10-Der erste Schritt auf dem Pfad der Vergebung

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"Es war schwierig, vorhin die Beherrschung zu behalten, aber im Gegensatz zu dir hatte ich mich stets und Kontrolle und habe es deswegen geschafft. Ich habe mich der Meditation verschrieben. Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, was die Iris alles sehen kann. Welche Fragen stellen sich dir, junger Schüler? Sage sie mir und ich werde versuchen Lösungen zu finden. Unsere Gedanken sind miteinander in Harmonie. Wenn du so weit bist, wirst du mich wieder verlassen, um selbst deinen Weg zu gehen. Jeder Mensch und jeder Omnic muss seinen eigenen Weg gehen, man findet mal einen Wegbegleiter aber letztendlich geht man seinen Weg alleine bis zum Ziel."

"Meint Ihr...mir würde das alles hier leichter fallen, wenn ich meinem Bruder verzeihe? Und mit ihm rede?"

"Ja, du musst erst allen verzeihen, damit du dir selbst verzeihst. Und du musst mit ihm alleine reden."

Genji nickte und dachte kurz nach.

"In zwei Wochen ist es wieder so weit. Dann wird er beim Tempel sein."

"Bis dahin haben wir aber noch einen langen Weg vor uns. Du musst trainieren, dich komplett unter Kontrolle zu haben und völlig ruhig zu werden, sonst könnte er dich aus Reflex erneut töten, um sein Leben zu retten. Und du musst Doktor Ziegler und Overwatch verzeihen. Du bist eine Waffe aber auch ein Mensch. Overwatch sah die Waffe in dir, ich sehe den Menschen in dir. Verzeihe Overwatch und du wirst dir selbst verzeihen können."

"Natürlich. Aber wie sollen wir das in zwei Wochen schaffen?"

"Indem wir jeden Tag trainieren!"

freute sich Zenyatta heimlich. Er war guter Dinge, dass mit viel harter Arbeit dies machbar sei, wollte es aber Genji noch nicht sagen, um ihn nicht zu enttäuschen, falls sie es nicht schaffen würden.

"Das werden harte zwei Wochen... Ich meine, natürlich Meister."

"Niemand hat gesagt, dass die zwei Wochen leicht werden, aber sie werden sich lohnen, ganz bestimmt!"

"Hoffen wir's."

Tage vergingen, Tage voller Training, Schmerz, Schweiß und Anstrengung, jedoch auch voller vieler kleiner Erfolge. Genji war es nun möglich die Welt um sich herum mit dem Blick der Iris zu sehen. Am Spannendsten waren die Sitzungen im Wald. Zenyatta und Genji saßen meist Stunden um Stunden und meditierten, von Tag zu Tag länger. Es kamen nach ein paar Tagen sogar Tiere vorbei und setzten sich zeitweise zu ihnen. An einem Tag lag ein Eichhörnchen auf Genjis Schoß, während sie meditierten. Stetiger Fortschritt war ihr Begleiter auf der Reise Richtung Hanamura. Genji war nun ruhiger geworden, seine Wutanfälle wurden stetig weniger und seine Stimmung hellte von Tag zu Tag auf. Die Hälfte der Strecke hatten sie bereits zurückgelegt. Da fragte Zenyatta:

"Genji, wie ist der Kampf mit deinem Bruder damals abgelaufen? Das hast du mir nie erzählt."

Genji seufzte und fing an:

"Nach dem frühzeitigen Tod unseres Vaters forderte Hanzo, dass ich eine aktivere Rolle im Imperium unseres Vaters einnehme. Ich lehnte ab, damals ruhte ich mich auf unseren Ruhm und Wohlstand auf und benahm mich wie ein Playboy, was Hanzo sehr verärgerte. Die Spannungen zwischen uns steigerten sich zu einer gewaltsamen Konfrontation."

"Was ist ein Playboy?"

fragte Zenyatta verwundert.

"Das... ähm...versteht Ihr nicht, Meister. Das gibt's nur bei Menschen..."

"Dann erkläre es mir."

"Ich glaube nicht, dass ich euch das erklären kann Meister..."

Er rieb sich verlegen mit einer Hand den Nacken.

"Versuche es. Ich will das verstehen und lerne gerne Neues."

"Es scheint etwas Negatives zu sein, sonst würde es dir leichter fallen. Ich verurteile dich nicht für deine Vergangenheit, sondern beurteile dich nach Taten in deiner Zukunft."

"Nein, nicht direkt...negativ. Manche finden es cool, manche halten nichts davon, das ist Geschmackssache. Menschen reden nur nicht so offen darüber."

"Bin ich ein Mensch? Dann kannst du doch offen darüber reden."

"Nun ja, das bedeutet, dass man sich viel in Nachtclubs rumtreibt und...sehr viele verschiedene Frauen kennenlernt..."

"Interessant."

Mehr wollte Zenyatta dazu nicht sagen. Er sah Genji an.

"Kennenlernen."

sagte er noch so ganz beiläufig.

"Ja Meister..."

Er sah verlegen zu Boden. Zenyatta sah ebenfalls zu Boden. Er wusste nicht, was er hätte sagen sollen. Er kannte diesen Begriff nicht und hätte Genji auch nicht so eingeschätzt. Er versuchte nicht mehr drüber nachzudenken und wechselte das Thema.

"Es wird Zeit für unser heutiges Training."

sagte er schnell. Genji nickte und war froh über den Themenwechsel. Er sprang auf.

"Natürlich Meister!" 

Rebirth of a DragonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt