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"Freya!""Nein

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"Freya!"
"Nein.", sprach das rothaarige Mädchen, ohne ihren Blick auch nur für eine winzige Sekunde vom Geschichtsbuch in ihren Händen wegzureissen. Mit einem Leuchtstift gewappnet, las sie sich die wenigen Seiten über die europäische Bündnispolitik des ersten Weltkrieges durch und versuchte angestrengt die nervenauftreibende Stimme von Scott und seinen Begleitungen zu ignorieren.

"Freya!"

Lydia Martin. Unheimlich beliebt, unglaublich schön, zu Freyas Missfallen war Lydia die zweite Rothaarige dieser Schule neben ihr selbst. Doch bis auf die roten Haare teilten sich diese beiden Mädchen gar nichts. Lydia war klein, hatte volle Lippen, grüne Augen und war, was die Mode anging, immer ganz vorne mit dabei. Freya hingegen war gross, so, dass ihr nur wenige Zentimeter, vielleicht fünf, fehlten, damit sie mit Scott gleichauf war. Ihre eisblauen Augen bildeten den perfekten Kontrast zu ihren feuerroten Haaren, aber vorallem war sie still. Eine Einzelgängerin durch und durch und sie wollte nichts daran ändern.

"Freya Snow!", rief Lydia wieder mit ihrer hohen, piepsigen Stimme und rannte in ihren steilen Absätzen dem stillen Mädchen hinterher, um sie an ihren Schultern zurückzuhalten.

"Freya!"

"Ich kann euch nicht helfen!", rief Freya wütend und schüttelte Lydias Hand ab. Sie wollte nichts weiteres, als in Ruhe gelassen zu werden, sie wollte nichts mit dem ganzen übernatürlichen Unsinn zu tun haben, selbst wenn sie vielleicht unfreiwillig ein Teil davon war.

"Komm schon Freya, wir brauchen dich! Bloss dieses eine Mal, ein einziges Mal.", bat Scott, seine Stimme leicht mit Verzweiflung gefüllt.

"Nope.", murmelte Freya wieder und beschleunigte ihre Schritte, als sie kräftig zurückgerissen wurde und dadurch ihren Halt verlor. Sie wäre zu Boden gestürzt, hätte Scott sie nicht gefangen.
Aiden oder Ethan, keine Ahnung wer von den beiden wer war, hatte sie zurückgerissen und stand nun vor ihr. Seine Augen funkelnd und leuchtend, wie sie es nur bei wütenden Werwölfen taten. Eine Gänsehaut machte sich auf ihrem Körper breit, obwohl sie wusste, dass kein Werwolf ihr irgendetwas antun konnte. Scott würde es verhindern, sie selbst würde es verhindern können, wenn sie es wollen würde. Das Problem war, dass sie es nicht wollte. Ihre Kräfte jagten ihr eine verdammt grosse Angst ein, sie würde sie so wenig benutzen, wie nur möglich.

"Diese ganze Stadt könnte zerstört werden. Alle Menschen werden sterben, Stiles wird sterben, wenn du uns jetzt nicht hilfst!", knurrte einer der Zwillinge. Freya zuckte kurz zusammen, fasste sich dann allerdings wieder und schüttelte den Kopf.

"Ich werde euch nicht helfen. Ich kann nicht, ihr versteht nicht...", stammelte sie, als Malia vortrat.

"Du kannst und du musst. Bloss dieses eine Mal, wir brauchen seinen Aufenthaltsort, mehr nicht und dazu brauchen wir dich. Er ist versteckt, nur du und deine Gabe..."

"Ich kann meine Gabe nicht anwenden!", blaffte Freya ihr rein. Ihr Körper zitterte unkontrolliert. Jeder der Gruppe starrte sie überrascht an, in manchen Blicken erkannte sie selbst Spuren an Mitleid. Sie holte einige Male tief Luft, in der Hoffnung, die könnte sie beruhigen, doch das tat es nicht.

