldigte, da kann man nicht anders. Vor allem nicht bei diesem kindlichen, süßen Schmollgesicht.

Das sollte wirklich verboten sein, ich frag mich ja wie oft er mit dem Blick wohl schon was umsonst gekriegt hat oder bei der Polizeikontrolle vorbei kam, obwohl er mit Hundert Sachen durch das Dorf gebrettert ist.

Bei den Augen wird einfach jeder weich. Heute ist Freitag und wir haben gleich Musikunterricht. Ich stehe vor meinem Spind mit Chris und Noel zusammen.

Coco, Leni und Clary sind schon im Raum und halten uns einen Platz frei. "Also Be, jetzt sag schon mit wem du so die ganze Zeit schreibst. Etwa die große Liebe, die du in Berlin zurück lassen musstest?", fragt mich Chris und wackelt mit den Augenbrauen.

Ich bekomme einen Lachflash, weil das einfach so komisch aussieht. "Nein, im Gegenteil. Ein Freund, den ich auf einer Party kennen gelernt habe und jetzt komm, wir müssen noch rechtzeitig zum Raum.", erkläre ich und hacke mich bei ihm und Noel ein.

Gemeinsam schlendern wir zur Aula, dem Musikraum. Eine große Bühne mit roten Vorhängen erstreckt sich vor den Sitzreihen. Dieser Saal ist kein gewöhnlicher Klassenraum, sondern eher ein kleinerer Theatersaal und mir gefällt er sehr.

Doch am meisten zieht mich das allein stehende schwarze Klavier auf der großen Bühne an. Ohne auf Chris, Noel oder die anderen zu achten gehe ich auf die Bühne zu, auf der auch ein paar andere Schüler stehen und reden. Ich betrachte das Klavier und fahre mit der Hand über das schöne Holz. Bezaubernd.

Ich klimper ein paar kurze Melodien ohne wirkliche Bedeutung und freue mich über den schönen Klang. Klar und rein, wie sehr ich doch diese Töne vermiss habe. "So, Leute, heute wollen wir mal wieder unsere Stimmen üben und wie ginge das nicht besser als wenn ihr einfach mal aus dem Stand irgendeins eurer Lieblingslieder singt. Ich gebe euch mal 10 min Zeit zum kurzen üben und dann will ich die ersten hören, denn ich weiß das ihr eine meiner besten Klassen seid, also beweist es mir mal.", sagt unsere Musiklehrerin.

Oh nein. Das kann ich nicht. Ich kann nicht vor der ganzen Klasse singen. Ich habe nur mit meiner Mom gesungen und wirklich nur vor ihr. Das Singen mit ihr ist meine schönste Erinnerung mit ihr. Ich habe dies nie mit jemand anderem geteilt, erstmals weil ich Angst habe und weil ich sie nicht vergessen will.

Weil ich das Besondere beim Singen, diese Erinnerung nicht vergessen will. Doch ich komm nicht darum herum und vlt wird es gar nicht so schlimm. Immerhin will ich ja einen Neustart machen. Das muss nicht bedeuten, das ich sie vergesse, sondern das ich ihren Traum verwirkliche.

F*ck Feelings! Warum ich?Where stories live. Discover now