Die erste Begegnung

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Kleiner Rückblick:

Ich heiße Kiara. Ich bin nun seit einem Jahr mit meinem Freund Ben zusammen. Ich liebe ihn unendlich doll. Doch das, was ich hier gerade in den Händen halte, reißt mir den Boden unter den Füßen weg. In meiner Hand liegt ein Stück Kunststoff und ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es so viel Bedeutung haben könnte.

Vor mir sitzt meine heulende Mutter, wobei ich nicht weiß, ob sie weint, weil es so schlimm ist oder ob sie weint, weil sie es so glücklich macht. Ich nehme ganz stark an, dass das erste zutrifft, denn schließlich bin ich gerade mal 16 Jahre alt.

Auf dem Stück Kunststoff sind 2 Striche zusehen. Ich nehme mir das Stück Papier, welches zerknittert in der Verpackung liegt und lese. Ein Strich ,,nicht schwanger'' Zwei Striche ,,schwanger''. Ich weine nicht. Nein, ich bin viel zu geschockt, um zu begreifen, was hier gerade vor sich geht.

Mein Freund Ben ist 17 Jahre alt und macht seinen Abschluss. Wir haben nichts. Nichts was wir unserem Baby bieten können. Trotzdem war mir von der ersten Sekunde eines klar. Ich werde es bekommen. Ich werde es zur Welt bringen und es lieben, wie nur eine Mutter ihr Kind lieben kann.

Heute sind wir bereits im Jahre 2018. Damals war ich erst 16, als ich eine Entscheidung traf, die mein ganzes Leben beeinflusste. Heute bin ich 20 und weiß, dass diese richtig war.

Ben und ich bekamen zusammen unsere kleine Milla. Heute wird sie bereits 3 Jahre alt und wir wohnen zusammen in einer kleinen eigenen Wohnung in unserem Ort. Ben fing in diesem Sommer eine Ausbildung an und ich entschied mich dazu, meinen Abschluss nachzuholen.

Als ich am ersten Tag den Kindergarten betrat, wusste ich direkt, dass meine Tochter dort gut aufgehoben sein wird. Als Mutter spürt man sowas einfach. Ich ging mit Milla in ihre Gruppe und dort begrüßten mich gleich 2 nette Erzieherinnen. Eine stellte sich als Heike vor. Sie ist 48 Jahre alt und hat kurze blonde Haare. Sie kommt sehr freundlich rüber. Die andere heißt Silke und ist 43 Jahre alt. Sie hat etwas längere blonde Haare und ist auch sehr freundlich.

Sie erklärten mir den Ablauf im Kindergarten und wie viel Spaß Milla hier haben wird. Sie zeigten mir die komplette Gruppe und ich war überrascht wie viel Platz hier war. Ein großer Raum mit einer Essecke, einer Puppenecke, einer Kochecke, einer Leseecke und selbstverständlich jede Menge Spielzeug.

Alles was ein kleines Kinderherz begehrt, gab es hier. Eine kleine Tür führte ins Nebenzimmer, in den Turnraum. Dort lagen Matten und Bälle. Heike erklärte mir, dass die Kinder dort die Möglichkeit haben sich auszutoben, aber dass sie auch 1 Mal in der Woche in der großen Turnhalle sind. Silke sagte <Gleich kommt eine Kollegin, die zeigt den Rest des Kindergartens>

Genau, als Silke das aussprach, betrat eine junge Frau den Raum. Ich musterte sie und es schien, als würde alles in Zeitlupe passieren. Sie war echt wunderschön. Sie hat blond-braune Haare, die sie sich hochgesteckt hat. Sie hat kristallklare blaue Augen und einen kleinen Piercing durch die Nase. 

Ihr Lächeln strahlt durch den gesamten Raum und ich konnte nicht anders als sie anzulächeln. Sie kam auf mich zu und reichte mir die Hand. Ich nahm sie entgegen und mich durchfluteten mehrere Stromschläge gleichzeitig. Dieses Gefühl war mir so unbekannt, denn ich hatte es noch nie zuvor gespürt. Sie löst etwas in mir aus, was ich nicht kenne.