"Ihr wisst nicht, wie es ist. Wie es ist, ihre Gedanken zu hören. Wie es ist mitten in der Nacht aufzuwachen, schreiend, weil man während der Nacht nichts anderes als die Gedanken irgendwelcher Psychopathen in seinem Kopf hört! Je mehr ich meine Gabe anwende, desto weniger kann ich sie unter Kontrolle halten und wenn ich sie nicht unter Kontrolle habe, verliere ich meinen Verstand.", wimmerte sie, einen Tränenschleier in den Augen, der alles verschwimmen liess. Scotts Rudel wusste nicht genau, wie Freya sich fühlte, doch sie alle kannten die Angst, die Freya hatte. Und Scott wäre der absolut Letzte, der Freya jemals zu irgendetwas drängen würde, er hatte es nicht getan, als er sie gefragt hatte, ob sie Teil des Rudels sein wolle und sie abgelehnt hatte, er hatte sie alleine gelassen, so, wie sie es gewollt hatte. Aber in diesem Fall ging es um seinen besten Freund. Stiles würde sterben, würde Freya nicht mit ihnen zusammenarbeiten und das war ein zu grosses Opfer, welches er nicht eingehen konnte. Niemals.

"Bitte, Freya. Stiles wird sonst sterben.", flüsterte er, Schmerz und Angst in seinen Augen. Freya begann heftiger zu zittern.
"Ich... kann nicht, ich..."
"Er ist unschuldig! Ein Mensch, Freya, und er wird sterben und viele weitere Menschen werden sterben, die nichts getan haben, wenn wir den Nogitsune nicht aufhalten."

Freya schaffte es nicht vom Boden aufzusehen. Sie hatte Stiles immer gemocht, sie waren nie befreundet gewesen, doch als einen Bekannten hatte sie ihn gemocht. Er besass Humor und hatte sie einige Male zum Lächeln gebracht und noch viel wichtiger... er und Scott waren eine kurze Zeit lang die einzigen dieser Schule gewesen, die keine Witze über Freya gemacht hatten, sie hatten sich nicht lustig über sie gemacht und sie auch nicht gemieden, wie es Lydia, Jackson und überhaupt die meisten Schüler getan hatten.
Aber war Stiles ihr wichtig genug, um das Risiko einzugehen?

Die Antwort war klar.

"Ein einziges Mal. Wenn es nicht funktioniert, lässt ihr mich in Ruhe und bittet mich nie wieder um etwas.", flüsterte sie leise. Scotts Gesicht hellte sich schlagartig auf, er gab ihr eine kleine Umarmung, bei der sie stocksteif stehen blieb und sich nicht rührte.

Die Antwort war nein. Stiles war ihr nicht wichtig genug, doch die restlichen Menschen dieser Stadt waren es. Ihre Familie beispielsweise.

"Vielen Dank, Freya. Nach der Schule, abgemacht?"

Sie nickte und wartete, bis alle des Rudels an ihr vorbei gelaufen waren, bis alle Schüler im Schulhaus verschwunden waren, bevor sie einen Schritt in die Richtung des Gebäudes machte.
Durch das feste, konstante Zittern ihrer Hände fielen ihre Bücher zu Boden, Blätter, die zwischen den Seiten geklemmt hatten, verteilten sich auf dem Boden oder flogen mit dem starken Wind davon. Sie versuchte m, alles wieder in die Hände zu bekommen, liess sich letztendlich allerdings schluchzend zu Boden sinken. Die Augen fest zusammengekniffen. Tränen kullerten ihre geröteten Wangen hinunter.

Sie wollte nicht. Sie wollte ihre Kräfte nicht benutzen... sie wollte nicht.

Sie war nicht wie Scott oder die anderen. Sie wusste nicht, was sie war, sie wusste nicht, wie sie ihre Kräfte kontrollieren konnte, sie wusste nicht, wer Freya Snow überhaupt war.

Sacrifice (Void Stiles)Where stories live. Discover now