Erklärungen

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„Lev! Mitkommen!"
Angesprochener, und deutlich rot angelaufener, zuckte zusammen und folgte so schnell wie möglich seinem Senpai vor die Halle, wo er von diesem mit verschränkten Armen empfangen wurde.

„Ist das wahr?", fragte Yaku mit ruhiger Stimme. Er versuchte ruhig zu bleiben. Aber in seinem Inneren tobte ein regelrechter Kampf. Er wusste einfach nicht, wie er seine Gefühle einordnen sollte. Ihm schwirrte der Kopf angesichts der Tatsache, dass er Lev geküsst haben soll. Bei der Vorstellung daran schlug sein Herz schneller, aber er wusste einfach nicht warum. Was waren das für Gefühle? Und seit wann hatte er die denn schon? Alles Fragen, die Yaku nicht in der Lage war zu beantworten.

„J-Ja."
Lev stand mit zu Boden gerichteten Augen vor dem Braunhaarigen. Seine Schultern waren nach unten gezogen und sein Ton eindeutig ängstlich.
Bei dem Anblick schnürte Yaku sich die Kehle zu. Er wollte Lev nicht so sehen. Er wollte aber auch Antworten.
„Wie ist das passiert?"
Noch immer blieb sein Ton ruhig. Lev wagte einmal einen kurzen Blick zu ihm zu werfen, bevor er ihn wieder senkte und antwortete:
„Du weißt ja noch, dass wir bei Kuroo am Freitag einen Spieleabend gemacht haben, das ganze Team zusammen. An dem Abend wollte der Großteil von uns Flaschendrehen spielen, weshalb wir das dann auch gemacht haben. Jeder der drankam musste natürlich Wahrheit oder Pflicht wählen und egal bei welcher Wahl erstmal einen Becher Bier auf Ex trinken. Kuroos Eltern waren nicht da und er hat den Vorrat seines Vaters geplündert. Du warst schneller betrunken als alle anderen, obwohl du eigentlich am wenigsten dran warst."

Das konnte Yaku sich denken. Auch wenn er es nicht gerne gesagt bekam, bei seiner Größe vertrug er eben nicht so viel wie die anderen. Der Erstklässler fuhr fort:
„Irgendwann kamst du dann wieder dran und hast Wahrheit genommen. Nachdem du deinen Becher getrunken hattest, wollte Kuroo-san wissen, in wen du verliebt bist. Zuerst hast du nur etwas genuschelt, aber als Kuroo nochmal nachgefragt hat, h-hast du..."

Lev kam ins Stocken und errötete bei der Erinnerung daran. In Yaku machte sich noch mehr dieser unbekannten Aufregung breit, die er seit Samstagmorgen fühlte und unbewusst hielt er die Luft an.

„D-Du hast gesagt, dass du m-mich l-liebst. Und dann hast du mich g-geküsst."


...


Yakus Kopf war leer. Sein Herz hatte einen Schlag ausgesetzt ehe es anfing, sein Blut schneller und heißer als zuvor durch seine Adern zu pumpen. Dass Yamamoto das vorhin schon gesagt hatte, hatte keine Bewandnis mehr, als er es aus dem Mund des Mittelblockers hörte.

Er hatte Lev geküsst. Den sonst so nervigen untalentierten Erstklässler, der nichts auf die Reihe bekam. Warum also fühlte sich Yaku von einer Welle aus purer Zuneigung zu ihm überrollt, sodass er Lev einfach nur in den Arm nehmen und dessen Lippen auf seinen eigenen spüren wollte?
Er musste schwer schlucken, um diesem Drang nicht nachzugeben. Er brauchte noch zwei beantwortete Fragen. Und dann... vielleicht...

„Hast du den... Kuss erwidert?"
Lev sank noch mehr in sich zusammen und Yaku bereute es, so selbstsüchtig zu sein.
„Ja.", gab Lev schließlich mit verlegener Stimme zu.

Dem Libero wollte die nächste, letzte, für ihn aber auch wichtigste Frage nur schwer über die Lippen kommen. Also räusperte er sich kurz.
„Warum?"
Würde Lev die Frage nicht beantworten wollen, würde Yaku nicht nochmal nachfragen, egal wie sehr er darauf brannte, die Antwort zu bekommen.