Sie ließ von meiner Hand ab und stellte sich als Carolin vor. Was eine wundervolle Frau dachte ich mir. Aber Stopp. Wieso denke ich sowas? Ich stehe nicht auf Frauen, außerdem habe ich Ben. Sie sprach kurz mit Heike und sagte dann zu mir, dass ich Milla hier lassen könnte und sie mir folgen kann. Ich tat dies und Milla lief mit Silke in die Puppenecke. Kurz bevor ich raus ging, drehte ich mich nochmal um und sah Milla lachen.

Das schönste Gefühl für eine Mutter ist es zusehen, dass es ihrem Kind gut geht. Ich schloss dir Tür und Carolin sprach <Es wird Milla hier sehr gut gehen> Sie lächelte mich an. Dieses Lächeln. Egal, was für eine schlechte Laune ich hatte, sie ist definitiv verflogen. Ich sagte <Das hoffe ich sehr> Sie lächelte und lief in den langen Flur. Erst jetzt sah ich, was sie anhatte.

Sie trug eine enge hell-blaue Jeans, mit weißen Sportschuhen. Dazu ein weißen T-shirt mit blauem Aufdruck und einen dunkel blauen langen Cardigan darüber. Dazu ihre hochgesteckten Haare. Sie sah wirklich atemberaubend aus. Als ich genauer ihre Haare musterte, fiel mir auf, dass sie definitiv gefärbt sind. Die blonden Strähnen gehören nicht zu ihrer normalen Haarfarbe. 

Doch es stand ihr wirklich ausgesprochen gut. Auf einmal blieb sie an einer Tür stehen und weil ich nicht aufpasste, rannte ich fast in sie hinein. Sie lachte auf und sagte <Ich gebe nächstes Mal wohl lieber bescheid, wenn ich anhalte was?> Sie sah mir dabei in die Augen und spätestens an dieser Stelle, war es um mich geschehen. Ihre Augen, ihr Lachen, ihre Stimme. 

Heilige Güte ist diese Frau wunderschön! Ihre Augen funkeln einen an, als könnten sie nichts anderes tun. Ihr Lachen ist das schönste, dass ich jemals gehört habe und ihre Stimme klingt so weich und süß, aber gleichzeitig auch so entschlossen, als müsste man einfach gehorchen, sobald sie etwas aussprach. Man hört ihr förmlich an, dass sie Erzieherin ist.

Ich schätze sie vielleicht auf 28 Jahre. Erst als sie sich räusperte, merkte ich wie lange ich sie angestarrt haben muss. Gott, wie peinlich bin ich denn? Ich sprach schnell <Äh, ja..das wäre gut glaube ich> Sie musste sich ein lachen verkneifen und öffnete die Tür. Sie zeigte mir die große Turnhalle. Ich sagte <Milla wird hier mit Sicherheit jede Menge Spaß haben> Carolin stimmte mir zu.

Ich lief in die Turnhalle und sah mich um, doch irgendwas fühlte sich komisch an. Als ich mich zur Tür drehte, sah ich Carolin an und erwischte sie dabei, wie sie mich von oben bis unten musterte. Ich kann es ihr nicht übel nehmen, schließlich habe ich das selbe mit ihr getan. Ich lächelte sie an und sie erwiderte mein Lächeln.

Sie sprach <Ich weiß, man fragt das normal nicht, aber ich wage es jetzt. Wie alt sind Sie eigentlich?> Ich musste schmunzeln. Nicht darüber, dass sie mich nach meinem Alter fragte, aber darüber, dass sie mich siezte. Ich sagte <Also erstens, du kannst mich duzen. Ich bin Kiara. Zweitens, ich bin 20 Jahre alt und drittens, das kannst du ruhig fragen, das stört mich nicht.>

Ihr Lächeln vertiefte sich und sie strahlte mich an. Diese Wärme die sie ausstrahlt, wenn sie lächelt. Das ist unfassbar. Gerade als sie was sagen wollte hörten wir plötzlich Milla hinter uns. Sie stand dort mit Silke. Wir verabschiedeten uns und beschlossen, dass Milla ab Montag dort in den Kindergarten kommen wird.

Das war meine erste Begegnung mit ihr.



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⏰ Last updated: Feb 09, 2018 ⏰

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Die ErzieherinWhere stories live. Discover now