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Kapitel I

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Hi! Vorneweg: Finding Cara ist eine Wattpad Originals Story. Das bedeutet, dass man die ersten neun Kapitel gratis lesen kann, um reinzuschnuppern, bevor man den Rest der Geschichte mit Münzen freischaltet. Damit könnt ihr mich und andere Autoren auf Wattpad unterstützen. 

Viel Spaß mit dem Buch ☺️

***


Lächelnd stach sie zu. Das zarte Fleisch teilte sich willig und zum Vorschein kam Perfektion.

Von allen Seiten hagelte es Komplimente, die Gäste streckten gierig ihre langen Arme nach Tellern voll saftigem Wildfleisch aus, für das meine Pflegemutter Mira, eine Köchin im örtlichen Restaurant, den halben Tag in der Küche gestanden hatte. Desinteressiert wandte ich mich ab und lugte stattdessen zur Salatbar. Ich war bereits dabei, mich unbemerkt dorthin zu schleichen, als eine schwere, schwitzige Hand auf meiner Schulter landete. Mühelos zog sie mich wieder an den Tisch und ich brauchte mich nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, wer mich vom Salat fernhalten wollte.

„Kindchen, du musst doch etwas auf die Knochen bekommen, iss was G'scheits", rumpelte der Besitzer der schweißnassen Hand in tiefer Stimme, eine Aussage, der zustimmendes Gegröle von allen Tischseiten folgte. Teller wurden mir vor die Nase gehalten. Der markante Geruch des gebratenen Wilds stieg mir in die Nase, wo er ein unangenehmes Kitzeln hinterließ.

„Nein danke, ich esse vegetarisch", erklärte ich knapp und so höflich ich konnte, bevor ich mich freikämpfte, sodass ich doch noch zu meinem Teller Salat kam.

Hinter mir wurde bei Tisch heftig diskutiert, während ich mich zwischen Kartoffeln mit Paprikawürze und Nudelsalat mit Jogurtdressing entschied; eine magere Auswahl, denn Miras Familie hielt von Vegetarismus nicht viel. Meine Abneigung gegen jegliche Arten von Fleisch lag in dem Geruch, den die anderen nicht wahrzunehmen schienen. Es roch nach Rost und Rauch und ein bisschen nach den Medikamenten, die ich für eine fiese Lungenentzündung in der fünften Klasse verschrieben bekommen hatte. Glücklicherweise hatte mich Mira nie dazu gedrängt, es zu kosten.

Hungrig stach ich in ein besonders knackiges Salatblatt und etwas Dressing spritzte mir ins Gesicht. Fluchend schnappte ich mir ein Taschentuch. Die anderen amüsierten sich köstlich darüber und schon ging die Diskussion darüber, dass es unnatürlich wäre, kein Fleisch zu essen, von Neuem los. Die Zeit für Plan Holt-mich-hier-raus-ich-bin-nur-ein-Pflegekind war damit gekommen. Meine Lieblingsmasche war simpel, ich machte ein langes Gesicht, sagte, dass mir nicht wohl wäre als Außenstehende zwischen all den Verwandten und verzog mich in die Sicherheit meines Zimmers. Das funktionierte besonders gut, seitdem mein Psychologe mit Mira darüber gesprochen hatte.

Die mollige Pflegemutter machte sich allgemein nicht viel aus Kontrolle und Aufsicht, weswegen sie dem anderen Mädchen und mir Zimmer in einem separaten Häuschen am See hergerichtet hatte, und ich mich jederzeit dorthin zurückziehen konnte - ohne eine Erklärung abzugeben. Weil ich ihr Vertrauen aber nicht missbrauchen wollte, oder ihr zumindest das Gefühl geben wollte, dass ich es nicht missbrauchte, machte ich mich auf den Weg zu ihr, um mich abzumelden.

Ich trat an meine Pflegemutter heran, die ihr Gespräch mit dem beleibten Cousin für mich unterbrach. „Mira?"

„Was ist denn, Liebes? Hast du genug zu essen?", erkundigte sie sich fröhlich. Mira war ein Familienmensch, je mehr Verwandte am Tisch saßen, desto glücklicher wurde sie. „Ich weiß, der Salat ist nicht besonders großzügig ausgefallen, das nächste Mal schlage ich einige Rezepte ohne Fleisch nach. Heute war ich ein wenig in Eile."

„Ich weiß, das war schon in Ordnung. Der Salat ist lecker." Meine Versicherung war ein wenig zu eilig hervorgebracht worden, und sie schmunzelte. Das Lächeln vertiefte die Fältchen um ihre Augen.

Finding CaraWhere stories live. Discover now