„Ich... Naja, also ich...", fing Lev an zu stottern, „Ich fühle mich immer... so gut, wenn du da bist. Es ist, als ob alles p-perfekt wäre. Alles ist dann viel heller und... schöner, als wenn du nicht bei mir bist. U-Und wenn ich dich sehe, fängt mein Herz immer an, ganz schnell zu schlagen und ich werde immer total nervös. Ich kann mich dann auf nichts mehr außer auf dich konzentrieren. Deine Augen lassen mich dann nicht mehr los und plötzlich sind sie dann nicht mehr braun, sondern golden. Und ich... Ich...
Ich habe den Kuss erwidert, weil ich dich liebe, Yaku!"

Lev hatte die Augen zusammengekniffen und war leicht außer Atem. Genauso wie Yaku, dem bei Levs Worten immer wärmer und wohler wurde. War es bei ihm nicht auch so? Oder zumindest so ähnlich? Liebte er Lev?
In seinem Körper breitete sich ein Gefühl von Zustimmung aus und angesichts dieser Erkenntnis steigerte sich seine Aufregung nochmal um ein Weiteres.

„Lev, küss mich!"
Wie hatte er das so lange nicht merken können? Wie hatte er nicht merken können, dass er Lev liebte, ihn bei sich haben wollte? Seine Lippen auf die des Jüngeren drücken zu wollen? Und vor allem: Wie hatte er nicht merken können, dass er sich ohne Lev nicht mehr komplett fühlen konnte?

„Hah? Machst du Späße, Yaku-san?"
Unsicherheit und die Angst vor Zurückweisung war aus der Tonlage seiner Stimme herauszuhören.
„Baka! Glaubst du wirklich, ich würde sowas sagen, wenn ich es nicht ernst meinen würde?!"
Und schon wieder verfluchte Yaku seine geringe Körpergröße. Wäre er größer, könnte er an den Kopf des anderen reichen, doch so könnte er das nur mit einem Sprung nach oben schaffen. Wenn...


...


Yakus Augen weiteten sich überrascht bevor er seine Lider schloss und vorsichtig Levs sanften  Kuss erwiderte. Wie automatisch legte er seine Arme um den Hals des anderen und zog ihn so noch näher zu sich. Seine Beine schlagen sich um die Hüfte Levs, als dieser sich wieder aufrichtete. Ihre Körper schmiegten sich noch enger aneinander. Dass sie noch immer vor der Turnhalle standen und jederzeit jemand rauskommen könnte beachteten sie gar nicht.



Er fühlte sich als könnte er die ganze Welt erobern, alles schaffen könnte, was er wollte. Solange Lev an seiner Seite war, würde alles gelingen. Das plötzliche Gefühl der Vollkommenheit ließ ihn in einen Rausch verfallen. Es war egal wie ungeschickt der Kuss war, hatten sie doch beide keinerlei Erfahrung. Dennoch bat Yaku mit seiner Zunge vorsichtig um Einlass, der ihm von Lev sofort gewährt wurde. Sie vertieften ihren Kuss immer weiter und weiter, drückten sich immer näher aneinander, bis sie schließlich keine Luft mehr bekamen und sie sich notgedrungen voneinander lösen mussten.

„Ich liebe dich auch, Lev."
Yaku lehnte sein glühende Stirn an die nicht minder heiße von Lev. Dieser verstärkte seine Umarmung um Yakus Körper noch einmal. Er fühlte sich davon aber nicht erdrückt oder so. Stattdessen machte sich in ihm eine tiefe Zufriedenheit breit und er legte seine Lippen ein weiteres Mal auf die des Erstklässlers. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine solche Zuneigung zu jemand anderem zu empfinden. Die Bewegungen seiner Lippen verlagsamten sich und ließen den Kuss so weniger ungeschickt als vielmehr liebevoll und erfahren wirken. So, als wäre es schon immer so gewesen. Als ob sie schon immer zusammen gewesen wären.

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Vielen Dank fürs Lesen! Es tut mir leid, falls die Charaktere ein bisschen zu ooc geworden sind. Ich hoffe natürlich, der TwoShot hat euch trotzdem gefallen. Über Reviews (auch gerne mit konstruktiver Kritik) würde ich mich sehr freuen.

GLG Eure Shira-chan


Vergessen (Haikyuu FF - Yaku x Lev)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora