11 - Kopien

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I'm gonna give all my secrets away

Mit Kopien von den ganzen Papieren saß ich in Will's Zimmer. Die letzten Stunden hatte ich damit verbracht die Briefe zu entziffern, zerknülltes Papier flog auf dem Boden rum und ich schrieb die Briefe in einer lesbaren Schrift auf. Die Tür ging auf und ein blonder Mann kam ins Zimmer.

„Willst du nichts essen?", fragte Will.

Er hielt zwei Gläser und eine Flasche Wein in der Hand. Ich schüttelte den Kopf und sah von den Papieren auf.

„Mach die Tür zu bevor Liam das hier sieht", murmelte ich.

„Der ist unterwegs", gab er zurück und setzte sich zu mir aufs Bett.

Will hielt mir ein Glas hin. Ich nahm es an und Will schüttete Wein ins Glas.

„Und was hast du rausgefunden?", er nahm den Collegeblock und las sich meine drei Zeilen von gefühlt 100 Briefen durch.

„Diese Schrift ist die Hölle", nuschelte ich und nahm einen Schluck von dem Wein.

Will nahm sich den Brief von R. Seavers. Er zeigte auf die nächste Zeile und las vor. Ich schrieb seine Worte auf und sah etwas überrascht zu ihm.

„Du kannst das Gekritzel lesen?", fragte ich.

Er nickte und lachte: „Meine Schrift ist selbst unentzifferbar."

Ich nickte und nahm noch einen Schluck.

Nach einer Weile Stille fing ich an zu reden:

„Kann ich dich was fragen?"

Will nickte: „Frag."

„Was hat deine Meinung geändert?"

Der Mann zog einen der kopierten Zettel raus, überflog die Worte und zeigte auf eine Zeile. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und las die Zeilen auf die er zeigte.

„Die Leute sind doch gestört", flüsterte ich.

„Ich brauch nur einen Fehler machen und lande da genauso", murmelte er.

„Sie machen ein Spiel daraus uns sterben zu sehen."

Der Gedanke daran reichte damit mir schlecht wurde. Je mehr ich über dieses verdammte System rausfand umso mehr hasste ich es.

„Wo ist der Kopierer?", murmelte ich.

„Was hast du damit vor?", fragte er verwirrt.

Ich griff nach drei der Verträge und ging aus dem Zimmer. Was ich damit vor hatte? Ich würde diesen Schwachsinn raus bringen und dem Mist ein Ende setzen. Nachdem ich fast das ganze Haus abgesucht hatte fand ich endlich einen Kopierer. Ich legte den ersten Zettel rein und Kopierte den 50 mal, mit den beiden anderen tat ich das selbe, dann ging ich zurück zum Schlafzimmer und legte den Stapel auf die Kommode.

„Du lieferst uns beide aus", murmelte er.

