Prolog

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Boah, wie oft soll ich es dir noch sagen?“, zischte Arya und räumte die Kamera zurück ins Regal. Gerade hatten wir die Jubiläums - Folge von Film Geek abgedreht, worin es um den baldigen Marvel - Hit Avengers: Infinity War ging, den ich natürlich unbedingt sehen wollte. Er war eher für Ready Player One, wovon er auch das Buch förmlich verschlungen hatte, obwohl er sonst nie las. Da wir nicht wussten, welchen Film wir denn nun sehen wollten, waren wir in Streit geraten. Jetzt hatte sich die Lage zwar wieder beruhigt, doch Arya war immer noch nicht zufrieden. „Ich stehe nicht auf Marvel, merk dir das!“,  fuhr er fort, ich nippte desinteressiert an meiner Cola. „Jemand zuhause?“ Ich nickte, hob eine Braue: „Kann es sein, dass du geistig umnachtet bist? Nichts für ungut, aber...“ „Was ist verdammt noch mal dein Problem, Bro?“, rief mein Kumpel empört. „Nur, weil ich nicht in den höchsten Tönen davon rede so wie DU, heißt es noch lange nicht, dass ich gestört bin, okay?“ Ich beruhigte ihn: „So habe ich es auch nicht gemeint, es ist nur...wir kennen uns schon seit sieben Jahren und du hast vorher immer gezögert, mir das zu erzählen? Also bitte!“ Der Halb - Perser spielte nervös mit seinen Rasta, seine eben noch harte Miene hellte sich auf. Das Eis schien gebrochen! Die Antwort war jedoch eine ganz andere. „Na ja, ehrlich gesagt...konnte ich nicht, weil...oh, schon so spät? Sorry, ich muss los, morgen um dieselbe Zeit?“, entgegnete Arya und griff nach seiner Tasche. Ich runzelte die Stirn, ließ mir dennoch nichts anmerken und begleitete ihn zur Tür: „Klar, aber sei pünktlich! Und hey, wegen vorhin...du kannst jetzt einfach entscheiden, ist das ein Angebot?“ Dankbar zeigte er mir Daumen hoch und schloss die Tür hinter sich, polterte hastig die Stufen hinunter. Ich wartete, bis seine Schritte verklungen waren und warf mich dann zurück auf die Couch. Seine Worte wollten mir nicht aus dem Kopf gehen, es musste einen Grund haben, warum er so schnell das Thema gewechselt hatte. Und den würde ich noch früher herausfinden, als mir lieb war...

Ich kann mich erinnern, als wäre es gerade erst vor wenigen Sekunden passiert. Dabei ist es schon so lange her, dass ich gar nicht mehr weiß, ob es überhaupt real ist. Es ist, als ob plötzlich etwas aus unseren Videos Gestalt angenommen hätte, nur detaillierter und weniger lückenhaft. „Wir dulden kein Versagen, Mister Lee!“, haben sie damals gemeint und mich so aus meinem durch und durch normalen Leben gerissen, auf einmal war ich jemand anderes. Ich war nicht mehr der verrückte Youtuber an der Seite des Freestyle - Rappers Jay Samuelz, sondern ein ganz anderer Mensch. Jemand, der aufgrund seines Auftrags anfängt, das Leben zu schätzen, mit anderen Augen sieht. Mein Dienst an der Menschheit hat gerade erst begonnen...und irgendwann werde ich es ihm sagen.

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