„Ich liefer mich aus, also scheiß dich nicht ein."

~~~

Es klingelte an der Tür. Grace lief auf ihren High Heels zur Eingangstür und öffnete diese. Ethan kam wie erwartet ganz in schwarz gekleidet rein und sah sich um. Liam gefiel es nicht das er hier war und ging direkt zu ihm.

„Was willst du hier?", fragte Liam.

„Ich soll Hope für eine weitere Untersuchung abholen", erklärte Ethan, „heute Abend ist sie zurück."

Sein Blick war alles andere als begeistert, aber er stimmte zu. Ich griff nach meiner Tasche und folgte Ethan nach draußen zum Auto. Neben der Limousine parkte ein schwarzer Mercedes. Ethan öffnete die Autotür und sah zu mir.

„Hast du alles?"

Ich nickte und stieg ein.

In der Stadt sah ich mich um. Die heruntergekommenen Häuser, die Menschen auf den Straßen. Mir schossen die Bilder durch den Kopf die ich vor wenigen Monaten noch mein Leben nannte. Obwohl ich mich momentan nicht beschweren konnte wirkte es unreal. Ich gehörte nicht in das große Haus.

„Halt an", sagte ich zu Ethan als wir am damaligen Marktplatz ankamen.

Ich stieg auf und klebte einen von jedem Zettel ans schwarze Brett. Es dauerte nicht lange da kamen die ersten Leute schon zu mir.

„Was suchst du hier?! Willst du uns überreden freiwillig dahin zu gehen?!", fragte ein alter Mann.

Ich schüttelte den Kopf: „Ich will das ihr euer Leben in die Hand nimmt. Diese Leute denken nicht nach."

Ethan stieg aus und lehnte sich an sein Auto. Der Mann an dem schwarzen Auto sah sich um.

„Und was macht er dann hier?!", schnauzte der Alte.

Ich hielt ihm einen der Zettel hin: „Ihr geht alle drauf wenn ihr nichts tut. Der Mann da ist euer kleinstes Problem. Sieh dich um, ihr werdet immer weniger, wir werden immer weniger."

Der Mann sah zu mir auf und dann auf den Zettel, er überflog die Worte und schien noch blasser als vorher.

„Wir sind alle zum Tode verurteilt", nuschelte er.

Die Gruppe wurde größer und das Gerede lauter. Ich kam nicht mehr von dem Brett weg da sich die Leute zu den Zetteln vordrängelten und niemanden vorbei ließen.

„Hey!", schrie Ethan.

Alles wurde still. Die Leute gingen zur Seite und alle Köpfe sahen zu dem schwarz gekleideten Mann an dem Mercedes.

„Lasst sie durch bevor ihr euch gegenseitig erstickt", murmelte er unbeeindruckt.

Ich ging vom Brett weg und die Masse drückte sich wieder aneinander vorbei. Überrascht darüber wie sie auf Ethan hörten ging ich zu ihm.

„Wie..", fing ich an und wurde auch gleich unterbrochen.

„Ich bin einer der Leute die sie einsperren. Sie haben Angst", murmelte er.

Ethan stieß sich vom Auto ab und holte seine Lederjacke von der Rückbank. Nachdem er das Auto abgeschlossen hatte nickte er in eine Richtung. Ich folgte ihm die Straße entlang und sah mich um. Den Teil der Stadt kannte ich nicht, um ehrlich zu sein wusste ich nichtmal ob wir in der Stadt waren in der ich die letzten Jahre verbracht hatte.

Der schwarz gekleidete Mann stieg durch ein Fenster in ein altes Kiosk und hielt kurz danach seine Hand wieder raus, darin eine Schachtel Zigaretten.

„Jackpot", grinste er und lehnte sich auf den Rahmen des zerbrochenen Fensters.

Lachend schüttelte ich den Kopf.

„Rauchst du nicht?", fragte er misstrauisch.

„Nicht mehr", gab ich zurück, „man fand keine mehr, also musste ich aufhören."

Er kletterte wieder aus dem Fenster, öffnete die Schachtel und kramte ein Feuerzeug raus. Eine Zigarette klemmte er sich zwischen die Lippen, die Schachtel verschwand in seiner Jackentasche. Mit der angezündeten Zigarette sah er zu mir.

„Willst du ziehen?"

Ich schüttelte den Kopf und Ethan pustete den Rauch aus. Sein Blick ging an den ganzen Häusern lang und wirkte nachdenklich. Auch ich sah mich etwas um und fragte mich wo ich hier genau war, nichts kam mir bekannt vor.

„Wo sind wir hier?", fragte ich nach einer Weile.

„Ich bin hier aufgewachsen", kam von Ethan.

Er schnipste den Zigarettenstummel auf den Boden und trat kurz drauf, dann schob er eine Tür auf.

„Was machst du?", fragte ich verwirrt.

„Ich zeig dir was", er zog mich zu sich und dann schob er mich vor sich ins Gebäude.

Hope. || Abgeschlossen Where stories live. Discover now